November 2019
15 MUSIK Foto: Danny Clinch Handys vor der Bühne? Nur einen Song lang! SZENE HAMBURG: Wesley, auf dem neuen Lumineers-Album „III“ wird die tragische Geschichte einer Familie erzählt, die aufgrund von Alkohol- und Spielsucht schwere Zeiten durchmacht. War die größte Herausforderung, die Musik zu den Texten weiterhin Lu- mineers-typisch, luftig und locker zu gestalten? Für mich ging es bei der Arbeit am Album vor allem um die Er- kenntnis, dass Liebe eine Familie zusammenhält und sie durch gute wie schlechte Zeiten bringt. Wenn auch nur ein Familienmitglied mit einer Sucht zu kämpfen hat, muss die ganze Familie mitleiden. Darin steckt so viel Schlimmes wie Schönes, und das wollten wir musikalisch umsetzen. Das textlich Düstere haben wir teils aber schon mit etwas klanglich Leichtem aufgefangen. Mit leichten, süßen Melodien habt ihr schon zu Beginn eurer Kar- riere weltweit Anklang gefunden. Wirkte sich der schnelle kom- merzielle Erfolg grundsätzlich auf euer Songwring aus? Das Ding ist, dass Jer (Schlagzeuger Jeremiah Fraites; Anm. d. Red.) und ich schon vor der Veröffentlichung des ersten Lumineers-Al- bums (2012; Anm. d. Red.) sieben, acht Jahre zusammen Songs geschrieben hatten. Wir konnten also unseren Stil in Ruhe finden, ganz ohne zwischenzeitliche Bewertungen. Das war hilfreich für die Zeit, in der wir dann erfolgreich wurden. Denn: Erfolg bewirkt bei Künstlern oft viel mehr Chaos als Misserfolg. Was andere mögen, könnt ihr live teils gar nicht erkennen – schließlich seht ihr mittlerweile weniger leuchtende Gesichter, als leuchtende Handys vor der Bühne. Ja, wobei ich das Gefühl habe, dass sich das gerade wieder verändert. Zumindest meine ich, heute weniger Handys vor der Bühne zu sehen, als noch vor ein paar Jahren. Und wenn es mal eine Show gibt, bei der es doch zu viele Handys sind, schlage ich dem Publikum einfach vor, einen Song zu filmen und die Dinger danach wegzulegen. Ein sol- cher Deal mit den Leuten macht mehr Sinn, als sie zu kritisieren. Interview: Erik Brandt-Höge 13. NOVEMBER 20 Uhr; Sporthalle; Support: Mighty Oaks Sänger und Gitarrist Wesley Schultz über das neue Album „III“ und einen Handy-Deal mit Fans während Live-Shows Foto: Oliver Fantitsch
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