November 2020

Foto: Franziska Fiolka MUSIK MILO MILONE Roadtrip zu neuen Songs Die Musikerin, bekannt aus der Neo-Soul-Band Rhonda, zog von Hamburg nach Los Angeles. Dort hat sie eine nach sich benannte Solo-EP aufgenommen. Wie diese wurde, wie sie ist, hat sie am Telefon erzählt Milo Milone, du hast zwar noch eineWohnung in Hamburg, bist aber bereits 2017 nach Los Angeles gezogen. Wie muss man sich dein dortiges Zuhause vorstellen? Milo Milone: In Los Angeles ist alles sehr weit- läufig. Während es in Hamburg überall Straßen mit mehrstöckigen Häusern gibt, sieht man in Los Angeles fast nur alleinstehende Bungalows. Mit meinemMann und unseren Kindernwohne ich in einem Haus in Highland Park, das ist im Osten von L.A. Überall sind Palmen, und in unse- rem Garten leben Kolibris, Eichhörnchen und nachts auch Kojoten. Außerdemmüssenwir auf giftige Schlangen und Spinnen aufpassen. Die Kinder können wir nicht einfach zum Spielen nach draußen schicken. Das Leben ist also ein bisschen extremer in L.A., verglichenmit Ham- burg. Aber ich finde genau das sehr inspirierend. Apropos Inspirationen: An welchem Ort in L.A. entsteht denn deine Musik? ZumMusikmachen muss ich nur in die Garage gehen, da habe ich alles, was ich brauche. Mein Mann und ich haben uns ein richtig tolles Vin- tage-Studio eingerichtet. Jojo (Joachim Zun- ke; Anm. d. Red.) ist zwar Regisseur und Ka- meramann, nutzt das Studio aber auch und hilft mir bei meinen Aufnahmen. Habt ihr beide arbeitstechnisch eigentlich schnell Fuß fassen können in eurer Wahlhei- mat? Ja, schon. In Los Angeles leben sehr offene Leute. Die Musikszene ist vergleichbar mit der in Hamburg: Musiker hängen viel zusammen herum, unterstützen sich gegenseitig. Es gibt manchmal Abende, da spielen in einem Club fünf Bands, und mancher Musiker ist in allen vertreten. Es herrscht in L.A. übrigens ein ex- trem hohes musikalisches Niveau. Jeder Mu- siker, der in Deutschland supergut ist, kommt dort hin – und fängt bei null an. Das gilt für alle Genres. Für deine neue EP, die schlicht nach dir be- nannt ist, hast du nicht bloß in L.A., sondern in ganz Kalifornien an Songs gearbeitet: auf einemRoadtripmit deiner besten Freundin. Wie lief eure Reise ab? Den Roadtrip haben wir mit unserem 88er Mer- cedes gemacht. Wir haben uns immer morgens überlegt, wo wir abends sein wollen, und sind am Ende bis hoch nach Nevada gebrettert. Ich hatte die Songskizzen dabei, einen Laptop, ein Mikro, ein Midi-Keyboard und eine Sound- karte. Meistens habe ich nachts an den Songs gearbeitet, nicht selten draußen in der schöns- ten Natur. Man muss wirklich sagen: Je weiter man in die Wüste hineinfährt, umso schöner wird sie. Hast du auch die Erfahrung gemacht, dass sich deine Musik seit dem Kalifornien-Um- zug sehr verändert, weil dein Umfeld so in- tensiv auf dich wirkt? Hundertprozentig! Diese EP hat einen Sound, der meine kalifornische Umgebung und die dortigen Vibes voll widerspiegelt. L.A. ist laut, dreckig, eigentlich wahnsinnig entzaubernd. Wenn man über den Hollywood Boulevard läuft, ist man fast schon schockiert, wie kaputt das Drumherum ist. Diese 12-Millionen-Stadt hat zudem etwas sehr Bedrohliches, allein, weil überall Helikopter herumfliegen. Aber all das, dieses Bittersüße, finde ich wahnsinnig toll. Genau wie die Wüstenlandschaft, in die man von L.A. aus mit demAuto in anderthalb Stun- den kommt. Im Joshua-Tree-Nationalpark habe ich sehr viel Zeit verbracht und an Songs gebastelt. Man hört auf der EP auch einiges von dem, was während der Aufnahmen um mich herum los war. Sie ist einfach ein Produkt meiner bisherigen Zeit in Kalifornien. Interview: Erik Brandt-Höge „MILO MILONE“ ist am 16. OKTOBER auf popup-records/Believe Digital/Soulfood erschienen 6

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