hamburg:pur November 2023
Foto: Neue Visionen Filmverleih Foto: Studiocanal FILM The Quiet Girl Völlig unverhofft befand sich unter den Oscar-Nominierungen für den besten internationalen Film Anfang des Jahres ein leiser, bis dato wenigen bekannter, irischer Film. Mit „The Quiet Girl“ wurde erstmalig einem irisch-sprachigen Film die Ehre und Aufmerksamkeit einer Nominierung zuteil. Jetzt ist der Film endlich im Kino zu sehen. Im ländlichen Irland Anfang der 1980er-Jahre wächst die neun- jährige Cáit (Catherine Clinch) bei ihrer sieben- bald achtköpfi- gen, mittellosen Familie ohne Liebe auf. Das kleine Mädchen – Cat Person Wie bahnt sich eine Beziehung an? Welche Erwartungen bestim- men und verkomplizieren das Kennenlernen? Wo gibt es Gren- zen? Wann sollte man den Mund aufmachen? Sich nicht in fal- scher Zurückhaltung üben? Um diese Fragen kreist Kristen Rou- penians Kurzgeschichte „Cat Person“, die 2017 imMagazin „The New Yorker“ erschien und vor allem online kontrovers diskutiert wurde. Den Zuschlag für die Leinwandadaption des Stoffes er- hielt Susanna Fogel, die auf Basis eines Drehbuchs von Michelle Ashford einen durchaus eigenwilligen Mix aus schwarzhumori- ger Lovestory und Psychothriller vorlegt. Auf das Geschehen blicken wir durch die Augen der 20-jährigen StudentinMargot (Emilia Jones), die in ihremNebenjob als Kino- aushilfe mit dem deutlich älteren Robert (Nicholas Braun) ins Gespräch kommt. Irgendwann tauschen die beiden ihre Num- mern aus, schreiben sich und fangen an, sich zu treffen. Obwohl Robert seltsam unbeholfen wirkt und Margot sich bereits Hor- rorsituationen ausmalt, bleibt sie weiterhin interessiert. Nach einem unangenehmen Abend im Bett scheint es jedoch keine Zukunft für eine Beziehung zu geben. Auf dem Papier mag „Cat Person“ nach einer klassischen Ro- manze-wird-zum-Albtraum-Nummer klingen. Schon die ironi- schen Brüche in der Inszenierung heben den Film allerdings auf eine andere Stufe. Fogel und Ashford lassen Raum für Ambiva- lenzen, veranschaulichen, wie Fehlinterpretationen immer neue Missverständnisse hervorbringen und treten dynamische Macht- spielchen los. Die vielen inneren Monologe der literarischen Vor- lage werden filmisch griffig umgesetzt, etwa durch flashartige und das lässt man sie spüren – fällt ihrer Familie zur Last, sie ist Bettnässerin und rennt weg, wann immer sich Konflikte anbahnen. Es trifft sich gut, als sich entfernte Verwandte an- bieten, Cáit über den Sommer bei sich aufzunehmen. Wäh- rend Gastmutter Eibhlín (Carrie Crowley) das schüchterne Kind warmherzig und liebevoll empfängt, verhält sich Ehe- mann Seán (Andrew Bennett) zunächst distanziert der neuen Bewohnerin gegenüber. Stück für Stück entblättert sich das tiefe Trauma ihrer Vergangenheit … Eigentlich ist Sprache wesentlich in diesem Film, der voll- ständig auf Gälisch gedreht ist, der irischen Sprache, die vom Aussterben bedroht ist. Gleichzeitig brilliert der Film in seinen Momenten der Sprachlosigkeit, in denen Worte an ihre Gren- zen stoßen und Stille so viel mehr auszudrücken vermag. Regisseur und Drehbuchautor Colm Bairéad blickt mit „The Quiet Girl“ tief in die Seelen der Menschen, deren Schweigen von Schmerz, aber auch der Fähigkeit zur bedingungslosen Liebe erzählt. Die zarte, herzerwärmende Geschichte der drei Figuren, die ohne viele Worte einander ihre Wunden heilen, wird vor demHintergrund der ländlichen Kulisse Irlands von einem fantastischen Cast getragen. Hin und wieder bedient sich der Film zwar simpler Mittel, so ist die Familie der Pro tagonistin unterkomplex bösartig und die eine oder andere kitschige Montage bleibt nicht aus – doch das verzeiht man dem Film spätestens, wenn man an seinem wunderbaren Ende schluchzend zum Taschentuch greift. (rk) AB 16. NOVEMBER IRL 2022; 95 Min.; R: Colm Bairéad; D: Catherine Clinch, Carrie Crowley, Andrew Bennett ★★★★★ Einschübe, in denen Margot brutale Übergriffe visualisiert. Be- sonders einprägsam ist die völlig absurde Sexsequenz, die die Protagonistin im Zwiegespräch mit einer mahnenden Version ihrer selbst zeigt. Ihren Tonfall wechselt die Erzählung manch- mal zu abrupt und übertreibt es überdies mit ihren augenzwin- kernd-plakativen MeToo-Kommentaren. Unterhaltungs- und Erkenntniswert gibt es dennoch genügend. (cd) AB 16. NOVEMBER USA 2022; 118 Min.; R: Susanna Fogel; D: Emilia Jones, Nicholas Braun, Geraldine Viswanathan ★★★★★ 26 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN SPEICHERSTADT HAFENCITY Ein Rundgang voller Geschichte und Geschichten. Von Schlitzohren, Schlickrutschern und Ka eebaronen. 4 5 STATIONEN, 3 STD. ST. GEORG Der Stadtteil im Herzen Hamburgs in dem sich ganze Welten vereinen. JETZT TOUR BUCHEN! 44, € 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN ALTONA OTTENSEN Elbchic und Hafenflair. 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