Oktober 2020

Foto: Julian Spaete MUSIK FIL BO RIVA Urlaubssemester für dieKarriere Der geborene Römer und heutige Wahlberliner Fil Bo Riva tritt mit seinen schwelgerischen Indie- Rock-Songs imMusikpavillon Planten un Blomen auf. Wir haben im Vorfeld mit dem 28-Jährigen über sein bewegtes Leben gesprochen und uns erzählen lassen, wie er in Deutschland seine Musikkarriere startete Fil Bo Riva, was hältst du von der Redewen- dung „Scheitern als Chance“? Fil Bo Riva: Die finde ich absolut richtig. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man aus Feh- lern sehr viel lernen kann. Man bekommt zudem die Chance, sich neu zu finden, auch etwas Neues zu kreieren. Die eigenen Erfahrungen haben sicherlich auch mit den vielen Stationen zu tun, die du in deinem Leben bisher hattest. Geboren und aufgewachsen in Italien, kamst du aufs In- ternat in Irland. Es folgten längere Aufent- halte in Spanien, wieder in Italien und schließlich in deiner jetzigen Wahlheimat Berlin. Ein ganz schöner Trip … … der sich für mich allerdings gar nicht wie ein Trip anfühlte. Ich habe auch erst spät gemerkt, dass ich da ein besonderes Leben führen durfte und darf. Allein die vielen Freunde, die ich überall gefunden habe – und dann habe ich auch noch Spanisch, Englisch und Deutsch gelernt. Die verschiedenen Lebensabschnitte zusammengenommen führten letztlich auch dazu, dass ich jetzt das mache, was ich mache: Musik. Wobei die Musik bei deinemUmzug nach Ber- lin vor sieben Jahren gar nicht im Vorder- grund stand. Du hast dich damals für ein Stu- diumdes Produktdesigns an der Universität der Künste eingeschrieben. Genau, ich habe mich auch zwei Jahre lang voll auf dieses Studium konzentriert. Irgendwann kam allerdings ein Tag, kurz nach den Som- merferien, an dem ich mich gefragt habe, ob es nicht doch besser die Musik sein sollte. Ich habe mir dann ein Urlaubssemester lang Zeit gegeben, zu versuchen, in der Musikbranche Fuß zu fassen. Fiel es dir leicht, dich in der Branche zu posi- tionieren? Zumindest hat es sich leicht angefühlt. Ich habe erst mal Demos aufgenommen und pro- biert, mich zum Beispiel auf Facebook selbst zu vermarkten. Ich bin auch oft ausgegangen, vor allem in Bars, und habe dort Leute aus der Musikindustrie kennengelernt. Irgendwann hatte ich gute Kontakte, die sich um das Ver- schicken meiner Demos kümmerten, und bald wurde auch eine Booking-Agentur auf mich aufmerksam. Es war also ein Mix aus Energie- aufwand und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Du hast die Booking-Agentur angesprochen. Die beschreibt die Songs auf deinem ersten Album „Beautiful Sadness“ nun mit einer relativ einfachen Formel: Die Melancholie in der Musik stamme aus Italien, die Refrains von den Briten, die Zielstrebigkeit aus Deutschland. Würdest du dieser Formel voll zustimmen? Jein. Ich habe zwar grundsätzlich nichts da- gegen, sehe das Ganze aber schon etwas kom- plexer. Ich habe an demAlbum – mit mehreren längeren Pausen – ungefähr anderthalb Jahre gearbeitet. Es war also ein langer Prozess von der ersten Aufnahme bis zumMaster. Das Album kannst du aktuell nicht auf die Art und Weise live präsentieren, auf die du es sicherlich gerne tun würdest. Wie gehst du mit Konzerten um, bei denen die Leute vor dir nur sitzen dürfen? Mir geht es im Moment einfach darum, über- haupt mal wieder vor Leuten zu spielen. Das tun zu dürfen, fühlt sich schon mal sehr schön an. Natürlich wirkt ein Publikum, in dem die Menschen eng aneinander stehen, etwas ener- getischer. Aber ich habe auch nichts gegen ein sitzendes Publikum. Auch das kann für alle Be- teiligten eine schöne Atmosphäre kreieren – zum Beispiel Open Air in Hamburg. Interview: Erik Brandt-Höge 2. OKTOBER 20:00 UHR Musikpavillon Planten un Blomen www.draussenimgruenen.de 12

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