November 2020
Foto: Jann Wilke MUSIK Ensemble Resonanz & Charly Hübner Schauspieler Charly Hübner und das Ensemble Resonanz – ergänzt um ein Jazztrio – verschmelzen Schuberts „Winterreise“ und Songs von Nick Cave. Ein Kurzgespräch mit Hübner über das Projekt Charly Hübner, mit „mercy seat – winterreise“ behandeln Sie und das Ensemble Resonanz die ganz großen menschlichen Themen, von Liebe über Schuld bis Tod. Was haben Sie wäh- rend der Arbeit gelernt? Charly Hübner: Gar nichts. Es geht doch nicht ums Lernen. Wir haben uns und Schubert und Cave und WilhelmMüller beobach- tet und gesucht. Und die ganze Reise des Projekts ist eine Summe der Zeit und der Menschen, die sich hier trafen und tref- fen. Ein Trip! Eine Fragestellung! Eine Behauptung! Aber nix Schu- le. Schule hilft bei den Themen nicht – sondern nur Mut, Liebe und Hybris. Eine Deutung des „Winterreise“-Endes ist, dass im schlimms- ten menschlichen Notfall nur die Kunst einen Ausweg bietet. Teilen Sie diese Ansicht? Ja, weil die Kunst in Zeiten der Ratlosigkeit und Verwirrung immer wenigstens Hoffnung, wenn nicht gar Mut, Tat und Lust fordert! – Nein, weil WilhelmMüller scheinbar wirklich in existenzieller Not war und es doch gar nicht um den Ausweg geht. Es geht um den Schlusspunkt. „Eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück!“ Da geht’s nicht umKunst. Es geht um Philosophie, Mys- tik und Glaube. Um Erkenntnis. Das scheint uns Menschen zu groß. Ist aber die einzige Rettung vor dem Stumpfsinn. Sie haben kürzlich auch erklärt, dass man die Opferhaltung des lyrischen Ichs in der „Winterreise“ mal hinterfragen sollte. Sind Sie generell so: die weit verbreitete Deutung von Kunst erst mal mit Skepsis betrachtend? Nein, das ist nicht relevant. Wilhelm Müller, der Autor der Texte, war Täter imBefreiungskampf gegen die französischen Besatzer. Caves Figuren sind Täter. Es geht um die Frage des über sich stol- pernden Tatmenschen über die Folgen seiner Taten. Es ist zu ein- fach sich als Opfer zu erleben, da es nur die halbe Wahrheit ist. Jeder Lebensmoment ist Tat und Opfer zugleich. Selbst wenn man, wie Melvilles Bartleby, sich komplett entziehen möchte. Das ist ein Thema. Ästhetische Skepsis ist am Ende nur Zahnpflege und Haarstyling. Interview: Erik Brandt-Höge „MERCY SEAT – WINTERREISE“ ist am 2. OKTOBER auf resonanzraum records erschienen www.reservix.de dein ticketportal /reservix Tickets unter www.reservix.de 0,20 € pauschal aus dem deutschen Festnetz, aus demMobilfunknetz 0,60 € Hotline 01806 700 733 Alle Angaben ohne Gewähr Bundesweit 90.000 Events! 18.11.21 Sporthalle, Hamburg Rogers 23.03.21 Logo, Hamburg 20.10.21 Gruenspan, Hamburg Naturally 7 20.03.21 Laeiszhalle, Hamburg 09.02.21 Kultur Palast, Hamburg 25.08.21 Stadtpark, Hamburg 7
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