Dezember 2017

16 „Hallo Las Vegas, wir sind’s, die drei Zauberer!“ Große Klappe, viel dahinter hatten Fettes Brot mal wieder, als sie im vergangenen Herbst im Hamburger Mehr! Theater aufschlugen. An drei Abenden spielten sie zusammen mit Gästen wie Boy, Sven Regener, und Der Tobi & Das Bo die alten Brote-Knüller. Das Beste aus den Jahren 1992 bis 2002 klingt nun auf dem Live-Mitschnitt inkl. DVD mit Band-Doku vor allem deshalb so gut, weil der Sound der frühen Tage natürlich ordentlich gepimpt wurde und erwähnte Feature-Promis wie oben drauf gesprühte Sahnehäubchen wirken. Am 8.12. erscheint dieses echte Live-Prachtstück. (ebh) ★★★★ ★★★★★ PLATTE DES MONATS FETTES BROT – GEBÄCK IN THE DAYS – LIVE IN HAMBURG (FETTES BROT SCHALLPLATTEN/GOODTOGO) CDS POP Karl die Große DASS IHR SUPERHELDEN IMMER ÜBERTREIBT (GOLDEN TICKET/KICK THE FLAME/BROKEN SILENCE) Häufiges Problem bei Alben von studierten Musikern: Ver- kopftheit. Zu sehr wird die Perfektion in Soundästhetik und Text angestrebt, als dass gefühlige Songs dabei entste- hen könnten. Ganz anders Karl die Große. Die Band besteht aus Musik-Akademikern ebenso wie aus versierten Produzenten und spielt doch wunderbar leicht- füßigen, unangestrengten Pop. Die watteweichen Arrangements auf ihrem ersten Album sind ebenso schön und schlau gemacht wie die dazugehörige großstadtmelancholische Lyrik. (ebh) ★★★★ SOUL Robert Finley GOIN’ PLATINUM! (NONESUCH/WARNER) Kurz zum Cast: Die Sessi- on-Musiker auf Robert Fin- leys zweitem Studioalbum sind nämlich absolute Super- stars ihrer Branche. Tromm- ler Gene Chrisman (Elvis Presley, Aretha Franklin) und Keyboarder Bobby Woo- ds (JJ Cale, Bobby Womack), um nur zwei zu nennen, haben Fin- leys bärenstarker Blues-Stimme einen samtroten Soulteppich ausgerollt, ebenso wie Produzent Dan Auerbach (The Black Keys). Finley, der Zimmermann, der erst durch den fast voll- ständigen Verlust seines Augenlichts den Fokus ganz auf die Musik legte, tanzt gesanglich geradezu durch diese Stücke, klingt lässig und sexy und einfach grandios. (ebh) ★★★★ Foto: Andreas Hornoff Lambert Im Internetzeitalter, in dem totale Transparenz und Selbstentblößung zur Regel geworden sind, gewinnt das Spiel mit der Anonymität – auch aus vermarktungstechnischer Sicht – wieder an Bedeutung. Das weiß auch der Pianist Lambert, der bei seinen Auftritten stets eine sardinische Stiermaske trägt und auch abseits der Bühne wenig Privates preisgibt. Mit dieser Taktik und seinem fein nuancierten Spiel ist der studierte Jazz-Pianist zu den großen Stars der Neo-Klassik-Szene aufgestiegen. 2017 erschien bereits sein drittes Album „Sweet Apocalypse“, dessen Melancholie und Pathos im Großen Saal der Elbphilharmonie einen wür- digen Rahmen erhalten. (kgr) 23. DEZEMBER 20:00 Uhr; Elbphilharmonie Bernd Begemann Hamburg würden zunehmend die Typen weglaufen, meint Bernd Begemann, zumindest im Musikgeschäft. Immerhin: Begemann selbst bleibt. Mit Witz, Wampe und ordentlich Wumms spielt er zum Tanz zwi- schen den Jahren auf. Zusammen mit seiner Band Die Befreiung ist der 55-Jährige eine Bank in Sa- chen paradiesvogelhafter Unter- haltung. Seine absurd-witzigen Stücke mixt er natürlich wieder mit genauso schrillen Geschichten aus seiner, unserer Stadt. (ebh) 29. DEZEMBER 21:00 Uhr; Knust

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