November 2018
FILM 33 Ein abgewrackter Singer-Songwriter, sein fanatischer Fan und dessen frustrierte Langzeitfreundin: Jesse Peretz hat Nick Hornbys Dreiecksgeschichte „Juliet, Naked“ auf charmante Weise verfilmt JULIET, NAKED Midlife-Crisis à la Hornby Fanliebe als Spiegel des Lebens ist ein zentrales Motiv des britischen Kult-Popliteraten Nick Hornby, wie wir seit seinen erfolgreich ver- filmten Romanen „Fever Pitch“ und „High Fidelity“ wissen. Auch in „Juliet, Naked“ (2009) geht es um dieses Phänomen, personifiziert in Duncan (Chris O‘Dowd), einem Professor für Filmgeschichte in einem südenglischen Küstenkaff. Duncans Glorifizierung des seit Jahren verschollenen Singer-Songwri- ters Tucker Crowe hat über die Jahre fanatische Züge angenommen, inklusive zum Tucker-Schrein umfunktionierten Hobbykeller und eige- nem Blog, auf dem er sich mit Gleichgesinnten über die neuesten The- orien zum Verschwinden des Musikers austauscht. All das ein großes Ärgernis für Langzeitfreundin Annie. Deren Begeisterung hält sich also in Grenzen, als sie ein Demo mit unveröffentlichten Rohaufnahmen zu Tuckers legendärem Album „Juliet“ im Briefkasten findet. Auf ihren spontanen Online-Verriss des gar nicht mal so guten Materials folgt Ärger mit Duncan, wenig später steht gar der leibhaftige Tucker Crowe auf der Matte... Dass der so ziemlich das genaue Gegenteil eines coolen Rockstars ist, macht hier einen Großteil des komischen Reizes aus. Sichtlich wohl in der Rolle des in der Garage seiner Ex verlotternden Chaosdaddys fühlt sich Ethan Hawke. Der Generation X-Vorzeigeschönling spielt den ab- gewrackten Helden mit vergnügter Selbstironie. Charmant auch Rose Byrne („Insidious“) als frustrierte Heimatmuseumsangestellte. Anstatt nun aus der Dreieckskonstellation und dem amerikanisch-bri- tischen Clash of Cultures den üblichen RomCom-Trouble herauszumel- ken, erzählen Hornby und nun Regisseur Jesse Peretz tiefenentspannt von den Konflikten, die alle drei Midlife-Kriselnden vor allem mit sich selbst austragen, inklusive gemeinsamer Reflexion über geplatzte Träu- me, verpasste Chancen und das Leben in der selbstgezimmerten Sack- gasse. Klingt ernst, ist aber dank viel Dialogwitz und unangestrengter Situationskomik auch im Kino ein erfrischend bodenständiger Spaß. Karin Jirsak AB 15. NOVEMBER R: Jesse Peretz; USA 2018, 105 Min.; D: Rose Byrne, Ethan Hawke, Chris O‘Dowd ★★★★★ hamburg: pur Aktion! Für eine exklusive Preview am 13. November, 20 Uhr, im Abaton-Kino verlosen wir 40x2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „pur:juliet“ an pur-verlosung@ vkfmi.de . Einsendeschluss: 11.11.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz