hamburg:pur Oktober 2023

Foto: capelight pictures FILM DRAMA Auf den Hund gekommen Mit „DogMan“ präsentiert Regisseur Luc Besson einen schillernden, suggestiven Genre-Mix mit Biss und einem herausragenden Hauptdarsteller Signal warten. Die Beamten verhaften den Ge- suchten. Mit verblüffender Offenheit erzählt Doug der Polizeipsychologin wenig später von den seelischen Abgründe seines Daseins und demmörderischen Überfall einer rachsüchti- gen Latino-Gang. Luc Besson ist unverkennbar noch der Action- Virtuose und unbeirrbare Romantiker von „Leon – Der Profi“ . Es ging bei ihm schon im- mer um Liebe, Tod und Erlösung, wissend, dass seinen Protagonisten nie die Chance auf ein anderes Leben vergönnt ist. Aber wir entde- cken eine neue Seite an dem französischen Regisseur: eine filigrane Tragik, Verletzbarkeit, Betroffenheit. „DogMan“ wirkt als ergreifen- des wahnwitziges Erlöser-Epos wie das Gegen- stück zum „Joker“. Vorbei die Zeiten hyper- realistischer Coolness und Erotik, stattdessen ein märchenartiger Neo-Noir, visuell meister- haft umgesetzt. Caleb Landry Jones („Nitram“) ist als Robin Hood ähnelnder Hundeflüsterer wahrlich eine Offenbarung. Erschreckend und berührend die Eindringlichkeit mit der er sich gegen die eigene Hilflosigkeit wehrt. Seine Ver- gangenheit vergessen kann Doug nur für we- nige Minuten, wenn er sich auf der Bühne in Lili Marleen oder Édith Piaf verwandelt. Text: Anna Grillet AB 12. OKTOBER F/USA 2023; 113 Min.; R: Luc Besson; D: Caleb Landry Jones, Marisa Berenson, Christopher Denham ★★★★★ Wenn sich Doug (grandios: Caleb Landry Jo- nes) an seine frühe Kindheit erinnert, sieht er den Vater vor sich, der ihn wutentbrannt und schreiend zu den ausgehungerten Kampfhun- den in den Zwinger sperrt. Mit der Schrotflinte schießt er auf den Sohn, der von nun an immer auf einen Rollstuhl angewiesen sein wird. Grund für solch hasserfüllte Reaktion: die Zu- neigung des kleinen Jungen für jene gequälten eingesperrten Kreaturen. Doug bleibt für die Welt ein Ausgestoßener, Verlass ist allein auf die Hunde, sie werden seine Weg- und Kampf- gefährten. Das private Hundeasyl finanziert er mit raffinierten Diebestouren seiner Vierbeiner durch die Villen der Reichen. Der Film beginnt mit einer nächtlichen Polizei- kontrolle. Hinter dem Steuer des Lastwagens sitzt Doug blutverschmiert, in zerrissenem pinkfarbenen Abendkleid, mit blonder zerzaus- ter Perücke, das aufgedunsene Gesicht weiß geschminkt. Auf der Ladefläche, dicht ge- drängt: Hunde verschiedenster Rassen, still, gehorsam, als würden sie auf ein geheimes 22 23 FILM hamburg:pur Aktion! Für den Starttermin von „Killers of the Flower Moon“ am 19.10., 19.30 Uhr in den Zeise Kinos verlosen wir 10 x 2 Karten. E-Mail mit Name, Betreff „Killers of the Flower Moon“ an verlosung@szene-hamburg.com ; Einsendeschluss: 15.10. Foto: Apple Studios/Imperative Entertainment/ Paramount Pictures Killers of the Flower Moon Martin Scorseses neuer großer Wurf ist eine düstere Meditation über Geldgier, Macht und Verrat. Getragen wird er von drei Haupt- darstellern auf der absoluten Höhe ihrer Kunst, zwei alten Bekannten und einer Neuentdeckung. Lily Gladstone brilliert in der Rolle der Molly Burkhart. Die junge Frau gehört zum Ureinwohner-Stamm der Osage, dem die US-Regierung im Zuge ihrer Umsiedlung große Ländereien in Oklahoma zur Verfügung stellte. Als man darunter riesige Ölvor- kommen entdeckte, wurden die Bewohner des „Osage County“ urplötzlich äußerst wohlhabend, so auch Mollys Sippe. Klar, dass dieser Reichtummassenhaft Trittbrettfahrer anlockte. Scorsese siedelt die Handlung im über Nacht zur Öl-Boomtown mutierten Städtchen Fairfax an. Neben den üblichen Gangstern treten plötz- lich auch äußerst kultivierte Kriminelle in Erscheinung: weiße Män- ner, in ehrbaren Gemeinde-Positionen etabliert, die sich als Beschützer der hier ansässigen Familien aufspielen, in Wahrheit aber das genaue Gegenteil im Schilde führen. Mittels arrangierter Ehen und eiskalter Auftragsmorde erschlei- chen sie sich Zugang zu den Vermögen der Indigenen. Einer dieser honorigen Herren ist William „King“ Hale (Robert De Niro). Der Rinderbaron gibt sich als gönnerhafter Mentor der Osage aus. Als sein Neffe Ernest (Leonardo DiCaprio), ein notorischer Tu- nichtgut, aus dem Krieg heimkehrt, wird er zur willkommenen Schachfigur im ausgeklügelten Spiel des „King“. Ernest heiratet Molly und beglückt sie schon bald mit Kindern. Als dann zuerst Mollys Mutter und kurz darauf ihre zwei Schwestern ermordet aufgefunden werden, ist sie die letzte Erbin des Familienvermö- gens. Ein finales Opfer muss noch folgen. Hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu seinem Onkel und der Liebe zu seiner Frau muss Ernest zum ersten Mal im Leben Rückgrat beweisen. Wenn er denn eines besitzt …Mit fast dreieinhalb Stunden Spiel- zeit ist „Killers of the Flower Moon“ ein viel Sitzfleisch erfordern- der Brocken, der aber erst auf der großen Leinwand zu voller Blüte gelangt. (cc) AB 19. OKTOBER USA 2034; 206 Min.; R: Martin Scorsese; D: Leonardo DiCaprio, Robert De Niro, Jesse Plemons ★★★★★ ABGEFEIERT HAMBURGFREUTSICHAUFS OPENMOUTHFOODFESTIVAL AUFGETISCHT KÜNSTLERDERKÜCHEUND PROFISDERBRANCHE IMPORTRÄT EINGESCHENKT DASGROSSESPEZIAL RUNDUMSBIER NACHGEKOCHT REZEPTE: GENUSS-MICHEL-MENÜ IN5GÄNGEN ESSEN+TRINKEN SPEZIALNR.1 2023 |€9,50 ISBN978-3-946677-90-1 4 193628 209507 01 SPEZIALNR.1 SZENEHAMBURGFOOD2023 €9,50 FOOD Titelseite_FOOD.indd 1 17.08.23 17:11 Jetzt im Handel oder online unter shop.szene-hamburg.com Food_1-4_eck.indd 1 24.08.23 12:09 hiqff.de 34. 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