Hamburg Pur - November 2021

Illustrationen: Lena Marie Forkel Foto: Gertje König TAG+NACHT MUNDHALLE „Die Menschen sind die Stadt “ Vom Ringen um bezahlbarerArbeitsfläche und den Aufbau einer interdisziplinä- ren Gemeinschaft, die als Lern- und Forschungsraum nicht nur innerhalb der Genossenschaft, sondern auch in vielen Kooperationen fungieren könnte Als Aufschrei für bezahlbare Arbeitsfläche und Wunsch nach einem gut vernetzten Lern- und forschungsorientierten Möglichkeitsraum, gründete sich die aus rund 60 Künstlern be- stehende Genossenschaft Mundhalle eG. Seit Januar dieses Jahres sitzt sie im ehemaligen Cruise Center Terminal in der HafenCity. In- mitten von orangefarbenen Kränen und Bau- stellen, befindet sich die rund 1400 Quadrat- meter große Halle. Neben einer größeren Frei- fläche mit individuellen Sitzmöglichkeiten, gibt es auch einen detailverliebt angelegten Kräu- tergarten. Es wird schnell deutlich, dass es sich hier um einen Zusammenschluss von Men- schen handelt, die gewillt sind, auf einer so- zialen sowie auf einer künstlerischen Ebene gemeinsam etwas zu erreichen. Für Burg Koller, Bildender Künstler in der Mundhalle eG, birgt die Mundhalle das Poten- zial eines Forschungsortes, der im Vergleich zum freien Markt ein Miteinander unterstützt und Wissens- und Materialressourcen sofort verfügbar macht: „Nach dem Kunststudium gab es ein abruptes Ende in Bezug auf das Tei- len von Ressourcen. Man wurde direkt in das Marktgeschehen als freier Künstler hineinge- worfen.“ Durch die Zusammensetzung von Ex- perten aus Bildender Kunst, Design, Regie und Handwerk entstehen in der Mundhalle Koope- rationen, die Ideen schnell realisierbar machen. So können fachspezifische Lücken durch die interdisziplinäre Auslegung der Genossen- schaft intern geregelt und in Form von Zuarbeit auch externe Anfragen bedient werden. Ein weiteres Potenzial, sagt Insa Kühlcke- Schmoldt, Grafikdesignerin in der Mundhalle eG, sei die wechselseitige Inspiration, die erst durch die Öffnung fachspezifischer Grenzen möglich werde. „Als Grafikdesignerin könnte ich einfach in einen Co-Working Space gehen. Durch die vielfältigen Fertigkeiten der Mund- halle-Künstler werde ich aber dazu angeregt, interdisziplinär zu denken und so fern ab mei- ner Designblase dazuzulernen“, sagt sie. Das Verlassen der ehemaligen Mundhalle im Stadtteil Rothenburgort, welche zum Abriss 4 TAG+NACHT bestimmt war, und der erneut bevorstehende Verlust größerer Arbeitsflächen durch die ge- plante Räumung des Cruise Center Terminals im Dezember 2022, wirft bei den Genossen- schaftsmitgliedern Fragen auf: Wie viel inves- tiert man in einen temporären Arbeitsraum? Wie kann man sich und sein Bedürfnis nach einer unbefristeten Arbeitsfläche noch sicht- barer machen? Vielleicht bräuchte es in Hinblick auf gesell- schaftliche Schnittstellen einen Perspektiv- wechsel. „Das birgt Spannungen mit den Nach- barn, die wiederum interessante Veränderun- gen in Gang bringen könnten. Es geht darum, Schnittstellen lieben zu lernen, diese zu be- grüßen und voneinander zu lernen“, erklärt Insa. Dank der Kuratorin Ellen Blumenstein kam es zu einer Vernetzung mit der HafenCity GmbH, dann zum Einzug in die HafenCity. „Die Menschen sind die Stadt, wir müssen uns ver- binden“, so Amyra Radman, Aufsichtsrat und Grafikdesignerin sowie Künstlerin in der Mund- halle eG. Die Mundhalle veranstaltete anlässlich des diesjährigen Kultursommers auch unterschied- liche Ausstellungs- und Workshop-Reihen, die außenstehende Künstler zur Partizipation be- grüßten. Weiterhin stellte die Mundhalle ihre Räume imRahmen des von Ellen Blumenstein entwickelten Projekts „Imagine the City“ und des damit verbundenen Kunstspaziergangs „The Gate“ zur Verfügung. „Doch diese Koope- rationen sind erst ein Vorgeschmack auf das, was möglich wäre“, meint Amyra. Das Interes- se an Kooperationen mit umliegenden Institu- tionen ist beiderseits hoch. So gab es Anfragen von Stadtteilschulen und Vereinen, wie dem amOberhafen ansässigen Fablab, welches sich unter anderem auf die Arbeit mit 3-D-Druckern konzentriert. Die Teilhabe könnte somit an Res- sourcennutzung in Hinblick auf Fertigkeiten und Materialien nicht nur in der Genossen- schaft von Vorteil sein, sondern auch durch eine größere Vernetzung in ganz Hamburg ein neues Arbeitsklima und Miteinander prägen. Die HafenCity Universität etwa könnte die Frei- flächen in Form einer Kooperation ebenfalls für Workshops nutzen und so einen Übergang vom Theoretischen hin zum angewandten Wis- sen ermöglichen. Noch mehr würde möglich sein – wäre da nicht das ständige Rangieren zwischen Aufbau und Erhaltung der inneren und äußeren Genossenschaftsstrukturen durch den erneuten Umzug der Mundhalle eG. Immerhin, sagt Amyra: „Am Ende bleibt die kol- lektive Kraft.“ Die spiegele sich unter anderem darin wieder, dass die Menschen in der Mund- halle sich von keinem aufkommenden Problem ausbremsen ließen. Text: Vanessa Wulff mundhalle.de THE ENGLISH THEATRE OF HAMBURG | LERCHENFELD 14 | HAMBURG U-BAHN STATION MUNDSBURG | TICKETS: (040) 227 70 89 WWW.ENGLISHTHEATRE.DE D I R E C T E D B Y PA U L G L A S E R 18. NOVEMBER - 29. JANUARY THE CRITICALLY ACCLAIMED 2007 OLI- VIER AWARD-WINNER FOR BEST NEW COMEDY, THE 39 STEPS A C O M E DY T H R I L L E R B Y PAT R I C K B A R L OW 23.11.21 KNUST OUZO BAZOOKA & THE GRAND EAST 20.11.21 MOLOTOW HAVINGTON & DEER ANNA 17.11.21 HAFENKLANG X RAIDERS & HOT BREATH 09.11.21 HÄKKEN JESSE MARKIN & BLURRY FUTURE 03.11.21 HEBEBÜHNE HAVE YOU EVER SEEN THE JANE FONDA AEROBIC VHS? & JUNOKILL 28.10.21 ASTRA STUBE AQUARAMA & EAU ROUGE (SOUNDSYSTEM) 20 YEARS POPUP BOOKING PRÄSENTIERT FOLGE DER PLAYLIST! 5

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz