hamburg:pur Dezember 2024

Foto: Maris Eufinger Alarm in’t Theater- huus – Carmen darf nicht platzen Hotelassistentin als singende Femme fatale Premierentag im Provinztheater. In der Suite des benachbarten Hotels erwartet man eine berühmte italienische Gastsopranistin, die am selben Abend den Part der „Carmen“ in Bizets Oper singen soll. Doch der Star kommt mit Verspätung an, ist indis­ poniert, verweigert die Probe und setzt sich schließ­ lich mit einem unbekömmlichen Cocktail aus Tab­ letten und Alkohol außer Gefecht. Es ist also „Alarm in’t Theaterhaus – Carmen darf nicht platzen“. Auf eine solche Chance hat das weibliche Faktotum des Hotels gewartet: Cleo, heimlich singende As­ sistentin der Hoteldirektorin, soll ebenso heimlich übernehmen. Dank Perücke, Kostüm und einigen Tipps der Diva kurz vor deren Kollaps verwandelt sich die biedere Hotelangestellte in eine südlän­ dische Verführerin – und niemand bemerkt den Schwindel. Unglücklich erweist sich das Wieder­ Der eigene Tod Wenn das Denken erlischt Drei Männer in hellen Sommeranzügen legen sich abwechselnd mit weit geöffnetem Mund flach auf den Rücken, als erwarte­ ten sie eine Wiederbelebung – oder eine Zahnbehandlung. Ob das eine oder das andere zutrifft, bleibt offen, beides passt. Denn der ungarische Schriftsteller Péter Nádas (82), dessen essayistischer Erfahrungsbericht „Der eigene Tod“ im Maler­ saal in der ungewöhnlichen Form einer gespielten Lesung unter der Regie von András Dömötör überzeugt, erlitt im April 1993 einen Herzinfarkt, nachdem er bei einem Zahnarztbesuch deut­ liche Vorzeichen bemerkt und ignoriert hatte. Die Folge: der eigene Tod. Dreieinhalb Minuten lang ist Nádas nicht mehr von dieser Welt, dann wird er reanimiert und schildert in seinem verarbeitenden, philosophischen Text die Nahtoderfahrung, einschließlich der Vorgeschichte. Auf der Bühne wechseln sich Matti Krause (angemessen nervös und fahrig), Jan Thümer (auf­ geregte Verbissenheit verkörpernd) und Markus John (sehr überzeugend, tiefgründig, forschend) im Vortrag ab, sprechen aber wichtige Sätze („Du entgehst deinemSchicksal nicht“) im Chor. Währenddessen spielen sie in der neuen, dauerhaften Malersaal-Kulisse aus flexiblen Gerüsten, die sich in Innen- und Außenräume verwandeln können (Bühne: Julia Oschatz), den Todestag nach. Mit hohemKörpereinsatz stellen sie die Grenz­ erfahrungen vor dem Infarkt dar, etwa große Angst durch Luft­ mangel, starke Schmerzen und surreale Wahrnehmungen im Alltag. Als schließlich die Bühnenbeleuchtung stellvertretend für das Lebenslicht erlischt, kommen die drei Stimmen aus der Dunkelheit und folgen Nádas in die Zeitlosigkeit zwischen Dies- und Jenseits, wo Freiheit von Empfindungen und begrifflichem Denken herrscht, wo einstige Erlebnisse als abstrakte Bilder schweben und wo Gott durch Abwesenheit glänzt: „Licht ist für ihn die glaubwürdigste Metapher“. Text: Julika Pohle 1., 21. DEZEMBER UND WEITERE TERMINE; Deutsches Schauspielhaus (Malersaal) THEATER 20 Foto: Oliver Fantitsch THEATER aufstehen der Originalbesetzung: Als sie kostümiert im Theater auftaucht, soll sie als Verrückte verhaf- tet werden, kann aber entkommen. Nach der ge- lungenen Aufführung mit der C(leo)-Besetzung sorgt die doppelte Carmen zurück in der Hotelsuite für ein gut choreografiertes Chaos – dank sechs Schrank- und Zimmertüren ein furioses Finale der Inszenierung. Die übernahmMax Claessen als Ohn- sorg-Debüt: Er lässt Opernposen karikieren, stellt übertriebenes Fantum bloß, überzeichnet indes mitunter die Gesten bis zur Unkenntlichkeit à la Stummfilm-Dramatik. In der plattdeutschen Erst- aufführung von Ken Ludwigs Komödie glänzt Nele Larsen in der Mehrfach-Metamorphose zwischen Cleo und Carmen. Stimmstark besteht sie neben Caroline Kiesewetter, die als kapriziöser Opernstar strahlt. Sehr witzig bringt sich die dritte Sprache des Abends ein: Neben Hoch- und Plattdeutsch sprechen die Diva und ihr Gatte (urkomisch: Erkki Hopf als eifersüchtiger Südländer) ein mit italieni- schemAkzent durchwirktes Deutsch. Dessen häu- figste Vokabel im ehelichen Dialog: „Schaaanauze“! Text: Dagmar Ellen Fischer 15., 19., 20., 22., 25. DEZEMBER UND WEITERE TERMINE; Ohnsorg Theater Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg Jetzt abonnieren: HEUTE IN HAMBURG Newsletter szene-hamburg.com/newsletter Die neue Show HINOTORI 26. - 31.12.24 Kampnagel Hamburg ATG ENTERTAINMENT IN ASSOCIATION WITH KNOCK ON ENTERTAINMENT BV PRESENTS *0,20 EUR/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 EUR/Anruf Tickets: 01806 - 10 10 11* · www.yamato-show.de 21

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