hamburg:pur - Dezember 2021
Foto: unsplash /morgane le breton TAG+NACHT NACHHALTIGE WEIHNACHTSBÄUME „Ein Symbol des familiären Zusammen- kommens “ Tim Laumanns, Revierförster in Bergedorf, kümmert sich um den Anbau und den Verkauf sogenannter ökologischer Weihnachtsbäume. Ein Gespräch über die umweltfreundliche Alternative, die Missstände in der Weihnachtsbaumproduk- tion und die Symbolkraft des Tannenbaums Tim Laumanns, wann denken Sie im Jahres- verlauf erstmals an Weihnachten? Tim Laumanns: Weihnachten beginnt für die- jenigen, die sich beruflich mit Weihnachtsbäu- men beschäftigen, im Juni. Das ist die Zeit, in der man sich zu fragen beginnt, wie viele Weih- nachtsbäume benötigt werden. ImVerlauf des Jahres müssen die Weihnachtsbäume von Menschen ausgesucht werden und entspre- chend zur Ernte markiert werden. Ab August beginnt die Kreuzspinnenzeit, da möchten Sie nicht mehr durch Weihnachtsbaumkulturen schlendern. Ende August, Anfang September kommt dann in den Weihnachtsbaumkulturen außerdem extreme Feuchtigkeit hinzu. Auf den Nadeln sammelt sich sehr viel Wasser und man kann erst mittags bei gutem Wetter rein – är- gert sich dann aber auch noch über Tausende von Kreuzspinnen. Das ist unangenehm, auch für jemanden, der keine Probleme mit Spinnen hat (lacht) . Insofern muss man Anfang Juni pla- nen und bis Mitte August seine Auslese in den Kulturen getroffen haben. Verkauft wird dann im Dezember, in diesem Jahr ab dem 10. Sie arbeiten mit Öko-Weihnachtsbäumen. Wofür genau steht bei Ihnen das „öko“? Das „öko“ steht für verschiedene Aspekte im Anbau der Bäume. Zuerst einmal gibt es keine „Roundup“-Behandlung. Insbesondere bei den jungen Bäumen, aber auch bei älteren muss die Graskonkurrenz weg. Die jungen Bäume wachsen andernfalls nicht und bei den Älteren führt sie dazu, dass das Gras in den untersten Kranz des Baumes hineinwächst und für un- schönes Nadelwachstum sorgt. Also: Das Gras muss weg. Ein Problem, das im klassischen An- baumit Glyphosat gelöst wird. Imökologischen Anbau hingegen, wird das Gras entweder ma- nuell oder durch Schafbeweidung entfernt. Ein weiterer Punkt ist die Düngung. Normalerwei- se wird mit Kunstdünger gearbeitet, der ener- gieaufwendig erzeugt wird. Imbiologischen An- bau wird mit Biodünger gearbeitet, wie zum Beispiel Hühnerkot. Der stammt seinerseits von biologisch gehaltenen Tieren. Eine weitere Hür- de beim Anbau: Jedes Jahr bildet der Baum einen neuen, sogenannten Jahrestrieb. Wenn dieser aufgrund guter Witterungsbedingungen stark wächst, muss er imVerlauf kurzgehalten werden. Ansonsten entstehen imLaufe seines Wachstums Löcher imBaum, weil die Abstän- de der Astquirle zu groß werden und oben auf dem Baum eine zu lange Spitze entsteht. Also muss eine sogenannteWuchsreduzierung vor- genommen werden. Im klassischen Anbau wird die Spitze dafür mit einem kleinen Chemika- lienschwämmchen behandelt. Und bei Ihnen ohne Chemikalien … … genau, bei uns wird dem Baummanuell mit einer Zange eine kleine Verletzung zugefügt, damit er vorerst seine Kraft darauf verwendet, diese zu heilen und so stufig und dicht bleibt. Was uns schließlich zusätzlich vom konventio- nellenWeihnachtsbaumhandel unterscheidet, 6 Eine App. Alle Ziele.
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