Hamburg Pur - Oktober 2021

FILM Ottolenghi und die Versuchungen von Versailles Yotam Ottolenghi ist ein Star in der internatio- nalen Gastroszene. Seine Kochbücher verkau- fen sich weltweit millionenfach, er betreibt sechs Restaurants in London. Seine Bücher gelten als Bibeln des Kochens. Was ist für so jemanden noch eine Herausforderung? Das Me- tropolitan Museum of Art in New York (kurz: The Met) lädt ihn ein, im Rahmen einer Ausstellung zum Thema Versailles ein Dessert-Buffet zu kre- ieren, dass den höchsten Ansprüchen jener Zeit entspricht. Challenge accepted! Kein Mensch könne das allein, befindet der Meister und stellt kurzerhand ein Team der Superlative zusam- men: Dinara Kasko aus der Ukraine, Dominique Ansel aus Frankreich, Bompas & Parr, ein Lon- doner Event-Food-Duo, Ghaya Oliveira, Patis- serie-Chefin des New Yorker Zwei-Sterne-Restaurants Daniel sowie Janice Wong aus Singapur, die essbare Kunst kreiert. Der Film begleitet das Team auf seinem Weg, der nicht ohne Rückschläge bleibt und vermittelt eher nebenbei ein wenig über das Handwerk. Es ist gelungene PR für die Patisserie-Kunst. Der in Jerusalem geborene „Guru“ backt zwar nicht mit. Aber wer weiß: Vielleicht kommt ja pünkt- lich zum Weihnachtsfest ein neues Buch zur Backkunst von ihm heraus. (mag) AB 21. OKTOBER USA 2020; 75 Min.; R: Laura Gabbert ★★★ ★★ Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt Richard Wagner ist mehr als Musik-Mythos, Glaubensfrage, Politikum. Der Dokumentarfilmer Axel Brüggemann begibt sich auf Spurensuche. Wie konnte sich um den so umstrittenen Künstler ein derartiger Kult ent- wickeln? Wenn auch das Festspielhaus in Bayreuth und die Urenkelin des Komponisten, Intendantin Katharina Wagner, imMittelpunkt stehen, span- nender sind die Begegnungen fern vom Glamour mit den Wagnerianern in aller Welt: Lettland, Israel, Abu Dhabi, Japan, den USA. Bariton Kevin Maynor realisiert in seiner Newarker Baptistengemeinde zum ersten Mal mit und für People of Color eine Aufführung von Wagners „Ring“ unter freiemHimmel bei Pandemie und Sturm. Wie mit dem schmerzhaften Wi- derspruch von Antisemitismus und dem Zauber des künstlerischen Werks umgehen, das schildert der Jerusalemer Rechtsanwalt und leidenschaft- liche Wagnerianer Jonathan Livny. Sein Vater floh vor demHitler-Regime nach Palästina, imGepäck die geliebten Wagner-Schallplatten, die meis- ten seiner Vorfahren aber starben in den Konzentrationslagern der Nazis. (ag) AB 28. OKTOBER D 2021; 98 Min.; R: Axel Brüggemann ★★★★ ★ Foto: Original Productions Foto: Filmwelt 42 Foto: Filmfest Hamburg /Heike Blenk 3 Fragen an … … Albert Wiederspiel, Leiter des Filmfest Hamburg SZENE HAMBURG: Albert Wiederspiel, im vergangenen Jahr gab es pandemiebedingt eine etwas abgespeckte Version des Filmfestes. Wie sieht es in diesem Jahr aus? Albert Wiederspiel: Aus der Pandemie-Ausgabe haben wir gelernt, dass weniger auch mehr sein kann. Daher haben wir uns dazu entschlossen, das Programm zukünftig zu entschlacken. 100 ist die magische Film- Zahl. In diesem Jahr sind es 110 geworden – also fast eine Punkt­ landung. Und: Wir dürfen immerhin 50 Prozent der Kinositze belegen – in 2020 waren es nur knappe 30. Also eine deutliche Besserung. Worauf dürfen sich die Hamburger Cineasten in diesem Jahr beson- ders freuen? Auf 110 tolle Filme und auf eine große Zahl an Gästen von nah und fern. Alle Filmemacher scheinen nach dieser langen Durststrecke hungrig zu sein nach Begegnungen mit demPublikum. Die Filmgespräche nach den Filmen sind ja genau so wichtig wie der Film, oder? Welche Filme haben Sie besonders berührt? Viele. Daniel Cohn-Bendits Suche nach seiner jüdischen Identität in „Wir sind alle deutschen Juden“ ist mir sehr nah. Aber auch „Evolution“, Appetit auf Neues? Jetzt auch im WEB www.genussguide-hamburg.com ESSEN+TRINKEN SPEZIALNR.34 2021/2022 |€12 ISBN:978-3-946677- www.genussguide-hamburg.com So is(s)t Hamburg nach dem Lockdown Genuss-Michel2021 Wie gut sindwir? Newcomer trotzen der Pandemie Wo es im Umland schmeckt DER SZENE HAMBURG Cover_final_4c_130921.indd 1 13.09.21 12:34 JETZT AM KIOSK! FILM wo es um jüdische Identität heute geht, hat mich sehr berührt. Und „Große Freiheit“, der Eröffnungsfilm. Und „Liebe Genossen“, und „Pop- py Field“ … die Liste ist lang. (mag) filmfesthamburg.de 43

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