hamburg:pur November 2022

ESSEN+TRINKEN Foto: Landgang Brauerei INTERVIEW Bald auf dem Trockenen? Immense Kosten für Energie und Rohstoffe sorgen dafür, dass die Landgang Brauerei Mitarbeitende entlassen und Teile der Produktion runterfahren musste. Sascha Bruns, Brauer und Mitgeschäftsführer, über schwierige Entscheidungen und warum er nicht mit Robert Habeck tauschen möchte Moin Sascha. Wie lief das letzte Jahr für euch? Die Corona-Zeit haben wir verhältnismäßig gut überstanden. Wichtiges Standbein ist unsere eigene Bar in der Brauerei, die super läuft, weil man so nah nur selten an frisches Bier ran- kommt. Während Corona natürlich nicht. Der Verlust der eigenen Gastronomie war während der Pandemie schon schwierig. Man bekommt an der Bar das beste Feedback, was wiederum eine großeMotivation für mich selbst ist. Statt einfach Flaschen in Kisten zu packen und die zum Einzelhandel zu bringen. Das hatte sich dann gegessen. Dafür wurde der Einzelhandel stärker, was erstmal ein gutes Zeichen war. Aber da verdienen wir natürlich deutlich weniger. Wann ist es euch zum ersten Mal aufgefallen, dass ihr durch den Krieg und steigende Ener- giekosten betroffen sein werdet? Ungefähr Anfang des Jahres. Es wurde ziem- lich schnell klar, dass Gas- und Strompreise teurer werden könnten. Dazu kam, dass, und das betrifft vor allemBrauereien, die Gersten- ernte vergangenes Jahr sehr bescheiden war. Und der Malzpreis auch recht teuer war. Wegen des Klimawandels? Genau. Es war lange Zeit zu trocken und es hat zu spät viel zu viel geregnet. Die Ernte war wirk- lich sehr bescheiden. Das hat die Preise in die Höhe getrieben. Die steigenden Energiekosten belasten die Mälzereien, weil die Herstellung von Malz aus Gerste relativ energieintensiv ist. Das erhöht den Preis abermals. Die ersten Preiserhöhungen für Rohstoffe kamen schon Anfang des Jahres. Es sind total viele Baustel- len auf einmal. Chemikalien sind auch teuer geworden. Die brauchen wir, um zum Beispiel die Tanks zu reinigen. Natronlauge etwa. Salz- säure gibt es so gut wie gar nicht mehr. Eigent- lich ist alles durch die Bank weg teurer gewor- den und es macht keinen Unterschied mehr, mit welchem Zulieferer man spricht. In solchen Momenten ist es wirklich schwierig, wenn man merkt, wie sehr man vom globalen Markt ab- hängig ist. Was haben wir noch: Glas wird auch deutlich teurer. Und es gibt keine Leute, die noch Lkw fahren. Uns ist dann aufgefallen, dass die Kosten in allen Bereichen in die Höhe gehen. Da war dann klar: Das wird nicht spaßig auf Strecke. Wir sahen uns gezwungen, die Preise zu erhöhen. Das kann man bei Bier im Einzelhandel aber nicht einfach so machen, da es viele günstigere Alternativen gibt. Hinzu kommt, dass die Leute auch immer weniger Geld haben. Genau. Das ist die Problematik. Wir werden die Preise erhöhen, die Menschen müssen aber sparen. Es wird weiter einen Rückgang am Absatz geben. Insofern spüren wir die Krise von beiden Seiten. Jetzt produziert ihr weniger und habt Leute entlassen? Wir stellen die Produktion definitiv nicht ein, da die Gastronomie sowohl intern als auch ex- tern noch immer gut läuft. Auch im Einzelhan- del werden wir weiterhin Bier verkaufen. Aber nicht mehr mit dem Fokus, wie wir es vorher gemacht haben. Wir konzentrieren uns haupt- sächlich auf die Dinge, die gut funktionieren. Um Kosten zu sparen, drücken wir dann auf die Bremse. Es gab da nicht viele Alternativen, als an den Mitarbeitern zu sparen. Wir waren 14, nun sind wir noch acht. So traurig das ist. Ich kann meine Jungs nicht dreimal am Tag denselben Tank putzen lassen. Wie sieht es aus, wenn ihr die Produktion zu- rückfahrt? Stellt ihr bestimmte Sorten ein oder verringert ihr das Volumen? Die Menge bleibt immer imVerhältnis zur Nach- frage. Wenn die Menschen weiterhin so Bier trinken wie vor einem Jahr, dann schön. Dann kann ich in zwei Monaten meine Leute auch wieder einstellen. Außerdem werde ich die- selben Sorten beibehalten. Eine andere Alter- native wäre gewesen, günstigere Rohstoffe 4 einzukaufen. Ich möchte aber auf gar keinen Fall an der Qualität sparen. Wir werden erst mal weiter brauen. Aber ich befürchte, es wird erst mal weniger. Ich bin dennoch zuversicht- lich, dass es wieder in die richtige Richtung gehen wird. Was denkst du dir, wenn du Robert Habeck bei „Maischberger“ zu Gast siehst, der etwas verloren wirkte und keine konkreten Antwor- ten parat hatte? Was würdest du dir von je- mandem wie ihm wünschen? Ich würde nicht gern mit ihm tauschen (lacht) . Als wir das gesehen haben, dachten wir: Mo- ment mal. Wir sind genau in der Situation, die er schildert. Dass man seine Produktion einstellt oder ver- ringert, Mitarbeitende entlässt und amEnde trotzdem Insolvenz anmelden muss – im schlimmsten Fall. Genau. Ich glaube, für viele ist das Reduzieren von Volumen oder das Verlagern des Fokus nicht möglich. Dann guckt man in die Röhre. Vor allem nach den letzten zwei Jahren. Die Sache, die er versucht hat, zu beschreiben, ist das, was wir gerade machen. Deshalb haben wir das in unseren Facebook-Post zur aktuel- len Situation mit aufgenommen. Das war qua- si eine Steilvorlage. Wir wollen es in jedem Fall transparent an unsere Kunden weitertragen, in welcher Situation wir uns befinden. Hast du konkrete Forderungen oder Wünsche an die Politik? Wir versuchen, das erst einmal auf eigene Faust zu lösen und bauen auf die Unterstüt- zung und das Verständnis unserer Kunden. Das war unser klarer Appell: Wir müssen die Preise erhöhen, ihr müsst sparen. Trotzdem sind wir auf euch angewiesen. Wenn ihr irgendwie könnt, dann unterstützt uns. Explizit als Wunsch braucht es in meinen Augen konkrete Lösungsvorschläge von der Politik und nicht nur Verallgemeinerung. Mein Apell an die Poli- tik wäre, die kleinen Unternehmen und Start- ups nicht zu vergessen. Es war schon während der Corona-Zeit hart, dass die großen Kon­ zerne Staatshilfen bekommen haben und wir die Ad-hoc-Hilfe zurückzahlen mussten. Würde dir ad hoc ein konkreter Lösungsvor- schlag einfallen? Ehrlicherweise nein, das ist aber auch nicht mein Job. Vielleicht würde das Deckeln von Gaspreisen etwas bringen. Die Frage ist mit Sicherheit nur, wie lange, wie pauschal, für wel- che Betriebe funktioniert das und für welche nicht. Das sind halt Dinge, die leider alle nicht so simpel, sondern sehr komplex sind. Nicht nur von Branche zu Branche, sondern auch von Betriebsgröße zu Betriebsgröße. Und da müsste zeitnah etwas passieren. Ansonsten kommen viele früher oder später in arge Be- drängnis. Interview: Karoline Gebhardt landgang-brauerei.de 5 GREATEST SHOWMAN ELISABETH | DIE EISKÖNIGIN TANZ DER VAMPIRE | U.V.A. DIE GRÖSSTEN MUSICAL HITS WIZARDING WORLD and all related trademarks, characters, names, and indicia are © & ™ Warner Bros. Entertainment Inc. Publishing Rights © JKR. (s22) Die Musik von John Williams live zum Originalfilm auf Großbildleinwand Deutsches Filmorchester Babelsberg T H E S H O W 09.03.23 edel-optics.de Arena Hamburg 24.03.23 Barclays Arena Hamburg 28.04.23 Barclays Arena Hamburg ALEGRIAKONZERTGMBH INZUSAMMENARBEITMIT IMMERSIVEARTAGPRÄSENTIEREN MITTENDRIN STATT NUR DAVOR WDR DIE ERFOLGSAUSSTELLUNG DES JAHRES! 11.11.22-29.1.23 MONETS GARTEN.DE GAUSSSTRASSE 190A

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