Dezember 2019

19 MUSIK Foto: Andreas Hornoff Jan „Monchi“ Gorkow, was sind die wichtigsten  Aufgaben einer populären Band? Jan „Monchi“ Gorkow: Ist mit „populär“ eine Größe wie unsere gemeint? Ja. Dann: Spaß haben! Geile Mucke rausbringen. Und geile Konzerte spielen. Außerdem gilt es, sich im- mer einen positiven Blick zu bewahren und sich nicht am Negativen festzukrallen. Wenn das al- les klappt, hat man schon eine Menge geschafft. Du hast Spaß zuerst genannt. Haltung kommt  für dich erst danach? Spaß und Haltung widersprechen sich ja nicht. Wenn ich Spaße sage, meine ich immer auch Haltung. Wir haben kürzlich in Mecklenburg-Vor- pommern unser eigenes Dorffest „Wasted in Jarmen“ veranstaltet. Das war ausverkauft, es kamen 5.000 Leute, und wir hatten vom Arsch- FEINE SAHNE FISCHFILET Jan „Monchi“ Gorkow ist Frontmann von Feine Sahne Fischfilet, der  Punk-Pop-Band aus Mecklenburg-Vorpommern, die schon lange für ihren  Kampf gegen Rechts bekannt ist. Ein Gespräch über zunehmenden  Erfolg, Umgang mit Fans und ein eigenes Dorffest im Heimatbundesland „Genial , was wir erleben dürfen“ bomben-Contest über Theaterstücke und Kon- zerte bis hin zu Vorträgen der Seenotrettung – also von doof bis schlau –, alles dabei. Das war von Anfang bis Ende Spaß mit Haltung. Ihr habt eure Popularität in den vergangenen  Jahren enorm steigern können, was unter an- derem an deiner Person lag. Es wurde sogar  ein Film über dich gedreht („Wildes Herz“,  2017; Anm. d. Red.). Kannst du dem Im-Mit- telpunkt-Stehen ausschließlich Positives ab- gewinnen? Ich kenne nichts, was nur positive Seiten hat. Es gibt schon Situationen, in denen ich denke: ‚Jetzt reicht’s, ich habe überhaupt keinen Bock mehr darauf!‘ Das versuche ich dann aber auch klar zu formulieren. Ist eben so: Wenn so viele Leute sich auf einen fokussieren, hat das auch beschissene Seiten. Die positiven Seiten überwiegen aber? Ja. Es ist absolut genial, was wir erleben dür- fen. Und wir lernen dabei ja auch immer dazu. Was zum Beispiel? Wenn man an einem Abend mit tausend Leuten Fotos gemacht hat, und dann bei der 1001. Per- son nicht mehr kann, passiert es, dass die einem sagt: „Du bist ja total der Arsch!“ Da muss man dann drüberstehen und aussprechen können, wann die Grenze erreicht ist. Auf eurem zuletzt erschienenen Album „Sturm  & Dreck“ ging es auch um das Thema „Rausch“.  Fühlt sich das Konzertleben, die Aufmerksam- keit, das Fotosmachen, das alles auch ein biss- chen an wie ein Rausch? Schon, wobei man dazu sagen muss, dass wir das mit der Band ja nicht seit gestern, sondern seit 14 Jahren machen, und dass wir nicht einfach irgendwann durch die Decke gegangen sind. Wir arbeiten hart an dem, worauf wir Bock haben, und es ist toll, wie es gerade ist. Ich meine, allein Hamburg! Alter, wie oberaffengeil und voll auf die Zwölf ist es, dass wir zweimal in der Sport- halle spielen – und ein Konzert schon Monate vorher ausverkauft ist. Soweit der kommerzielle Band-Erfolg. Und noch  mal zurück zur Haltung: Was war diesbezüglich  euer gefühlt größter Wurf? Worauf wir mit Abstand am meisten stolz sind, ist das erwähnte eigene Dorffestival in Vorpom- mern. Da komme ich her, da wohnt meine ganze Familie, da verbringe ich immer noch sehr viel Zeit. Es ist eine Region, in der 25 Prozent der Leute die AfD wählen, auch die NPD, und dort was zu reißen, das ist schon krass, das macht uns sehr, sehr stolz. Interview: Erik Brandt-Höge 21.+22. DEZEMBER  20:00 Uhr; Sporthalle

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz