Oktober 2019
TAG & NACHT 6 Foto: Eric Anders Ein erfolgreicher Anwalt lässt die Juristerei ruhen, um von Hamburg aus ein HipHop- Webradio aufzubauen On Air ist mehr Frederick Staudacher hatte genug. Zwar mochte er seinen Job, hat gerne als Anwalt gearbeitet und Unternehmen aus dem Ausland beraten, sieben Jahre lang. Die Karriere lief, Geld gab es genug. Nur hatte der heute 39-Jährige schon immer eine Leidenschaft, die alles überschattete, und der er irgendwann voll und ganz nachgehen wollte: Hip- Hop. Also machte er Schluss mit der Rechtsbera- tung und gründete im vergangene Jahr „say say“, ein Webradio für sein Lieblingsgenre, das ganz an- ders sein sollte als die gängigen Dauerdudelsender. Frederick, du warst erfolgreich als Anwalt in der Finanzwelt unterwegs. Wie würdest du deine Rolle in dieser Branche rückblickend beschreiben? Frederick Staudacher: Ich war kein Anwalt, der mit Aktentaschen durch die Gegend lief und Plädoyers vor Gericht hielt. Die Kanzlei, für die ich gearbei- tet habe, hatte viele Mandanten aus dem Ausland, Auch das war immer da, ich war zu jeder Zeit be- geisterter Radiohörer. Als Schüler hatte ich auch mal die Möglichkeit, Gastmoderationen bei einem Radiosender in Frankfurt zu machen: hr XXL, ein Jugendableger des Hessischen Rundfunks, den gibt es mittlerweile nicht mehr. Die Arbeit in der Radio- welt hat es mir sofort angetan, und ich dachte schon damals: Eigentlich müsste es mal einen HipHop- Sender geben. Einen, der Radio anders angeht als die meisten bekannten Sender. Nämlich wie? Die Art, wie bei vielen Sendern moderiert wird, die Gewinnspiele, die ständigen Wiederholungen des Sendernamens, die sauunwitzigen Comedys … das wollte ich besser machen. Ich wollte, dass die Musik im Vordergrund steht und nicht nur die Begleiterscheinung von Werbung ist. Außerdem sollten die Moderatoren nicht total entkoppelt sein von allem, sondern sich die Songs, die sie spielen, selbst aussuchen. Klar, wir haben auch Nachrich- ten und das Wetter, aber vor allem ist say say ein HipHop-Kultur-Radio, das von HipHop-Kultur-Fans gemacht gemacht wird. Interview: Erik Brandt-Höge say-say.de die in Deutschland investiert haben, aber mit dem deutschen Rechtssystem noch nicht vertraut wa- ren. Wir haben sie als rechtliche Unternehmens- berater unterstützt. Was hast du in dieser Zeit gelernt? Vieles! Es war ein spannender Job, den ich gerne sieben Jahre lang gemacht habe. Vor allem struk- turiertes Arbeiten und vernünftige Projektsteue- rung sind bei mir hängen geblieben, beides hilft mir bis heute sehr. Finanziell war es sicher auch eine reizvolle Kar- riere. Warst du gut abgesichert, als du sie abge- brochen hast? Für den Moment, ja. Es ist weiterhin unsicher, wo in Zukunft das Geld herkommen wird, aber ich habe tatsächlich gut verdient und konnte mir ein kleines Polster zulegen. Das fresse ich jetzt in der Anfangs- zeit von say say auf (lacht). Du hättest vieles machen können nach der Ju- risterei – warum unbedingt was mit HipHop? HipHop war schon immer meine Leidenschaft. Schon in den 80ern war ich extrem begeistert von dieser Musik, seitdem habe ich mich sehr intensiv damit beschäftigt. Und warum Radio?
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