hamburg:pur September 2024

FILM Foto: Universal Pictures THE SUBSTANCE Satirischer Körperhorror Mit Body-Horror und Demi Moore in der Hauptrolle gegen den Jugend- und Schönheitswahn der Unterhaltungsindustrie – das Ergebnis ist visuell besonders stylish-angriffslustig Blut wird fließen. Das nimmt schon ein Ketch- up-Fleck vorweg, der sich in „The Substance“ gleich zu Anfang über den Stern der Schau- spielerin Elisabeth Sparkle auf demHollywood Walk of Fame ergießt. Einst mit einem Oscar prämiert, verdient sie ihr Geld inzwischen mit einer Aerobic-Show im Fernsehen. Ausgerech- net an ihrem 50. Geburtstag ist damit aber Schluss, da ihr Produzent ein frisches Gesicht haben will. Nach einem Autounfall erfährt sie von einem wundersamen Präparat, der titel- gebenden Substanz, die mit einer perfekteren Version des eigenen Ichs lockt. Und tatsäch- lich: Nachdem sie die erste Spritze injiziert hat, schält sich aus ihremRücken eine junge Frau, die rasch zu einem TV-Star aufsteigt. Der Ha- ken an der Sache: Elisabeth und ihr Alter Ego Sue, die ein gemeinsames Bewusstsein haben, müssen sich ihre Zeit aufteilen. Sieben Tage hamburg:pur Aktion! Für eine Sondervorstellung des Films „The Substance“ am 17.9. um 19:30 Uhr in den Zeise Kinos verlosen wir 10 x 2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „pur:Substance“ an verlosung@ szene-hamburg.com ; Einsendeschluss: 13.9. darf die eine öffentlich in Erscheinung treten, sieben Tage die andere. Gerät das Wechsel- spiel aus demGleichgewicht, droht Ungemach. ImKern erzählt Coralie Fargeat eine klassische Doppelgänger-Story. Die beiden Hauptfiguren geraten in einen Konflikt, der immer drasti- schere Formen annimmt. Aufgespießt werden der Jugend- und der Schönheitswahn der Unterhaltungsindustrie, die Frauen selbst heute noch gerne zu Objekten degradiert. „The Substance“ fügt diesem schon oft verhandel- ten Thema wenig Substanzielles bei, neigt zu Wiederholungen und ist ein gutes Stück zu lang geraten. Der Regisseurin gelingt es jedoch, das Publikummit einer stylish-angriffslustigen In- szenierung zu packen. Markante Farbenspiele, schräge Perspektiven, befremdliche Nahauf- nahmen, harte Schnitte und ein intensives Sounddesign sorgen für eine verstörend-auf- geheizte Stimmung. Nicht erst im völlig abge- drehten Finale bietet der stark satirisch durch- tränkte Bodyhorror Bilder, die sich ins Gedächt- nis eingraben. Überdies famos: eine furchtlose Demi Moore, die in ihrer Rolle ihr eigenes Leben samt Schönheitsoperationen und Karriere- durststrecken zu kommentieren scheint. Text: Christopher Diekhaus AB 19. SEPTEMBER 140 MIN; R: CORALIE FARGEAT; D: DEMI MOORE, MARGARET QUALLEY, DENNIS QUAID ★★★★★ 8 Foto: Tobis Film FILM Ezra – Eine Familiengeschichte Hollywood bietet Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung sel- ten eine große Bühne. Die Tragikomödie „Ezra – Eine Familien- geschichte“ von Regisseur und Schauspieler Tony Goldwyn geht da mit mutigem Beispiel voran. Schließlich haben mehrere Per- sonen aus der Filmcrew persönliche und familiäre Erfahrungen mit Neurodivergenz. Sowohl Schauspieler Robert De Niro als auch Drehbuchautor Tony Spiridakis und Produzent William Horberg haben einen Sohn imAutismus-Spektrum. Es lag ihnen daher am Herzen, neurodivergente Ausprägungen so authentisch wie mög- lich darzustellen. Dafür ließen sie sich zum einen von einem Ak- tivisten beraten, zum anderen engagierten sie mit WilliamA. Fitz- gerald einen Hauptdarsteller mit ASS. Der Newcomer verkörpert Ezra, einen elfjährigen Jungen, dessen Autimus-Diagnose für sein Umfeld ein größeres Problem darstellt als für ihn selbst. Seine Eltern haben sich vor Kurzem scheiden lassen. Vater Max (Bobby Cannavale), ein Stand-up-Comedian in der Findungsphase, ist deshalb gezwungenermaßen wieder bei seinem Vater Stan (Robert De Niro) eingezogen, zu dem er ein schwieriges Verhältnis hat. Ezra bleibt bei seiner Mutter Jenna (Rose Byrne). Nachdem der Junge von der Schule geflogen und in einen unglücklichen Unfall verwickelt ist, empfehlen die Ärzte eine medikamentöse Behandlung und den Besuch einer Förder- schule. Der impulsive Max will davon nichts wissen, „kidnappt“ Ezra in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und fährt mit ihm davon. Ein turbulenter Roadtrip im grünen Cadillac quer durchs Land be- ginnt, bei dem ihnen nicht nur Stan und Jenna, sondern auch das FBI auf den Fersen sind. Zwischen Roadmovie-Feelgood-Momenten und emotionalen Sze- nen zeichnet „Ezra“ ein realistisches und feinfühliges Porträt von einemCharakter imAutismus-Spektrum. Seinen Anteil daran trägt auch ein brillanter Cast, aus dem die von Robert De Niro gespielte Figur Stan mit ihrem kauzigen, manchmal über die Stränge schlagenden Humor besonders heraussticht. Doch die Tragi­ komödie macht Autismus nicht zum alleinigen Thema. Sie ist auch eine Familiengeschichte, in der mit Stan, Max und Ezra drei ver- schiedene Generationen ihren Platz in der Welt und die Beziehung zueinander suchen – visuell verdeutlicht durch viele intime Hand- kamera-Aufnahmen. Diese Figuren haben alle ihre eigene Sicht auf die Dinge, machen ihre eigenen Fehler – und sind sich doch manchmal ähnlich. Etwa wenn Max über seinen Sohn sagt: „I’m a kid like him.“ Text: Sirany Schümann AB 12. SEPTEMBER 101 Min.; R: Tony Goldwyn; D: Bobby Cannavale, William A. Fitzgerald, Robert De Niro ★★★★★ Das ganze Programm unter hamburger-stiftungstage.de 120 SIFTUNGEN 130 EVENTS! VIELFALT VEREINT HAMBURGER STIFTUNGSTAGE 6. – 14. SEPTEMBER 2024 14.9. | Rathausmarkt HAMBURGS LÄNGSTE TAFEL für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt großes Abschlussevent mit der Theaternacht Hamburg ist vielfältig – Stiftungen auch. H amb u r g s n e u e Ku n s t me s s e 6. - 8. September INC art fair NEU Alte Fabrik / Museum der Arbeit www.inc-artfair.info 9

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