Dezember 2018

10 MUSIK Und welche Rolle spielt Musik bei der Label-Sau- se? Das ist abhängig vom Alkoholpegel. Viele verteu- feln ja nach wie vor deutschen Schlager, grölen ihn ab zweieinhalb Promille aber doch mit. Sind ja alles nur Menschen. Mit Fortuna Ehrenfeld seid ihr nun der Sound- track für die Grand-Hotel-Weihnachtsfeier. Eine besondere Verantwortung? Es ist uns einfach eine große Freude, dort spielen zu dürfen, auch weil wir ja noch gar nicht so lan- ge mit Grand Hotel van Cleef zusammenarbeiten, erst anderthalb Jahre. Aber in der Zeit ist schon viel passiert. Wir haben uns immer gut vertragen und tun es nach wie vor. Wir haben großen Spaß zusammen. Worauf basiert dieser Spaß? Mit dem Zusammenbruch der Musikindustrie müssen Firmen unheimlich profitorientiert ar- beiten, auch Grand Hotel van Cleef. Es ist aller- dings eine Frage, wie man profitorientiert arbeitet. Beim Grand Hotel gibt es ausschließlich Überzeu- gungstäter. Die Historie der Firma ist ja bekannt: Alles geht zurück auf einen Moment, in dem die Firmengründer sich gesagt haben: „So, es reicht – wir machen das jetzt selber!“ Und dieser Geist lebt dort bis heute. Da sind nur Leute, die Bock auf ihre Arbeit und keinen Controller in Übersee im Rücken haben, der sich einen Scheißdreck um die Sache schert, Hauptsache, die Zahlen stimmen. Du hast einmal erzählt, Fortuna Ehrenfeld und Grand Hotel wären durch Gespräche, noch mehr Gespräche und viel Alkohol zusammengekom- men. In dieser Reihenfolge? Exakt in dieser Reihenfolge. Ich bin ja nicht mehr der Jüngste, habe in meiner Laufbahn oft aus der zweiten, dritten Reihe gearbeitet und kenne das Prozedere rund um das Zustandekommen von Zusammenarbeiten sehr gut. Und in diesem Fall muss ich echt sagen: Ich habe noch nie mit solch seriösen Leuten zusammengearbeitet. In den Ge- sprächen wurde uns klar, dass ein Schuh daraus werden kann. Der Alkohol kam zum Schluss. Einer der Label-Betreiber, Marcus Wiebusch, sagt über Fortuna Ehrenfeld, die Songs hätten „die besten durchgeknallten Texte“. Du bist der Autor – kommen sie dir auch durchgeknallt vor? Bei höchstem Respekt für Marcus: nein, gar nicht, null. Es ist nicht so, dass ich morgens aufstehe und denke: „So, was machen wir denn heute Absur- des?“ Meine Texte haben eine Poesie, die ich ge- nau so gut finde. Und Gegenfrage: Was ist durch- geknallt? Sag du es! Der „Ketchup Song“ von Las Ketchup, der ist durch- geknallt! Interview: Erik Brandt-Höge 7. DEZEMBER 20:30 Uhr; Knust (mit weiteren Gästen) (U 3 Feldstraße) Im Knust steigt die Weih- nachtsfeier des Hamburger Labels Grand Hotel van Cleef. Hauskapelle an diesem Abend: Fortuna Ehrenfeld aus Köln FORTUNA EHRENFELD „Was ist durch- geknallt? “ Foto: Michael Haegele Band-Kopf ist der Multiiunstrumentalist Mar- tin Bechler. Mit Songs wie „Das heilige Kano- nenrohr“, „Glitzerschwein“ und „Der Puff von Barcelona“ hat er eine Poesie geschaffen, die von einem seiner Label-Chefs beim Grand Hotel schlichtweg als „durchgeknallt“ bezeichnet wird. Ein Gespräch mit Bechler über seine Sicht der Dinge, auch über die Gründe, warum er Fortuna Ehrenfeld „so klein wie möglich“ halten möchte, die Vorzüge, die er bei seiner Plattenfirma ge- nießt, und einen Kölner Singsang, der zur an- stehenden X-Mas-Party passt. Martin, was ist nötig, damit eine Weihnachts- feier gelingen kann? Die richtigen Leute! Und das ist bei der GH- vC-Weihnachtsfeier im Knust natürlich gege- ben. Wir in Köln haben sogar einen Satz zum Label, eine Art Kinderreim, den wir immer fröh- lich vor uns her flöten: „Grand Hotel van Cleef, arschlochfreie Zone, arschlochfreie Zone, Grand Hotel van Cleef!“

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