November 2020

Foto: Gute Leude Fabrik TAG & NACHT Das Hamburg Gespräch Sie ist die Frau der Stunde: Dr. Melanie Leonhard, Senatorin für Arbeit, Soziales, Familie, Integration und – seit dem freiwilligen Rücktritt von Cornelia Prüfer-Storcks – auch für den Bereich Gesundheit. Im Hamburg Gespräch zeigt sich die Historikerin aus Harburg auch von ihrer persönlichen Seite. Einige Auszüge nicht so kann. Hamburg ist ein wahnsinnig wichtiger Kulturstandort, wir sind aber auch ein wahnsinnig wichtiger Wirtschaftsstandort und wir sind übrigens der Gesundheitsstand- ort Deutschlands. Vor demHintergrund ist das Gute, dass wir das eine tun, ohne das andere zu lassen. Das können andere Städte nicht von sich sagen. Bricht da etwas weg, ist gleich gar nichts mehr da. Eine solche Situation haben wir nicht. Ist das eine Entwicklung der vergangenen Jahre, dass man diese Vielfalt da reinbringt? Auch in der Kultur, mit der Elbphilharmonie statt nur auf Musicals zu setzen? Kultur ist eben so unterschiedlich wie dieMen- schen. Für dieMusicalfans ist Hamburg seit 20 Jahren der Hotspot. Seit Mitte der 90er Jahre hat Hamburg sich darauf besonnen, dass man viele Dinge gleichzeitig gut machen kann – und nicht nur einen Schwerpunkt an einer Stelle haben kann. Und daraus resultierte auch der Mut für die Elphi, aber auch für andere Sachen. Protokoll: Marco Arellano Gomes Das Hamburg Gespräch: JEDEN ZWEITEN MONTAG UM 22 UHR UND DEN DARAUF- FOLGENDEN SONNTAG UM 10 UHR auf 917XFM; weitere aktuelle Gäste: Oke Göttlich, TimMälzer Gute Leude: Melanie, wie würdest du Har- burg beschreiben? Melanie Leonhard: Harburg ist eine Großstadt mit demCharme eines Dorfes. Wir kennen uns und mögen uns alle. Harburg ist so vielfältig wie anderswo ein ganzes Land. Was ist das für eine Beziehung zwischen Hamburg und Harburg? Hamburg und Harburg kommen aus einer lan- gen Konkurrenzsituation. Um die Jahrhundert- wende hat sich die Industrie überwiegend in Harburg niedergelassen. Hamburg geriet stel- lenweise ins Hintertreffen. Das hatte auch mit dem Zoll und anderen Gründen zu tun. Aus dieser Konkurrenzsituation ist Harburg nie so wirklich herausgewachsen. Als man dann Ende der 1930er Jahre Teil Hamburgs wurde, hat das eine Ungerechtigkeitsdebatte ausgelöst, die anders als in Altona bis heute nicht been- det ist. Dazu mag die Elbe mit beitragen, aber auch, dass Harburg für Gewerbe- und Indus- trieflächen nach wie vor der wichtige Standort ist – mit all den Konflikten, die es da bis heute gibt. Wir sind Niedersachsen zudem räumlich sehr nah und deshalb gibt es da so eine ge- wisse Sturheit in uns. (…) Was ist für dich typisch Hamburg? Ich würde sagen, eine gewisse Lässigkeit. Und zwar gar nicht im Sinne einer Schludrigkeit, sondern im Sinne von: „Joa, es regnet.“ Oder: „Joa, es ist warm, dann kann man mal ein we- nig an der Alster sitzen.“ Der Spruch mit der flüssigen Sonne kommt ja nicht umsonst von hier. Mit einer gewissen Lässigkeit die Dinge mit Nachdruck voranzutreiben – das ist typisch Hamburg für mich. Senatoren und Senatorinnen neigen ja dazu, Hamburg immer wieder neue Titel zu geben. Die einen sagen „Kulturhauptstadt“, die an- deren sagen „Fahrradstadt“. Du leitest ja so viele Behörden, kannst du dich da überhaupt entscheiden? Für uns ist es immer wichtig, dass es die eine Stadt ist. Die Hamburger selber üben sich ja ganz gut imDifferenzieren untereinander. Wir arbeiten aber in allen Ressorts daran, dass es die eine Stadt ist und dass sich die Leute auch als Teil einer Stadt verstehen – von der gesund- heitlichen Versorgung, die überall gleich gut sein soll bis hin zum gesellschaftlichen Zu- sammenhalt. „Hamburg, die eine Stadt“, so würde ich das sagen. Und wozu würdest du am ehesten neigen, wenn es darum geht, eine Spitzenstellung herauszuheben? Das Gute an Hamburg ist, dass man das gar Gehenwir essen? In 2020 keine selbstverständliche Frage mehr. Aber trotz der vielen Schwierigkeiten entschieden sich viele Gastronomen gegen das Aufgeben und für das Kämpfen – um die Zukunft der Branche, die kulinarische Vielfalt der Hansestadt und um die zwar verunsicherten, aber auch ausgehungerten Gäste. Denn wer war nach Lockdown und Social Distancing nicht heiß auf Steak, Sushi und Scholle – oder auf Weggehen, tollen Service und kreative Küche? Und trotz Masken, Abstand und Co.: Das gibt’s alles in Hamburg auch weiterhin! Die kleine Schwester unseres großen Gastro-Guides hat das Beste aus 700 Restauranttests kompakt und übersichtlich zusammengefasst, egal, ob es um das saftigste Steak, die coolste Bar oder das gemütlichste Café geht. Jetzt am Kiosk! 4

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