Dezember 2017

Was ist das zentrale Thema, das die Stücke des Festivals verbindet? Julia Lochte : Die Demokratie und auch die Krise, in der die Demokratie in verschiedenen Länder gerade steckt. Vor allem in Osteuropa, wo die neuen und merkwürdi- gen Identitätspolitiken populis- tische Gegenströme erzeugen und somit Exklusionsmecha- nismen in Gang setzen. Darauf reagieren viele Künstler seis- mografisch oder geraten selbst in den Fokus und sind bedroht. Das bewegt uns gerade sehr. Viele der Stücke, die bei den Lessingtagen aufgeführt werden, befassen sich mit Grenzen und Freiheit ... Beispielhaft dafür ist das Stück „1993“. Der Titel steht für das Geburtsjahr einer Genera- tion in Europa, die nach dem Fall der Mauer geboren wurde und mit einem grenzenlosen Europa aufgewachsen ist. Gleichzeitig gab es lange Zeit neben dem Eingang zum Tunnel zwischen Frankreich und England das Flücht- lingscamp „Dschungel von Calais“, was diese Generation plötzlich damit konfrontierte, dass es Grenzen, vor allem die Europäischen Au- ßengrenzen wieder gibt. Julien Gosselin, einer der interessantesten neuen Regisseure in Frankreich, hat mit einer ganzen Schauspiel- klasse aus der Generation das Stück insze- niert, in dem sie sich die Frage stellen, wie sie selbst Europa so gestalten können, dass sie auch darin leben wollen. Werden durch die unterschiedlichen Stücke auch unterschiedliche Perspektiven deutlich? Ja, durch die Stücke aber auch durch die Künstler, die aus verschiedenen Ländern kommen und unterschiedliche Ansätze haben. Marta Górnicka aus Polen hat zum Beispiel den antiken Chor, der wie die Demokratie griechischen Ursprungs ist, für die Bühne wiederentdeckt. Sie hat einen sehr diversen Chor zusammengestellt mit Menschen aus verschiedenen Generationen, mit unterschied- lichen Herkünften und auch Menschen mit Behinderungen. Gemeinsam singen, sprechen und schreien sie ein Liedgut, das von Marta Górnicka collagiert wurde. Dafür hat sie nationalis- tisch geprägte Lieder, Märsche, Hassreden von Politikern und Hate-Speech aus dem In- ternet verwendet. Gerade in Polen ist eine stark anwachsende neue Stimmung sehr vi- rulent, die sich immer weiter anheizt und andere stark ausgrenzt. Beziehen die Stücke klar Position? Die Haltung aller Künstler bei den Lessingta- gen basiert natürlich auf zivilgesellschaftli- chen Werten, für die wir einstehen wollen. Das ist grenzüberschreitende Solidarität. Aber gleichzeitig ist es auch wichtig, dass versucht wird zu ergründen, wo diese rechtspopulisti- sche Gegenströmung herkommt. So wie im Stück „Rückkehr nach Reims“ nach dem Buch von Didier Eribon. Der Regisseur Thomas Ostermeier und die Schauspielerin Nina Hoss haben dokumentarisches Filmmaterial in die Inszenierung eingebunden, das zeigt, wie Eribon nach Reims zurückkehrt – wo der Front National große Stimmenanteile erhalten hat. Interview: Hedda Bültmann 19. JANUAR – 4. FEBRUAR Thalia Theater THEATER Julia Lochte, Chef-Dramaturgin am Thalia Theater, hat zum Festival Inszenierungen eingeladen, die entlarven, wie perfide rechtspopulistische Strömungen die Demokratie untergraben Foto: Michael Kohls AM KöNIGSWEG 34 hamburg: pur Aktion! Wir verlosen 2x2 Tickets für die Vorstellung von „1993“ am 24.1. E-Mail mit Name und Betreff „pur:1993“ an pur-verlosung@vkfmi.de . Einsendeschluss: 31.12. HAMBURG MEHR! Theater am Großmarkt Die Originalproduktion von A. Gerber und P. Wilhelm C ENTRAL M USICAL C OMPANY Roman: Gaston Leroux VVK: Hotline 01806-570 066 (dFn 20ct/Anr, Mobil 60ct/Anr) + an allen bekannten Vorverkaufsstellen + www.asa-event.de T ANZ DER V AMPIRE · F ROZEN · R OCKY K ÖNIG DER L ÖWEN · E LISABETH · F ALCO · UVM. 15.02.18 15.01.18 ISBN978-3-946677-06-2 SPEZIALNR.30 2017/2018 |€9,80 SohastDuBrot nochniegegessen DieBestenderBesten: Fischbrötchen,Labskaus,Burger&Pizza DieseFrauenmischen unsereGastroszeneauf Mehrals 500RESTAURANTS imTest ANONYM KRITISCH UNABHÄNGIG ProdukteausderHansestadt Pinneberg, Lüneburg,Harburg& Co. Tolle Tipps für die Region ETCoverFINAL_HR.indd 1 28.04.17 12:41 Im Handel oder bestellen unter www.szene-hamburg.com Der wichtigste Gastroguide für Hamburg und Umgebung Mit Ostsee- & Lüneburg-Spezial LESSINGTAGE Für Solidarität

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