hamburg:pur Dezember 2025

Foto: Mathias Bothor FILM CHRISTIANE PAUL „Das ist der Film, den wir jetzt alle brauchen “ Zuletzt hat die Schauspielerin vorwiegend im Ausland gedreht, doch im letzten Film von Wolfgang Becker, der vor knapp einem Jahr gestorben ist, ist Christiane Paul nun wieder in einer deut- schen Produktion im Kino zu sehen: „Der Held vom Bahn- hof Friedrichstraße“. Ein Gespräch über ebenjenen Film, Social Media und die verbindende Kraft des Kinos „Der Held vom Bahnhof Friedrich­ straße“ leistet für Christiane Paul „eine Erinnerung daran, was uns eigentlich verbindet“ hamburg:pur Aktion! Für die Premiere von „Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße“ (mit Charly Hübner) am 7.12., 19.30 Uhr in den Zeise Kinos verlosen wir 5 x 2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „Friedrich- straße“ an verlosung@szene-hamburg.com ; Einsendeschluss: 3.12. Christiane, du standst das erste Mal 1991 für „Deutschfieber“ vor der Kamera, das ist jetzt 34 Jahre her. Was geht in dir vor, wenn du das hörst? Christiane Paul: Das ist eine ganz schön lange Zeit. Im Alltag ist mir das nicht so bewusst, aber wenn man da so draufguckt, ist das schon verrückt – vor allem, weil viele Neue hinzuge­ kommen und einige auch nicht mehr dabei sind. Insofern ist es schon schön, dass ich so lange durchgehalten habe. (lacht) Wie ist das, wenn du mit neuen Kolleginnen und Kollegen spielst: Hat sich die Art und Weise verändert, wie die sich Stoffen und Figuren nähern? Das ist individuell sehr unterschiedlich. Aber es ist natürlich toll, mit jungen Kollegen zu arbeiten. Mit Leonie Benesch habe ich nun schon zum zweiten Mal gedreht, was sehr schön ist. Interessant ist, dass sich die Bran­ che an sich in den letzten Jahren durch die Streamer total verändert hat, und das hat auch Auswirkungen auf die Menschen, die Filme ma­ chen. Auch hinsichtlich Publicity hat sich durch Social Media wahnsinnig viel getan – also hin­ sichtlich der Möglichkeiten, wo du sichtbar werden kannst. Wenn du das denn willst. In welchen Bereichen merkst du diese Ver- änderungen ammeisten? Zum einen ist der Markt, eben insbesondere durch die Streamer, sehr viel internationaler geworden. Ich habe zum Beispiel in den letz­ ten Jahren viel international drehen können und wenig in Deutschland. Die Welt wächst durch die Streamer zusammen, Stoffe werden viel übergreifender erzählt und es gibt mehr Aufgeschlossenheit gegenüber Schauspielern aus anderen Ländern. Zum anderen höre ich aber insbesondere von jungen Kollegen, dass es mittlerweile auch Besetzungen nach Fol­ lower-Zahlen gibt, und das ist irgendwie viel­ leicht keine so gute Veränderung. Wo es also weniger um schauspielerische Qualität, sondern um Reichweite geht? Sicherlich nicht ausschließlich, aber Reich­ weite ist dann eben auch ein Kriterium. Früher gab es durch die Ermittlung von Zuschauer­ zahlen zwar auch schon Vergleichbares. Social Media spielt natürlich auch als Werbefläche heute eine wichtige Rolle, vor allem weil die 22 FILM alten Medien leider in dieser Hinsicht an Relevanz und Sichtbarkeit verloren haben. Wie nutzt du Social Media? Ich kann Social Media leider nicht wirklich und möchte das auch nicht so richtig. Es ist doch ein großer Aufwand und hat auch wenig damit zu tun, was wir als Schauspieler eigentlich machen. Ich habe da zudem eine total naive Sorge, dass mir das was wegnimmt – so ein bisschen wie Native Americans, die sich früher nicht fotografieren lassen wollten aus Angst, das würde ihnen einen Teil ihrer Seele rauben. Ich habe eine ähnliche Sorge: dass das etwas von mir preisgibt, was ich für meine Arbeit brauche. Also verweigerst du dich Social Media kom- plett? Nein, ich habe Instagram, aber ich nutze das eher wie eine Website: Ich poste ab und zu Dinge, die mit meiner Arbeit zu tun haben. Aber eigentlich erwarten viele Social-Media-Nutzer, glaube ich, private Einblicke, und das ist nicht so meins. Die Jungen können damit auch viel besser umgehen, weil sie da reinwachsen. So Mittelalte wie mich stellt das schon vor He­ rausforderungen. (lacht) Wie bist du zu „Der Held vomBahnhof Fried- richstraße“ gekommen? Wolfgang und ich hatten uns im November 2023 in der Filmakademie gesehen und uns dann im Januar 2024 wieder getroffen. Mitte 2024 rief er mich dann an und meinte, er würde mir gerne mal das Buch schicken. Ich saß gerade im Zug von Köln nach Berlin, habe das noch auf der Fahrt gelesen und fand es total toll. Daniel Brühl, Jürgen Vogel, Leonie Benesch, Thorsten Merten, Peter Kurth, Charly Hüb- ner, du – der Cast des Films liest sich ein bisschen wie das Who’s who des deutschen Films. So als hätte manWolfgang Becker da- durch noch mal eine letzte Ehre erweisen wollen. Kann man das imRückblick so sehen? Das war sicher nicht die Motivation. Wolfgang ist so ein respektierter, geachteter und beson- derer Regisseur, dass er das gar nicht nötig gehabt hat. Aber gerade deshalb wollten die Leute wahr- scheinlich alle mitmachen. Ja, wegen Wolfgang als Regisseur – nicht, weil es nun sein letzter Film ist. Und weil das Buch und die Geschichte so wahnsinnig gut sind. Ich kann natürlich nicht für Daniel sprechen, aber er ist Wolfgang sicherlich auch sehr ver- bunden wegen der Filme, die die beiden zu- sammen gemacht haben: „Ich und Kaminski“ und „Good Bye, Lenin!“ Du hast in einem anderen Interview mal ge- sagt, diesen letzten Film mit Wolfgang ma- chen zu können, hätte dich zutiefst glücklich gemacht. Wann hast du von der Krebserkran- kung Wolfgangs erfahren? Ich wusste das schon länger, aber als wir uns im Januar 2024 getroffen haben, haben wir Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg Jetzt abonnieren: HEUTE IN HAMBURG Newsletter szene-hamburg.com/newsletter präsentiert winterspektakel.de AB 18. 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