Oktober 2018

Nora Nora muss funktionieren. Als Ehe- frau für ihren Mann, der bald zum Bankdirektor befördert werden soll, als Mutter für ihre Kinder, als Seel- sorge für ihre Freundin Kristine. Der erzählt sie ihr größtes Geheimnis: Als ihr Mann vor Jahren krank wur- de, nahm Nora beim Rechtsanwalt Krogstad einen Kredit auf und fälschte die Unterschrift ihres wohlhabenden Vaters, um an das Geld zu kommen. Der Schwindel fliegt auf, Krogstad wird zumErpres- ser, Noras Ehemann entpuppt sich als Opportunist, demgesellschaftliches Ansehen wichtiger ist als die Liebe zu seiner Frau. Und Nora? Die bricht aus. Mit „Nora oder ein Puppenheim“ schrieb Hendrik Ibsen im Jahr 1879 ein Drama über Emanzipation und Rollenerwartungen, das noch heute aktuell ist. (she) AB 4. OKTOBER Ernst-Deutsch-Theater THEATER Antigone Antigone verliert ihre Brüder, die im erbitter- ten Kampf gegeneinander ums Leben kom- men. Während Eteokles feierlich und als Held bestattet wird, soll Polyneikes vor den Toren der Stadt entsorgt werden. Schließlich hat er sich gegen den Staat gestellt. Doch Antigone kann das Schicksal des toten Bruders nicht ertragen und begräbt Polyneikes, stellt sich mit starkem Willen gegen ihren Onkel, den König, und folgt ihremHerz. Moral gegen Ver- nunft, Staat gegen Familie: Zwei Wertesysteme prallen aufeinander, beide haben Recht. „Alles Tragische beruht auf einem unausgleichbaren Gegensatz“, sagte Goethe 1824. Die Griechen der Antike wussten das schon lange vor ihm – auch So- phokles, der in seiner „Antigone“ wie kaumein anderer mit zwei gegensätz- lichen Positionen spielt. (she) AB 13. OKTOBER Junges Schauspielhaus Medea und Jason Ein griechischer Held landet in Kolchis. Das Segel seines Schif- fes: Ein goldene Vlies. Seine An- kunft tritt eine ganze Reihe tragi- scher Ereignisse los. Der König von Kolchis tötet den Besucher und stiehlt das Vlies. Jahre später flieht seine Tochter mit Jason, dem Rächer des Toten. Sie wird aus dessen Heimat verstoßen und ersucht Asyl in Korinth. Die beiden bekommen Kinder, doch die Liebe hält nicht. Medeawird verjagt, soll denNachwuchs aber zurück- lassen. Getrieben von Eifersucht und Verrat tötet sie schließlich ihre Kinder. „Medea“, der dritte und letzte Teil von Frank Grillparzers Trilogie „Das goldene Vlies“, setzt zwar erst mit der Ankunft in Korinth ein, Regisseurin Jette Steckel holt mit ihrer Inszenierung allerdings viel weiter aus und zeigt deutlich, wie Gewalt, Verrat und Entfremdung zu dem Ereignis führten, für das Medea so berühmt geworden ist. (she) AB 20. OKTOBER Thalia Theater Skills: Welcome toHell Kaum ein Großereignis hat Hamburg so sehr geprägt, wie der G20-Gipfel. Nicht nur Politik und Justiz versuchen seither, die Geschehnisse einzuord- nen, auch Kulturschaffende verarbeiten die Ereignisse in ihrer Arbeit. Die Künstlerinnen Camilla Milena Fehér und Sylvi Kretzschmar kombinieren in ihrer Performance Tanz mit Ton- und Videoaufnahmen der „Welcome to Hell“-Demonstration, die aufgrund von Ver- mummung vorzeitig aufgelöst wurde. Hier liegt der Fokus: Vermummung wirkt imöffent- lichen Raumoft eskalierend – auch von Seiten der Polizei. Die Performance wird auf Kampnagel im Rahmen einer viertägigen Konferenz zum Thema Anonymität gezeigt. Auch interessant: Rabih Mroués Stück „Sand in the Eyes“ (25.–27.10.) über islamistischen Extremismus. (she) AB 24.–27. OKTOBER Kampnagel Foto: Timmo Schreiber Foto: Sinje Hasheider Foto: Armin Smailovic Foto: Daniela Poschauko EIN KLICK. EIN BLICK. ALLE BÜHNEN. THEATER-HAMBURG.ORG EIN GEMEINSCHAFTSPROJEKT DER HAMBURGER THEATER

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