hamburg:pur September 2023

Foto: Alexander Struth Fordert ein Ortsgesetz für Freiluftpartys: Jesse Meier Foto: Eike Nils Knopp PARTY SUBKULTUR Ravende Demo Kaum Freiflächen, keine Standortsicherung, bedrohte Clubs. Die subkulturelle Szene der Stadt kämpft mit unter- schiedlichen Problemen. Um sich Gehör zu ver- schaffen, ziehen Anfang September zahlreiche Kollektive aus dem Bereich der elektroni- schen Musik durch die Stadt. Mitorganisator Jesse Meier über Auf- merksamkeit, Netzwerk- arbeit und politische Forderungen Tanzen mit Message: Demo für Hamburgs Subkultur nicht kommerzielle Projekte. Natürlich sollte man hier interdisziplinär denken. Also besagte Punkte kombiniert mit einer nachhaltigen Stadtentwicklung und einer Zugänglichkeit für alle. Auch die Hamburger Innenstadt soll wieder lebendiger werden. Wir brauchen nicht noch mehr große Ketten und teure Luxusge- schäfte, sondern Orte, an denen die Bewohner der Stadt zusammenkommen und gerne Zeit verbringen. Kannst du ein paar Beispiele in Hamburg nennen? ImGängeviertel und in der Roten Flora gibt es offene Programmgruppentreffen, wo man sei- ne Ideen vorstellen kann. Dort kann theore- tisch jeder nicht kommerzielle Veranstaltun- gen auf die Beine stellen. Ein weiteres inter- essantes Projekt ist Jupiter, das ehemalige Karstadt-Sport Gebäude am Hauptbahnhof/ Mönckebergstraße. Dort werden unter dem Projektnamen „Frei_Fläche: Raum für kreative Zwischennutzung“ Räumlichkeiten für 1,50 pro m² angeboten und bieten eine günstige Mög- lichkeit für Kreativschaffende ihre Arbeiten zu präsentieren. Allerdings sollte es bestenfalls nicht nur bei einer Zwischennutzung bleiben. Warum ein Demo-Rave und keine klassische Demonstration? Erstens denke ich, dass man mit einemDemo- Rave noch besser Leute mobilisieren kann. Für viele ist ein sonniger Samstag dann doch zu schade, um ihn auf einer Demonstration zu verbringen. Zweitens zeigen und leben wir zeit- gleich während der Demo einen Teil unserer Subkultur. Geraten Forderungen bei solch einer Veran- staltung nicht in den Hintergrund? Die Sorge ist nicht unbegründet, aber wir ver- suchen ein gutes Mittelmaß zu finden und In- halte, vor allem durch Redebeiträge, nicht zu kurz kommen zu lassen. Während der Demo geht es in erster Linie umAufmerksamkeit und mediale Präsenz, worauf wir dann in der Nach- bereitung drauf aufbauen können. Wir denken, dass wir unsere Forderungen so besser in die breite Masse bringen können. Es gab bereits einen Demo-Rave in diesem Jahr. Hat sich seitdem etwas getan? Das war unser erster Versuch einer Demo und ein Einstieg in politische Projekte, welcher in meinen Augen auch gut gelungen ist. Damals nur mit einemWagen und demDANS Kollektiv wollten wir erst mal Aufmerksamkeit erzeugen und die Durchführung einer Demo erproben. Danach haben wir uns weiter vernetzt, andere Kollektive für die Sache begeistert und sind direkt in die Planung der nächsten Demo. Wer ist diesmal beteiligt? Als Erstes haben wir Freunde und Bekannte aus der Szene gefragt, ob sie Lust haben mit- zuwirken. Danach gab es noch einen öffentli- chen Aufruf zumMitmachen und einige haben wir auch gezielt angesprochen. Alles initiiert durch das DANS Kollektiv und das Ecopolis Jesse, seit wann bist du in der Hamburger Subkultur aktiv? Jesse Meier: Den Ein- stieg ins Nachtleben der elektronischen Tanzmusik habe ich vor etwa fünf Jahren über Freunde gefunden. Vor allem die Clubs an der Sternbrücke haben wir besucht. Irgendwann war es mir nicht mehr genug nur als Gast auf Veranstaltungen zu gehen und ich habe angefangen, mich als DJ zu versuchen. Inzwischen helfe ich regelmäßig auf Partys von Freunden aus, egal ob an der Tür, an der Kasse, an der Bar oder beim Auf- und Abbau. Außerdem bin ich noch DJ- Resident im DANS Kollektiv. Warum geht ihr auf die Straße? Wir wollen die Öffentlichkeit darauf aufmerk- sam machen, dass es unsere Subkultur gibt und diese auch Raum braucht sich zu entfal- ten. Für ein gutes Leben in der Stadt braucht es meiner Ansicht nach Platz für Kunst- und Kulturschaffende und sichere Orte für Sub- kulturen jeglicher Art, vor allem in Bezug auf 10 PARTY Kollektiv. Weitere Unterstützung geht noch vom Gängeviertel aus, welches uns Räumlichkeiten für Orga-Treffen und zur weiteren Vorbereitung bieten. Außerdemmit dabei aus dem Bereich der elektronischen Tanzmusik sind: Armonia, Music is for Lovers, Darktimes Kollektiv, Bosse Faust, Love Foundation, mise en abyme, Ver- flixt Music, Gruuve Kitchen und Intertronika. Dazu kommen noch das Fundbureau und die Initiative Sternbrücke, letztere hat auch schon öfter mit dem Ecopolis Kollektiv zusammen- gearbeitet. Kannst du etwas zum Ablauf erzählen? Bis jetzt fix dabei mit eigenem Wagen sind die Kollektive von Ecopolis, DANS, Music is for Lo- vers, Darktimes und Armonia. Weitere Wägen sind noch in Planung, jedoch konnten einige noch nicht genügend finanzielle Mittel auftrei- ben. Bespielt werden die Wägen von DJs aus den teilnehmenden Kollektiven. Redebeiträge werden von der Initiative Sternbrücke, DANS und demDarktimes Kollektiv gestellt. Die Route wird ein Rundgang und startet an der Stern­ brücke, einem symbolischen Ort, an dem die Clubs fürchten müssen, verdrängt zu werden. Deswegen auch die Zusammenarbeit mit der Initiative Sternbrücke. Weiter geht es über das Schulterblatt, Richtung UFeldstraße amBunker vorbei, amKarolinenplatz vorbei, zumSchlump und als Letztes wieder auf das Schulterblatt. Mit wie vielen Teilnehmenden rechnet ihr? Wir gehen erst mal von 1000 Leuten aus und haben mit dieser Größe die Demo angemeldet. Es wird mehrere Wägen von verschiedenen Kollektiven geben, welche ihre Communitys mitbringen werden. Dazu kommen noch diver- se Gruppen/Kollektive, die namentlich unter- stützen. Wie kann man sich einbringen? Das naheliegendste ist natürlich zur nächsten Demo zu erscheinen. Oder wenn man selbst nicht erscheinen kann, den Demo-Aufruf zu teilen. Gern gesehen ist auch finanzielle Unter- stützung über unseren Spendentopf auf unse- rer Instagram-Seite. Und wie geht es nach der Demo weiter? Wir halten nach wie vor an unserer Forderung für ein Ortsgesetz für nicht kommerzielle Frei- luftpartys in Hamburg fest. Bremen hat es vor- gemacht und dient hier als Vorbild. Nach der Demo kommt noch viel Netzwerkarbeit auf uns zu. Wir wollen uns mit möglichst vielen Kollek- tiven, Kulturschaffenden, Clubs, Vereinen et ce- tera vernetzen, um so eine große Community zu schaffen, die hinter unseren Themen steht. Im nächsten Schritt versuchen wir, Kontakte zur Lokalpolitik und Entscheidungsträgern her- zustellen. Also weiterhin Erfahrungen sammeln, Netzwerken, politisch aktiv sein und künftig nochmehr Demonstrationen und Veranstaltun- gen durchführen. Interview: Ole Masch 2. SEPTEMBER 15:00 UHR; Sternbrücke; instagram.com/demorave.hamburg 26.01.–17.02.24 First Stage, Hamburg reservix.de dein ticketportal Tickets unter reservix.de Hotline 0761 888499 99 Alle Angaben ohne Gewähr Vince Bahrdt 03.10.23 Laeiszhalle Hamburg 30.09.23 Friedrich-Ebert-Halle Harburg Hamburg 29.12.23 Friedrich-Ebert-Halle Harburg Hamburg Bundesweit 90.000 Events! 11

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