hamburg:pur Dezember 2023

Foto: Bo Lahola Foto: Oliver Fantitsch KRITIKEN Der Theatermacher Schimpfkanonade mit Witz und Tiefgang Lange suchte man ihn auf Spielplänen vergeblich, doch in letzter Zeit darf er auf deutschsprachigen Bühnen wieder geifern und schimpfen: „Der Theatermacher“. Erst im Juni konnte man im Tha- lia Theater ein Gastspiel des Berliner Ensembles mit Thomas Bern- hards fast 40 Jahre altem bitterbösen Quasi-Monolog erleben. An den Hamburger Kammerspielen schlüpft nun Theater-Urgestein Peter Bause, der in diesem Jahr noch seinen 82. Geburtstag feiert, in die Rolle des selbstherrlichen Theatertyranns Bruscon, der mit seiner familiären Laienspielgruppe im trostlosen Kaff Utzbach halt- macht, um im heruntergekommenen Saal des Gasthofs seine Komödie „Das Rad der Geschichte“ aufzuführen. Dabei vertraut Regisseur Axel Schneider ganz auf die Kraft seines charismati- schen Hauptdarstellers. Bause, der 2017 für seine Darstellung im Ein-Personen-Stück „Place of Birth: Bergen Belsen“ an den Kam- merspielen mit dem „Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares“ ausge- zeichnet wurde, agiert in einem fast leeren Bühnenraum und blickt dort so tief in den Seelenabgrund seiner tragikomischen Figur, dass einem ganz schwindelig wird. Dieser Bruscon, der mit seiner desolaten Frau, seiner aufmüpfigen Tochter und seinem debilen Sohn (in allen Rollen: Jessica Kosmalla) sowie mit dem einge- schüchterten Wirt (Alexander Klages) umgeht wie mit Menschen dritter Klasse, ist in seiner verblendeten Hybris („Unter uns gesagt: Ich bin ein Klassiker. Mein Gott, was ist Goethe?“) und seinem manchmal erschreckend wahrhaftigen Blick auf die verzwickte Lage des Künstlerdaseins ebenso abstoßend wie mitleiderregend. Und köstlich komisch. Auch so kann man Machtmissbrauch – der in theaterinternen Hierarchien immer häufiger diagnostiziert wird – auf der Bühne thematisieren. Ein sensationell guter Abend. Gäbe es dieses Stück nicht schon, man müsste es für Peter Bause erfinden! Text: Sören Ingwersen 1., 2., 7.–9., 13.–16., 19.–22., 26. DEZEMBER; Hamburger Kammerspiele Mein Name ist Erling Weihnachtskobold hilft Pärchen auf die Sprünge Idealerweise sollte eine Mutter sich nicht wundern, wenn kurz vor Weihnachten der erwachsene Sohn an der Tür klingelt. Für die alleinstehende Rosmarie (Janina Hartwig) ist die Situation weni- ger eindeutig: Sie hat nie ein Kind auf die Welt gebracht und der 30-Jährige imRentierpulli, der da als Sohn Erling (Cem Lukas Ye- giner) Einlass begehrt, ist ihr unbekannt. Sein Vater, sagt Erling, sei Rosmaries Ex-Lover John (Sebastian Goder), der inzwischen anderweitig verheiratet ist, den sie aber gerade im Kaufhaus zu- fällig wiedergetroffen hat. John nimmt nun an, die ehemalige, noch immer vergötterte Geliebte habe den Knaben drei Jahr­ zehnte lang vor ihm geheim gehalten. „Mein Name ist Erling“ heißt das skurril-romantische, tragisch-komische Bühnenstück aus der Feder der schwedischen Autorin Christina Herrström, das jetzt in der Komödie Winterhuder Fährhaus zu sehen ist – in der Regie von Daniel Krauss und in starker Besetzung. In schönem Zusammenspiel bringen Hartwig und Goder überzeu- gend das verwirrende Gefühlsspektrum zweier Seelenverwandter auf die Bühne, die nicht zueinander finden können, weil ihnen der Mut zumRisiko fehlt. Yeginer mimt einen lebensfrohen, naiv-wei- sen Erling, der als kindlich gebliebener Erwachsener sowohl an das Sams von Paul Maar als auch an Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach erinnert. So wirkt dieses sinnenfrohe, zwar einneh­ mende, aber auch vereinnahmende, eigentlich ungeborene Wunschkind dann auch nicht wie ein Weihnachtsengel, sondern eher wie eine Heimsuchung: Wie ein schräger Geist der vergan- genen, gegenwärtigen und künftigen Weihnacht. Zwar hat sich Erling, wie John sagt, „aus der Sehnsucht materialisiert“, zwar hilft er dem verhinderten Pärchen auf die Sprünge, dennoch wird er schließlich von seinen Eltern verstoßen. Ob sie ohne ihn aus- kommen werden, bleibt ungewiss. Text: Julika Pohle 1.–3., 5.–10., 12.–17., 29.–31. DEZEMBER UND WEITERE TERMINE; Komödie Winterhuder Fährhaus Erling (Cem Lukas Yeginer) wirbelt Rosmaries (Janina Hartwig) Gefühle kräftig durcheinander Selbst gekrönter König: Theatermacher Bruscon (Peter Bause) mit Tochter Sara (Jessica Kosmalla) 20 Foto: Thorsten Baering KRITIKEN Varieté imHansa-Theater Zwei Stunden pure Verzauberung Bei kaum einem anderen Hamburger Theater bleibt die Alltagswelt so sehr draußen wie beim Betreten des Hansa-Theaters: warmes Licht, gesellige Menschen und eine Gruppe von Artisten, die sich den Teufel um nationale Feindseligkeiten schert. Das beste Beispiel liefert das „Duo Fabulous“ – die Akrobatik des Russen Mikhail Shashin und Dmytro Taratutenko aus der Ukraine basiert auf grenzenlosemVertrauen: Einer liegt, der andere fliegt. Sie gehören zur Crew der aktuellen 15. Varieté- Spielzeit im Hansa-Theatersaal. Anlässlich des Jubiläums schauten die Intendanten Thomas Collien und Ulrich Waller amPremierenabend zurück: 130 Jahre alt ist „Ham- burgs Schmuckstück“, 16.000 Artisten traten hier auf, und seit der Wiederbelebung 2008 besuchten eine Million Zuschauer das ehrwür- dige Haus. 2023 begrüßten die beiden das Publikum in zünftiger Berg- kluft und Appenzeller Mundart – und machten sich über den Teilver- kauf des Hamburger Hafens an ein Schweizer Unternehmen lustig. Durch den Abend führte Conférencier Rolf Claussen, dem nicht nur launige Moderationen, sondern auch urkomische Gedichte und Lieder gelangen – die denkbar unterhaltsamste Überbrückung von Umbau- pausen. Apropos: Der erste Akt nach der Pause gehört (in der Premie- re) dem Stargast. Der 80-jährige Michael Holm überraschte das Pu­ blikummit fünf seiner Songs und einer beinahe akrobatischen Präsen- tation derselben. Doch die Hauptattraktion bleiben jene Künstler, die Höchstleistungen und Poesie perfekt ausbalancieren: Alexandra Mal- ter brilliert als Herrin der Ringe mit nicht mehr zu zählenden Hula-Hoop- Reifen; davon braucht Valérie Inertie nur einen, Cyr-Wheel genannt, den sie wie einen Tanzpartner umschwebt; die „Ethio Brothers“ erzeu- gen mit ihren neun Keulen Schwindel beim Publikum; und Barti, der sympathische kleine Musiker, hat auch in diesem Jahr Alex mitgebracht, der seine rund 100 Marionetten-Fäden zieht. Zwei Stunden pure Ver- zauberung. Text: Dagmar Ellen Fischer 1.–3., 6.–10., 13.–17., 20.–23., 25.–31. DEZEMBER UND WEITERE TERMINE; Hansa-Theater Akrobatik, Jonglage, Illusionen, Puppen- spiel: Das Varieté des Hansa-Theaters begeistert mit zehn neuen Show-Acts SHADOWLAND kommt mit neuen winterlichen Szenen zurück nach Hamburg und gastiert auf Kamp­ nagel! Gewinne ein einmaliges Erlebnis und werde Statist:in bei der Premiere in der traumhaft schönen Schattenwelt! Live dabei sein und mitmachen, wenn im Zusammenspiel von Licht und Schatten Körper zu märchenhaften Illusionen wer- den. SZENE HAMBURG ermöglicht es dir, eine Statistenrolle in SHADOWLAND zu gewinnen – bei der Premiere am 5. Januar 2024 auf Kampnagel in Hamburg. Der Ge- winner oder die Gewinnerin erhält vorab eine Einführung und wird in der Show bei zwei Szenen mitwirken; zusätzlich gibt es ein Ticket für eine Begleitperson. Wenn du schon immer gern einmal auf der Bühne performen wolltest, dann hast du jetzt die einmalige Chance, deinen Jahresanfang mit diesem grandiosen Erlebnis zu beginnen und dich VERLOSUNG von deiner Begleitung unterstützen zu las- sen. SZENE HAMBURG begleitet euch bei diesemEreignis live vor Ort. SHADOWLAND – das sind Illusionen aus Schatten zu bewegender Musik, die das Publikum in eine zauberhafte Traumwelt entführen. Erzählt wird die Geschichte eines jungen Mädchens auf seinemWeg des Er- wachsenwerdens. Willkommen imSHADOWLAND! Was bei der Oscar-Verleihung 2007 vor einem Mil- liardenpublikumseinen Anfang nahm, wurde zu einer weltweit gefeierten Show-Sensa- tion: Das bildgewaltige Schattenspiel des Pilobolus Dance Theatre aus Connecticut (USA) hat bereitsmehr als 1,5Millionen Zu- schauer:innen in 34 Ländern verzaubert. Nun kommt es mit neuen magischen Sze- nen, passend zur winterlichen Zeit, endlich wieder nachHamburg undwird uns vom5.1. bis 14.1.2024 auf Kampnagel begeistern. Sei dabei und starte mit einer Statistenrolle bei SHADOWLAND ins neue Jahr. Ab 5. Dezember geht die Verlosung im SZENE HAMBURG Instagram Feed (instagram.com/szene_hamburg) online. Ebenso findest du alle wichtigen Infos dann auch bei uns auf der Website (szene-hamburg.com ) Foto: John Kane Foto: Ian Douglas ADVERTORIAL 21

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