hamburg:pur November 2022

Foto: Kevin Winiker PARTY SÜDPOL Expedition Nachhaltigkeit Beim diesjährigen Clubward gewann der Club am Bille­ kanal den Preis in der neuen Kategorie „Zukunft feiern“. Xenia Windauer, Vertreterin der Nachhaltigkeits-AG, über umgesetzte Maßnahmen im Feierkontext, notwendige Förderungen und darüber, was Clubbesuchende tun können wegschnapsgläser, Dosen und Plastikflaschen und haben eine eigene Eismaschine, um Lie- ferwege zu sparen. Kühlschränke, die Heizung oder andere Stromfresser laufen nur zu den Veranstaltungen und wir verwenden aus- schließlich LEDs in der Lichttechnik. Auch das Booking ist ein Bereich, der im Fokus steht. Internationale Artists werden vornehmlich gebucht, wenn sie sich bereits in der Region oder auf Tour befinden. So kamen wir im Jahr 2019 auf nur fünf Flugbuchungen. Wo findet sich das soziale Augenmerk? ImBereich soziale Nachhaltigkeit klären wir be- reits an der Tür über unsere sozialenWerte auf, es besteht seit Jahren ein Awareness-Team und wir sind ein barrierefreier Club. Durch den Einsatz von Rampen und einer barrierefreien Toilette ist es möglich, dass auch Menschen imRollstuhl bei uns feiern können. Neben die- ser Toilette haben wir seit diesem Jahr auch Missoirs und Kompoletten (Anm. d. Red.: Hock­ urinale und Kompostklos) im Außenbereich. Was an diesen Maßnahmen deutlich wird, ist, dass der Bereich Nachhaltigkeit komplex ist undmanche Maßnahmen klein scheinen kön- nen, doch in der Fülle einen Impact haben. Dieser Impact ist begrenzt, wenn nur ein Club etwas tut. Könnt ihr Vorbild für andere sein und vernetzt ihr euch? Wir können nicht nur für Clubs, sondern auch für Einzelpersonen Vorbild sein, um den Im- pact zu steigern. Jedoch liegt es in vielen Punk- ten auch an der Politik, um Barrieren für nach- haltiges Agieren abzubauen. Da denken wir an Förderungsmöglichkeiten, Bauvorschriften, Mietverträge und Weiteres. An dieser Stelle möchten wir noch einmal das Engagement des Clubkombinats Hamburg hervorheben – das nicht nur bei diesem Thema einen super Job macht. Wir sind zunächst mit den Hamburger Unterzeichnenden des Code of Conducts „Zu- kunft feiern“ über die runden Tische verknüpft und besuchen regelmäßig andere Läden, um uns auszutauschen. Unsere AG war vor eini- gen Wochen in Berlin auf dem Future Party Lab von Clubtopia, hat auf dem Reeperbahn Fes- tival die Panels zum Thema Nachhaltigkeit besucht und nimmt nun an deren Green-Club- Schulung teil. Im März wart ihr Erstunterzeichnende des erwähnten Code of Conducts. Was ist seit­ dem passiert? Wir haben durch das Clubkombinat davon er- fahren. Für uns war direkt klar, dass wir unter- zeichnen werden, da wir imProjekt von Anfang an ein Augenmerk auf nachhaltiges Handeln haben und immer wieder nachhaltige Neue- rungen umsetzen – bereits vor und unabhängig von der Unterzeichnung. Nach der Unterzeich- nung haben wir die geforderte Ausgangsbilanz angefertigt, in der zahlreiche Handlungsfelder abgefragt werden. Darüber hinaus haben wir intern und extern kommuniziert, dass wir uns für mehr Nachhaltigkeit im Clubleben enga- Foto: Juha Hansen/Spektral3000 Xenia, Glückwunsch zumClubaward. Wie hat die Jury die Wahl begründet? Xenia Windauer: Wir freuen uns sehr darüber und möchten uns erneut ganz herzlich bei der Fachjury bedanken, dass unser Engagement gesehen wird. Sie hat bei der Verleihung her- vorgehoben, dass der Südpol in vielen Berei- chen nachhaltig agiert und dass es besonders schön ist mit anzusehen, dass dieses Engage- ment auch gleichzeitig Spaß machen kann. Die Bereiche, in denen wir uns engagieren, sind nicht nur ökonomisch, sondern vor allem auch mit sozialem Augenmerk verbunden. Was macht ihr mit dem Preisgeld? Das wird partizipativ innerhalb des Betreiber:in- nen-Kollektivs entschieden. Es stehen unter- schiedliche Anschaffungen imRaum, wie zum Beispiel Solaranlagen und neue Speicher sowie die Splittung des Heizkreislaufes zur pass­ genauen Speicherung und imHinblick auf den Sommer eine Anlage zur Regenwasserge­ winnung. Da es eine Vielzahl von Möglichkeiten für nachhaltigere Prozesse im Clubleben gibt, unterstützt uns das gewonnene Preisgeld für solche Investitionen. Welche Maßnahmen wurden bereits um­ gesetz? Wir nutzen von Anfang an Ökostrom und sind bei einer nachhaltig wirtschaftenden Bank. Neben einer primär regionalen Getränkekarte verzichten wir seit Jahren auf Strohhalme, Ein- 10 PARTY gieren und haben interne monatliche Plenen, um den Prozess weiter voranzutreiben. Wie bildet ihr euch in puncto Nachhaltigkeit fort und woher kommt euer Know-how? Als kollektiv organisiertes Projekt werden in alle Prozesse die jeweiligen Gewerke wie Bar, Garderobe, Tür, Awarness et cetera und deren Know-how einbezogen und so auch immer wie- der Feedback gegeben. Darüber hinaus haben wir eine Nachhaltigkeits-AG gegründet, die so- wohl ein kollektives als auch privates Interes- se an dem Thema und zudem auch Wissen aus verschiedenen Bereichen mitbringt. Dazu ge- hört beispielsweise ein Studienabschluss in Soziologie, jahrelanges Know-how durch Ak- tivismus, ehemalige Mitarbeit bei Greenpeace und das Wissen durch die eigentliche Arbeit bei den Stadtwerken. Ein Teil der AG lässt sich aktuell als Green-Club-Manager:in ausbilden. In diesemRahmen werden explizite Konzepte entworfen, die imUmkehrschluss auch ande- ren Clubs und Kulturstätten dienen können. Gab es bereits Förderungen und welche wären notwendig? Wir haben die Missoirs und Kompoletten über eine Förderung bekommen. Auch die Förde- rung für unseren Außenbereich haben wir er- halten und diese beinhaltet, dass die Begrü- nung ausgebaut wird. Grundsätzlich sind wir als Kulturbetrieb auf Förderungen angewiesen, gerade für die Bereiche neue Dämmung, Er- neuerung der Heizanlage, Anschaffung von Speichern et cetera. Aktuell suchen wir nach einer Förder- und Finanzierungsmöglichkeit, ummöglichst noch in diesem Jahr eine Photo- voltaikanlage installieren zu können. Bisher sieht es leider sehr mau aus und wir hoffen eine Lösung zu finden, um das Vorhaben schnellstmöglich realisieren zu können. Wir haben jetzt viel erfahren, was ihr als Club macht. Was können Besuchende tun? Grundsätzlich: sich informieren und reflektie- ren. Dafür muss natürlich ein Zugang geschaf- fen werden, aber es erfordert ebenfalls eine gewisse Eigeninitiative. Auch wenn Feiern Spaß macht, sollte uns allen bewusst sein, welchen Fußabdruck wir damit hinterlassen. Veranstal- tungen werden wahrscheinlich nie komplett nachhaltig sein, jedoch können wir alle etwas dafür tun. Das sind schon Kleinigkeiten, wie das Wasser nicht so lange laufen zu lassen, wenig Papier zu verbrauchen, den Müll ver- nünftig zu entsorgen beziehungsweise gar nicht erst so viel Müll zu produzieren. Ein acht- samer Umgang mit Ressourcen und miteinan- der, nicht mit dem Auto anzureisen und statt- dessen das Fahrrad oder die Öffentlichen zu nutzen. Unsere Nachhaltigkeits-AG plant neben der Partizipation der Mitarbeitenden auch die Möglichkeit, Gäst*innen einzubezie- hen und somit noch mehr auf das Thema auf- merksam zu machen. Interview: Ole Masch suedpol.org reservix.de dein ticketportal Tickets unter reservix.de Hotline 0761 888499 99 Alle Angaben ohne Gewähr Bundesweit 90.000 Events! 27.06.23 Stadtpark Open Air Hamburg 05.11.–27.12.22 First Stage, Hamburg Gisbert zu Knyphausen & Kai Schumacher 31.03.23 Elbphilharmonie, Hamburg Hauschka & Kai Angermann 27.02.23 Elbphilharmonie Hamburg Irem Derici 24.12.22 Große Freiheit 36 Hamburg Gospel Christmas 22.12.22 Hauptkirche St. Michaelis Hamburg 11

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