Oktober 2018

Friederike, ihr veranstaltet ein Festival mit ausschließlich weiblichen Künstlern. Warum erst jetzt? Eine berechtigte Frage, die ich mit keinem konkreten Grund beantworten kann. Wir haben die Idee vom Festival jedenfalls schon länger mit uns herum getragen. Als Booking-Agentur sind wir natürlich auch häufig auf Festivals, und nicht erst seit den Erhebungen in den ver- gangenen Jahren, die das Ungleichgewicht von männlichen und weiblichen Acts aufgezeigt haben, wussten wir, dass es an der Zeit ist, dieses Festival auf die Beine zu stellen. In einer Mitteilung von euch heißt es: „Unser Ansatz ist ein feministischer.“ Was steckt al- les dahinter? Ich finde es schon mal einen ziemlich femi- nistischen Ansatz zu sagen, dass wir uns aus- schließlich auf weibliche Acts konzentrieren – und trans- sowie nicht-binäre Künstler wä- ren natürlich auch willkommen. Man könnte meinen, in der Musikbranche wären wir schon recht weit in Sachen Emanzipation. Das stimmt aber nicht, es gibt immer noch ein großes Un- gleichgewicht. Welche Gründe siehst du dafür? Das Ende der Fahnenstange ist immer dann erreicht, wenn es ums Geld geht. Wollen Fe- stivalmacher den größtmöglichen Gewinn er- wirtschaften, ist ein feministischer Gedanke schnell verworfen, auch wenn er eben noch auf die eigenen Fahnen geschrieben wurde. Au- ßerdem bewegen sich viele Booker schon viel zu lang in Komfortzonen und buchen immer wieder die gleichen männlich besetzten Bands. Ihr macht es anders – aber könnt ihr mit die- sem Festival auch nachhaltig etwas bewirken? Das Further Festival ist der nächste Schritt, den man machen muss, um Künstlerinnen eine größere Plattform zu bieten. Wir wollen die Wirklichkeit abbilden, die von Festivalmachern sonst teils verschoben wird. Zudem möchten wir Newcomerinnen unterstützen und ihnen eine größere Bühne ermöglichen. Wobei Schnipo Schranke und Sookee, die beim Further Festival auftreten, jetzt nicht so große Booking-Probleme haben, oder? Wir brauchten natürlich auch Künstlerinnen, mit denen wir die Leute abholen und die Hütte voll- kriegen können. Wir haben im Vorfeld ja keinen Aufruf gestartet, nach dem Motto: „Wer fühlt sich in der Branche besonders schlecht vertreten?“ Am Ende, denke ich, haben wir einen guten Mix gefunden aus bekannten Acts und welchen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Vielleicht tauschen sie sich hinter der Bühne oder auf der After-Show-Party auch aus und wollen sich ge- genseitig pushen, in dem sie sich z. B. als Sup- port mit auf Tour nehmen. Das gehört auf jeden Fall auch zu unserem „feministischen Ansatz“. Und aufs große Ganze bezogen: Was sollte nach dem Further Festival noch passieren? Es kann gar nicht genug passieren! Female Festivals sollte es in jedem Bundesland und in jeder Stadt geben. Die Zeit ist einfach reif. Interview: Erik Brandt-Höge 2. + 3. NOVEMBER Uebel & Gefährlich; www.furtherfestival.com 4 Ausschließlich weibliche Acts (u. a. Schnipo Schranke, Sookee, Ebo, Preach und Natascha P., Klitclique) werden auf der Bühne stehen, wenn das Further Festival im Uebel & Gefährlich steigt. Ein Gespräch mit Organisatorin Friederike Meyer TAG & NACHT FURTHER FESTIVAL „ Die Zeit ist reif“ Foto: Calcio

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