hamburg:pur Dezember 2023

Foto: Paramount Pictures Foto: Focus Features/Jeong Park FILM BlackBerry – Klick einer Generation Es war schon eine Überraschung, dass diese Tragikomödie im Wett- bewerb der diesjährigen Berlinale gelandet ist. Denn so rasant sie auch von Aufstieg und Fall des Blackberry erzählt, kann man sich schon fra- gen, ob das erste Smartphone, das Telefon und Mailprogramm gleich- zeitig war, heute noch interessiert. Ausgetüftelt wurde es zwischen Movie Nights und Papierkorb-Wurf- wettbewerben von einer Handvoll Nerds mitten in der kanadischen Provinz. Zu einem der erfolgreichsten Tech-Produkte überhaupt, das zeitweise 45 Prozent des Weltmarkts beherrschte, wurde es durch den skrupellosen und cholerischen Manager Jim Balsillie. „Durst ist ein Zeichen von Schwäche“, fährt er die Nerds bereits bei ihrem ersten Kundentreffen an, als sie am Wasser nippen wollen. Und aus diesem Clash der Kulturen zieht der Film seinen Drive. Daraus, wie der IT-Nerd und CEO Doug Fregin (Komiker Matt Johnson, der auch Regie führte) mit Frottee-Stirnband und dem Spieltrieb eines Kindes störrisch an der einstigen Anarchie ihres Business festhalten will und wie auch sein Kompagnon Mike Lazadaris (Jay Baruchel) zwischen Kumpelei und dem großen Geld hin- und hergerissen ist. Längst ist da natürlich Schluss mit Movie Nights, mit flachen Hierarchien und gesellschaftlichen Vi- sionen. Flapsige Ansagen haben sich in Befehle verwandelt und der Pioniergeist in knallharten Kapitalismus. Und so ist die spöttische Komödie mit ihren Handkamera-Sequenzen und schnellen Schnitten trotz aller Blackberry-Nostalgie ganz auf der Höhe der Zeit. Denn sie ist durchaus auch ein Kommentar zum Silicon Valley, wo es trotz Eileen Es gibt Filme, die lösen vom ersten Moment an ein Unbehagen, eine Anspannung aus, entwickeln dann einen nicht zu entkommenden Sog, erzeugen eine permanente Spannung – und offenbaren sehr viel spä- ter Schwachstellen. Genauso funktioniert WilliamOldroyds Verfilmung von Ottessa Moshfeghs 2015 erschienenen Roman „Eileen“: Er führt in die Irre, lässt das Publikum Unheil erahnen, ohne es greifen zu kön- nen. Im Mittelpunkt zwei unterschiedliche, starke Frauen, großartig gespielt von Thomasin McKenzie und Anne Hathaway. McKenzie gibt die Titelheldin Eileen, eine junge Frau, die mit ihrem alkoholkranken Vater, einem ehemaligen Polizisten, in einem herunter- gekommenen Haus lebt. Den Lebensunterhalt verdient sie im örtlichen Smoothie-Makern und All-Gender-Toiletten längst nur noch um knall- harte Milliardengewinne geht. Blackberry scheiterte an diesem Grö- ßenwahn. Viel zu lange hatte es einen gewissen Steve Jobs, der an einemMobiltelefon mit Touchscreen bastelte, nicht ernst genommen. So fand die Ära der Brombeere schließlich ein jähes Ende und der Apfel übernahm. (sd) AB 7. DEZEMBER KAN 2023; 121 Min.; R: Matt Johnson; D: Jay Baruchel, Glenn Howerton, Matt Johnson ★★★★★ Gefängnis für junge Männer, ihre sexuellen Fantasien lebt sie allein aus, im prüden Massachusetts, Mitte der 1960er-Jahre. Von ihren Kol- leginnen wird sie ausgeschlossen, bis eines Tages die junge, mondäne, selbstbewusste und in Harvard ausgebildete Psychologin Rebecca (Anne Hathaway) imGefängnis ihren Dienst antritt. Diese versucht nicht nur die strengen Behandlungen der Gefangenen zu modernisieren, sondern sucht auch den privaten Kontakt zu Eileen. Jene ist fasziniert von dieser selbstbewussten Frau, die später in einer Bar mit ihr tanzt und einem aufdringlichen Verehrer kurzerhand ins Gesicht schlägt. Von Anfang an ist Rebecca mysteriös, ihr Handeln und vor allem ihr offen- sichtliches Bemühen um die schüchterne Eileen unverständlich. Am Weihnachtsabend lädt Rebecca zu sich nach Hause ein. Doch schnell wird klar, dass mit ihr und dem Haus etwas nicht stimmt. McKenzie und Hathaway geben diese beiden so unterschiedlichen Frauen ganz grandios. IhremSpiel ist die kaum zu ertragene Spannung zu verdanken. Doch ebenso wie in der Beziehung zwischen den beiden etwas nicht stimmt, so passen auch im Plot viele Dinge nicht zusam- men. Zu viele Seitenstränge macht Oldroyd auf, die dann ziellos ins Nichts mäandern. Eileens Wandlung von dem verschüchterten, resi­ gnierten Mädchen zu einer selbstbewussten jungen Frau innerhalb weniger Tage nimmt man McKenzie zwar ab, bleibt aber doch wenig nachvollziehbar. Zugleich legt Oldroyd ganz im Stile Hitchcocks viele Fährten aus, die das Unheil ankündigen und damit diese ständige An- spannung evozieren. So ist „Eileen“ ein sehr klug gemachter Thriller, der am Ende aber nicht hält, was er verspricht. (bs) AB 14. DEZEMBER USA 2022; 97 Min.; R: William Oldroyd; D: Thomasin McKenzie, Anne Hathaway, Shea Whigham ★★★★★ 26 Foto: fabw-v.-fels FILM Kurzfilmtag Der 21. Dezember ist bekanntlich der kürzeste Tag des Jahres. Was passt also besser, als diesen Tag mit Kurzfilmen zu ver- bringen? Um es kurz zu machen: Der „12. Kurzfilmtag“ bietet deutschlandweit ein kurzweiliges Programm – so auch in Ham- burg. Im vergangenen Jahr gab es eine Rekordbeteiligung von 570 Veranstaltungen in ganz Deutschland. An diesen Erfolg will der diesjährige Jahrgang anknüpfen. Das Fokusthema lautet: „In der Schwebe“. Geboten wird „Kurzfilmpower aller Couleur“. Hierzu werden zahlreiche Filmveranstaltungen auf die Beine gestellt und laden in unterschiedlichen Hamburger Locations (unter anderem im Abaton, Metropolis, 3001 Kino, FilmRaum, Kulturschloss Wandsbek und KulturWerk Rahlstedt) zum Film- vergnügen ein. Die kurzen Filme ermöglichen es, neue Pers- pektiven einzunehmen, Vertrautes mit einem frischen Blick zu betrachten oder sich einfach mal kurz berieseln zu lassen. Die Besonderheit: Jeder kann eine eigene Veranstaltung ausrich- ten und in diesemRahmen das fertige Filmprogramm oder eige- ne Filme zeigen. Geboren wurde der Kurzfilmtag 2011 in Frank- reich als „Le jour le plus court“. Seit 2012 findet er auch in Deutschland statt und wird von der AG Kurzfilm koordiniert. (mag) kurzfilmtag.com 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN BLANKENESE 4 5 STATIONEN, 3 STD. HARBURG 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN SPEICHERSTADT HAFENCITY 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN SCHANZENVIERTEL 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN ST. GEORG 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN ALTONA OTTENSEN 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN WILHELMSBURG EIN PRODUKT DER Entdeckt und erschmeckt Hamburg! www.genusstouren-hamburg.de JETZT TOUR BUCHEN! 44, €

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz