Oktober 2019
KRITIKEN Foto: Piffl Medien Foto: Edition Salzgeber Der Glanz der Unsichtbaren 40 Prozent der Obdach- losen in Frankreich sind Frauen. Das nehmen viele nicht wahr. Zum einen, weil sich die Frauen oft im Ver- borgenen halten, zum Bei- spiel an Zufluchtsorten wie der Tagesstätte L’Envol, (fiktiver) Schauplatz dieser warmherzigen Tragikomö- die. Aber auch, weil die Ge- sellschaft sich kaum für ihre Geschichte interessiert. Regisseur Louis-Julien Petit bietet nun einen ein- fühlsamen Blick auf diese „Unsichtbaren“ am Rande der Gesellschaft. Er zeigt die Frauen in ihrem Alltag in der Tagesstätte, im oft selbstironischen Umgang mit ihrer Situation, und mit den bis zur Selbstaufgabe engagierten Sozialarbeiterinnen. Petit und seine wunderbaren Darstellerinnen feiern die Schönheit jedes Moments, in dem es aufwärts zu gehen scheint – eine wahre kleine Filmperle. (kj) AB 10. OKTOBER F 2018; 102 Min.; R: Louis-Julien Petit; D: Audrey Lamy, Corinne Masiero, Noémie Lvovs- ky; Hamburger Premiere mit Regie, Darstellern und Premierenfeier am 9.10., Zeise Kinos ★★★★★ Bonnie & Bonnie Yara (Emma Drogunova) ist 17, Albanerin aus Wilhelmsburg, und da ihre Mutter tot und ihre große Schwester abgehauen ist, hat sie die Haus- frauenrolle inne – neben ihrem Job in einem Kiosk. Bis Kiki (Sarah Mahita) in ihr Leben tritt. Hals über Kopf verlieben sich die beiden in ei- nander: die pflichtbewusste, muslimische Yara und die scheinbar knallharte Kiki, eine Deutsche mit krimineller Vorgeschichte. Als Yaras Bruder die beiden jungen Frauen beim Sex ertappt und ein Youtube-Video davon viral geht, bleibt ihnen nur die Flucht ... Regisseur Ali Hakim ist in Wil- helmsburg aufgewachsen und lebt noch heute dort. „Bonnie & Bonnie“ hat er nicht nur dort gedreht, er siedelt auch die Handlung dort an. Zwischen schmuddeligen Kiosken, Kneipen und Wohnghettos ent- spinnt sich eine rasante Geschichte. Die sich nicht um ein Coming-out, sondern vielmehr um eine große, rauschhafte Liebe und den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben dreht. (sh) AB 24. OKTOBER D 2019; 87 Min.; R: Ali Hakim; D: Sarah Mahita, Emma Drogunova, Kasem Hoxha ★★★★ ★ Foto: Ascot Elite Entertainment / 24 Bilder Skin Nach seinem Ausstieg beim berüchtigten Vin- lander Social Club aus Ohio ließ Ex-Nazi Byron Widner sämtliche rechtsradikalen Tattoos von Gesicht und Händen lasern. Wie es dazu kam, erzählt „Skin“, der neue Film des israelischen Regisseurs Guy Nattiv. Dass dessen mensch- liche Züge unter den verrohten Vinlanders nicht völlig verschüttet gegangen sind, beweist be- reits die erste Szene: Aus Geldnot lässt Julie (Danielle McDonald) ihre drei Töchter für die Nazi-Gruppierung auf einer Bühne singen. Als ein Vinlander die Mädchen rüde beschimpft, geht Widner dazwischen. Es kommt, wie es kommen muss: Widner verliebt sich in Julie. Und wendet sich immer mehr von seinen Nazi-Freunden ab. Das alles erzählt Nattiv zwar ohne kreative Twists, jedoch auch ohne jede Beschönigung. (misch) AB 3. OKTOBER USA 2018; 118Min.; R: Guy Nattiv; D: Jamie Bell, DanielleMacdonald, Vera Farmiga ★★★★ ★ LE VOYAGE ABSTRAIT FEAT. MOUSSE T. SOUND OF SPACE – DR. MARIANA WAGNER UNSERE STARS LIVE AUF DER STERNENBÜHNE TICKETS: 040 428 86 52-10 www.planetarium-hamburg.de PLANETARIUM HAMBURG. DAS STERNENTHEATER. Bilder:Tranqullium.de,Mira LunaGeiger, Jan-Rasmus Lippels, JensKoch,MichaelBjörnson|Gestaltung:ChristophHofbauer
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