hamburg:pur Dezember 2022
Foto: Brinkhoff/Mögenburg Foto: Jamie Martin THEATER Weihnachten in der Heißen Ecke Seit 20 Jahren trifft sich in der „Heißen Ecke“ alles, was in Hamburg weder Rang noch Namen hat: Koberer vom Kiez; übriggebliebene Nachtschwärmer mit Rest- alkoholpegel; Frauen, die ihre Dienste anbieten und Männer, die sie buchen; biedere Touristen-Ehepaare aus der Provinz; Pinneberger Jugendliche und schließ- lich Müllmänner vor oder nach ihrer Schicht. Das berühmte St.-Pauli-Musical über den Kiez-Imbiss im berüchtigten Hamburger Stadtteil ist das erfolgreichste Musiktheaterstück Deutschlands – dabei holt es nur auf die Bühne, was sich so auch draußen auf der Reeperbahn abspielt. 2022 gibt es die einzigartige Hommage nun auch mit Glocken und Gebimmel: „Weih- nachten in der Heißen Ecke“ verspricht zusätzliche Szenen und Songs passend zur winterlichen Jahres- zeit sowie Weihnachtslieder zum Mitsingen. Und fri- sche Würste auf dem Grill! (def) 1.–4., 7.–11., 13.–18., 21.–23., 25., 26. DEZEMBER; Schmidts Tivoli Lemniskata Machismo dominiert die mexikanische Gesellschaft heute, nirgendwo leben Frauen gefährdeter, insbesondere in Be- zug auf sexuelle Gewalt. Das war nicht immer so: Bevor Spanier das Land erober- ten und die Ureinwohner töteten, lebte im Süden Mexikos das Volk der Zapote- ken. In deren Kultur war ein drittes Ge- schlecht vollkommen normal: Muxe war ein weiblich sozialisierter Mann, der oft imHaus arbeitete und homosexuelle Be- ziehungen pflegte. Lukas Avendaño aus Mexiko, Shootingstar der internationalen Tanzszene, thematisiert in der Choreo- grafie „Lemniskata“ die komplexe Rolle, die Muxes in der damals hochentwickel- ten Zapoteken-Kultur zukam. 14 Tänzer und eine Darstellerin erzählen vom Ur- sprung des Lebens, begleitet von prähis- panischen Musikinstrumenten und ver- wandelt durch traditionelle Mensch-Tier- Masken. (def) 8.–10. DEZEMBER; Kampnagel 20 ALL ÜNNER EEN DANNENBOOM KOMÖDIE NACH DEM FILM VON LO MALINKE // 6.11.2022 – 14.1.2023 Foto: Sinje Hasheider SCHENKEN SIE THEATERKARTEN Bild: Rocket&Wink THEATER Der Kirschgarten Bei Anton Tschechow steht „Der Kirschgarten“ zwar in voller Blüte, ist jedoch nutzlos geworden und soll zugunsten einer fortschrittlicheren Verwendung des Landguts gerodet werden. Als Sinnbild des russischen Adels ist er nur noch Dekoration, gehört also abge- schafft. Die britische Regisseurin Katie Mitchell lenkt den Blick des Publikums im 1903 entstandenen Drama in eine andere Richtung: Abholzen geht gar nicht, schließlich muss eine solche Maßnahme im Zusam- menhang mit dem ökologischen System unseres Pla- neten gesehen werden. In ihrer Inszenierung werden die Bäume des Kirschgartens zum Ausgangspunkt, um für das zerstörerische Eingreifen von Kirschgar- tenbesitzern zu sensibilisieren und – wenn möglich – dies zu verhindern. Mitchell, regelmäßig zu Gast am Deutschen Schauspielhaus, erweitert Tschechows Vorlage um Texte der britischen Dramatikerin Dawn King. (def) 8., 26. DEZEMBER; Deutsches Schauspielhaus
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