hamburg:pur November 2022

Foto: Robertino Nikolic MUSIK STEPHANIE LOTTERMOSER Die Wahlhamburgerin über ihr neues Album „In-Dependence“ und den Spagat zwischen Singen und Saxofonspielen Stephanie, auf deinem neuen Album „In-De- pendence“ ist der Titel Programm, es geht um das große Thema Unabhängigkeit. Die strebst du als Musikerin auch weiterhin in einer von Männern dominierten Branche an. Denkst du, es wird in den kommenden Jah- ren endlich bahnbrechende Veränderungen diesbezüglich geben? Stephanie Lottermoser: Völlige Unabhängig- keit kann es ja gar nicht geben. Wir sind immer abhängig von verschiedenen Systemen, Be- ziehungen, Strukturen sowie inneren und äu- ßeren Faktoren und Einflüssen. Die Unabhän- gigkeit, die ich anstrebe, ist eine, in der ich so frei wie möglich meine Musik weiterentwickeln, schreiben, veröffentlichen und auf die Bühne bringen kann. Auch hier bin ich von einem über- wiegend männlichen System und männlichen Entscheidern umgeben, seien es Plattenfirmen, Veranstalter:innen oder Mitmusiker:innen. Bahnbrechende Veränderungen, denke ich, wird es erst geben, wenn alle Frauen überall auf der Welt ein selbstbestimmtes und gleich- berechtigtes Leben führen können. Waswäreauf demWegdorthindasWichtigste, was passierenmüsste? Bildung, Aufklärung, Kommunikation, Bereit- schaft zur Veränderung und zum gesellschaft- lichen Wandel, ein Infrage-Stellen traditionel- ler Werte- und Gesellschaftsmuster und vor allem eine Zusammenarbeit und ein gemein- samer Diskurs von Frauen und Männern, von weiblich und männlich gelesenen Personen. ImVorfeld der Veröffentlichung von „In-De- pendence“ hast du auch vom Ziel gespro- chen, dich frei zu sagen von dem, wie ande- re deine Musik haben wollen. Ist es für dich eine große Herausforderung, dich wegzu- denken von Erwartungen an deine Kunst? Ich weiß nicht, ob man sich als musikschaf- Strukturierte Experimente 12 MUSIK fender Mensch überhaupt ganz davon frei sagen kann oder ob das erstrebenswert ist. Manchmal höre ich sehr viel Musik, phasen- weise auch gar nicht. Sehr oft frage ich mich, wo die Melodien in meinemKopf eigentlich her- kommen, manchmal sind ganze Songs einfach so da, wie ein kleines Wunder. Und die größten Erwartungen an meine Kunst habe sowieso ich selbst. Wenn ich nach einem Konzert mit mir unzufrieden bin, kann mich auch ein Raum voller applaudierender Menschen nicht vom Gegenteil überzeugen. Meine größte Erwar- tung an mich selbst ist, authentisch zu sein mit dem, was ich spielen und aussagen möchte, und auch das findet ja immer im Spannungs- feld statt zwischen allem, was man schon erlebt und gehört hat und dem, was aktuell auf einen einprasselt. Einmal mehr bist du jetzt als Saxofonistin wie als Sängerin zu hören. Wobei Unabhän- gigkeit vermutlich viel leichter in der Impro- visation amSaxofon als mit einem Text, den es zu singen gibt, entsteht, richtig? Es gibt viele Kollegen und Kolleginnen, die ganz fantastisch als Sänger:innen improvisieren und ohne Text eher klangmalerisch arbeiten. Das war nie so recht mein persönlicher Zugang. Ich liebe nicht nur Musik, sondern auch Sprache sehr, beides sind große Kunstformen. Insofern stimmt das – ich improvisiere auf dem Saxo- fon, und wenn ich singe, gebe ich Texte wieder, die ich vorher so geschrieben habe. Allerdings geht es in den Texten dann eben teilweise the- matisch um das Thema Unabhängigkeit. Ich brauche diese Kombination aus Experimenten und klaren Aussagen für meine Musik. Aufgenommen wurde das Album imQuartett. Ging es in der Produktion vor allemumdeine musikalische Unabhängigkeit oder sollten alle Beteiligten gleich viele Freiheiten haben? Ich wähle meine Mitmusiker:innen immer da- nach aus, mit wem ich mich auf der Bühne am freisten und gleichzeitig am sichersten fühle. Freiheit bedeutet ja nicht das Ausbleiben von jeglicher Struktur, sondern vielmehr eine Struk- tur, die einem erlaubt, völlig davon wegzuge- hen, weil sie trotzdem da sein wird. Vertrauen, aufeinander hören, Offenheit und natürlich Zuneigung spielen da auch eine große Rolle. ImStudio sieht das so aus, dass ich die Songs mitbringe und natürlich eine Vorstellung davon habe, wie sie klingen könnten. In der Umset- zung versuche ich, so offen wie möglich für Änderungen und Verbesserungen zu sein, die oftmals erst auftauchen, wenn alle gemeinsam daran arbeiten. Interview: Erik Brandt-Höge „In-Dependence“ erscheint am 18. NOVEMBER (Leopard) TICKETS: →  (0 40) 4 13 22 60 → KJ.DE 01.11.22 – Laeiszhalle, kl. Saal NACHT DER GITARREN 02.11.22 – Gruenspan GANG OF YOUTHS 02.11.22 – Laeiszhalle MICHAEL WOLLNY TRIO 02.11.22 – Nochtwache JESCA HOOP 03.11.22 – Fabrik MATT ANDERSEN 03.11.22 – Mojo Club BLXST 03.11.22 – Nochtwache GADDAFI GALS 03.11.22 – headCRASH BLACK MIRRORS 04.11.22 – Knust SKERRYVORE 04.11.22 – Mojo Club ANAÏS MITCHELL 07.11.22 – Gruenspan FINNTROLL 08.11.22 – Häkken BRUNKE 08.11.22 – Fabrik MARCUS MILLER 08.11.22 – Mojo Club JACOB BANKS 08.11.22 – Sporthalle THE CHAIN- SMOKERS 08.11.22 – JazzHall HAROLD LÓPEZ- NUSSA 09.11.22 – Nochtwache AMI 10.11.22 – Uebel & Gefährlich IBEYI 11.11.22 – Grosse Freiheit 36 WOLF ALICE 11.11.22 – Logo PETROL GIRLS 12.11.22 – Fabrik THE IRISH FOLK FESTIVAL 13.11.22 – Gruenspan AK AUSSER- KONTROLLE 13.11.22 – Fabrik HEATHER NOVA 13.11.22 – Häkken JOYWAVE 14.11.22 – Zeltphilharmonie RAG'N'BONE MAN 14.11.22 – Mojo Club SABRINA CLAUDIO 14.11.22 – Laeiszhalle, kl. Saal RON CARTER FOURSIGHT QUARTET 14.11.22 – Uebel & Gefährlich SUDAN ARCHIVES 17.11.22 – Logo HALOCENE 18.11.22 – Zeltphilharmonie GESTÖRT ABER GEIL 19.11.22 – Mojo Club TOMMY CASH 20.11.22 – Zeltphilharmonie JAMES TAYLOR 21.11.22 – Nochtspeicher SOFIA PORTANET 22.11.22 – Knust GILLA BAND 23.11.22 – Mojo Club KAE TEMPEST 23.11.22 – Fabrik MAGGIE ROGERS 25.11.22 – Turmzimmer ho99o9 26.11.22 – KENT Club SUKI WATERHOUSE 01.12.22 – Barclays Arena PHILIPP POISEL 01.12.22 – Uebel & Gefährlich NOTHING, NOWHERE 01.12.22 – Mojo Club SOHN 03.12.22 – Gruenspan ZEAL & ARDOR 05.12.22 – Kulturkirche Altona TARJA 08.12.22 – Fabrik WLADIMIR KAMINER 11.12.22 – Hebebühne TIGERMILCH 13.12.22 – Barclays Arena STATUS QUO 13.12.22 – Häkken KATI K 14.12.22 – Barclays Arena SING MEINEN SONG mit Michael Patrick Kelly, Max Giesinger, LEA, MoTrip, Nico Santos, Jan Plewka & Ilse DeLange 16.12.22 – Sporthalle TORFROCK 13

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