Oktober 2019
34 THEATER Bodyrule Kaum eine gesellschaftliche De- batte war in den letzten Jahren so präsent wie die MeToo-Bewegung, die eine große Welle an Solidarität und Enttarnung sexueller Übergrif- figkeiten auslöste – aber auch Kritik anzog. Diese beiden Seiten treffen in „Bodyrule“ auf der Bühne des Sprechwerks aufeinander: Lila, die ihren Ex-Chef der Übergriffigkeit beschuldigt, und Maureen, eine ehemalige Pflichtverteidigerin, die einen brutal ehrlichen, öffentlichen Dialog über ein nicht einfaches Thema fordert. (she) AB 10. OKTOBER Hamburger Sprechwerk Shakespeare inLove Umdas Rose Theatre vor der Pleite zu schützen, verpflichtet Inhaber Philip Henslowe den jungen Dramatiker William Shakespeare (Foto: David Nádvornik) für die Komödie „Romeo und Ethel, die Piratentochter“. Der einzige Haken: Shake- speare steckt mitten in einer Schreibblockade. Inspiration bekommt er erst, als er sich Hals über Kopf in die junge Viola De Lesseps verliebt. Doch Viola ist einem anderen verspro- chen, und die beiden beginnen eine heimliche Affäre … Die romantische Komödie „Shakespeare in Love“ mit Gwyneth Paltrow und Joseph Fiennes war ein Riesenerfolg und bei den Academy Awards 1999 in 13 Kategorien nominiert. Das Alto- naer Theater holt die Geschichte nun, nach der Uraufführung amWestend, von der Leinwand auf die Bühne – und erweitert das Motto „Wir spielen Bücher“ nach der Inszenierung von „Absolute Giganten“ in der letzten Spielzeit zum zweitenMal für einen Film. (she) AB 27. OKTOBER Altonaer Theater Anatomie eines Suizids Was geben Eltern an ihre Kinder weiter – Augenfarbe, Nasenform und Haar- struktur? Oder steckt vielmehr in unse- rer DNA, die Traumata und Ängste un- serer Eltern? Als Carol ihre Tochter Anna zur Welt bringt, ringt sie sich ein Versprechen ab: Sie will am Leben bleiben. Doch sie kann ihre Depression nicht abschütteln, und nimmt sich das Leben. Einige Jahre später kämpft Anna mit den gleichen dunklen Geistern. Ihre Drogensucht kann sie auch nach der Geburt ihres Kindes nicht besiegen. Bonnie, Annas Tochter, wächstmutterlos auf – undwill demErbe ihrer Familie endlich entfliehen. Ebensomiteinander verwoben wie die Lebensläufe der drei Frauen, verwebt Regisseuin Katie Mitchell (Foto) auch die Erzählstruktur des Stücks: Die Geschichten vonCarol, Anna und Bonnie werden auf der Bühne des Schauspielhauses parallel zuei- nander erzählt. (she) AB 17. OKTOBER Schauspielhaus Foto: Julia Santoso Foto: Alexander Hörbe Foto: Armin Smailovic Foto: Stephen Cummiskey – fühlst du dich am meisten zu Hause? Ich finde diese Fragen sehr merkwürdig. Fragt mich doch lieber, was ich gerne esse oder für welches Buch ich mich interessiere. Aber steht das alles nicht für eine bestimm- te Identität? Nein, das sind alles bewusste Entschei- dung. Man weiß doch, dass Menschen von einer zu andere Sekunde sich komplett neu erfinden und alles hinter sich lassen können. Das könnte aber auch heißen, dass Iden- tität eben nur temporär ist. Wenn sie ins Wanken gerät und man einen Therapeuten konsultiert, ist die erste Frage: Was bedeu- tet Ihnen am meisten im Leben? Dahinter steht doch die Frage, was einen ausmacht, wohin man sich bewegen möchte. Mein Vater ist ja Psychoanalytiker, ich bin damit aufgewachsen und arbeite auch ein bisschen so. Natürlich leben wir auf Grundlage bestimmter Voraussetzungen. Aber wichtig ist, dass man ständig Ent- scheidungen trifft. Und die Summe dieser Entscheidungen und Handlungen macht einen Menschen aus. Das beinhaltet aller- dings, dass man sehr wohl verantwortlich ist für das, was man tut. Interview: Sören Ingwersen AB 12. OKTOBER Thalia Theater
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