Dezember 2019
Foto: Timothy Wiehn 22 MUSIK KAT FRANKIE Die Künstlerin besteht auf diese Schreibweise: „B O D I E S“. Sie gehört zum Konzept von Kat Frankies neuer A-cappella-Show. Die Buchstaben stehen für Körper, die unabhängig sind, in Verbindung zueinander aber etwas Neues ergeben. Zusammen mit sieben weiteren Sängerinnen bringt die in Berlin lebende Australierin „B O D I E S“ in die Elbphilharmonie Gedanken übers Universum Kat Frankie, mit „B O D I E S“ konzentrierst du dich voll und ganz auf eben jene: Körper. Gibt es einen Anlass, warum du gerade jetzt dieses Thema für eine Show wählst? Kat Frankie: Wir leben in einer Zeit, in der es im politischen Diskurs viel um Körper und de- ren Selbstbestimmung geht. Mich interessiert, warum Menschen den Drang haben, einander zu kontrollieren. Spannend finde ich auch die vielen verschiedenen Arten und Weisen, mit denen wir nach Individualismus in einer Gesellschaft stre- ben, die Konformität geradezu belohnt. Irgendeine Hauptbotschaft, die du mit „B O D I E S“ vermitteln willst? Ich finde es unglaublich befremdlich, dass Men- schen unbedingt beeinflussen wollen, wie an- dere ihre Körper nutzen, also wie sie lieben, wie sie sich ausdrücken. Ich habe mir auch Ge- danken über unser Universum gemacht, in dem Planeten von unsichtbaren Kräften beeinflusst werden. Das ist genau wie bei uns! Außerdem haben mich einige Unterhaltungen sehr beschäf- tigt, ja geradezu alarmiert, in denen es um die Besiedlung des Weltalls ging – und dass, obwohl wir auf unserem Planeten immer noch mit den zerstörerischen Auswirkungen des Kolonialis- mus zu tun haben. Hast du eigentlich anfänglich über Arrange- ments mit Instrumenten nachgedacht? Oder war von vornherein klar, dass es ein A-cap- pella-Projekt wird? Es war tatsächlich von Anfang an so geplant, dass nur unsere Stimmen zu hören sind. Auch das gehört zum Konzept. Die Songs von „B O D I E S“, die auch auf einer gleichnamigen EP erscheinen (Veröffentlichung 13.12.), wirken einerseits sehr fröhlich und be- freit, teils aber auch sehr dramatisch. Mit der Elbphilharmonie habt ihr für die Live-Präsenta- tion einen glamourösen Rahmen gewählt. Fühlst du dich mit einem so persönlichen Projekt in einem so großen Haus wohl – oder könnte der Auftrittsort womöglich gar nicht groß genug sein für dein Anliegen? Die Elbphilharmonie ist tatsächlich groß, aber als Künstlerin wirkt sie gar nicht so, weil nie- mand sehr weit weg von der Bühne sitzt. Es ist auch kein in die Länge gehender, tiefer Raum, wie in vielen anderen Konzerthäusern. Die Elb- philharmonie ist rund und geschichtet, was es für uns sehr angenehm macht, wenn wir per- sönliche Dinge präsentieren. Ich war schon mal dort, und für einen Ort, an dem 2.000 Leute Platz finden, fühlt es sich doch sehr intim an. Interview: Erik Brandt-Höge 6. JANUAR 21:00 Uhr; Elbphilharmonie
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz