hmburg:pur September 2022

Illustrationen: Tanja Deutschländer Foto: Noemi Smethurst ESSEN+TRINKEN KAFFEEBREWDA Kaffee wach! Röstmeister Erik Brockholz erzählt, welches Land die spannendste Kaffeekultur hat und welches Erlebnis in der Wüste eines der besonderen Art war Erik, woran erkennst du einen guten oder schlechten Kaffee? Ein schlechter Kaffee schmeckt oft rauchig, verbrannt oder bitter. Man braucht Milch und Zucker, um ihn überhaupt zu trinken. Für mich muss ein guter Kaffee nicht kräftig oder mild sein – das ist Geschmackssache. Er sollte aber in jedem Fall nicht bitter sein, sondern viele Nuancen besitzen und ausbalanciert sein. Kaf- fee ist wie Wein: Bodenbeschaffenheit, Anbau- höhe und Sonneneinstrahlung sind essenziell. Kommt erst mal ohne Druck in die Kaffeeszene rein, genießt und dann merkt ihr nach der Zeit, was einen guten Kaffee ausmacht. Was sind die schönsten Momente, die du in deinen Kaffeeseminaren hast? Die schönsten Momente sind, wenn ich einen Teetrinker zumKaffeetrinker missioniert habe (lacht) . Oder wenn ältere Menschen, die jahre- lang nur eine schlechte Bohne getrunken ha- ben, auf einmal sagen: „Aha, das ist also Kaf- fee!“. Wenn für Menschen vorher Kaffee nur der Wachmacher amMorgen war und jetzt ein Genuss. Wenn Menschen bei mir lernen, was Kaffee eigentlich wirklich ist, macht mich das sehr froh. Kaffee ist nämlich das meistgetrun- kene Getränk, zu dem jedoch wenig Wissen besteht. Wie fair ist der Kaffeehandel? Wir sind nicht bio oder Fairtrade-zertifiziert. Deutschland ist ein siegelgeiles Land, dabei können Siegel theoretisch auch eine große Stolperfalle sein. Uns ist ein direkter Handel viel lieber. Heißt, wir fahren zum Bauern vor Ort. Beispielsweise waren wir vor Kurzem in Brasilien, im Frühjahr in Costa Rica. Wir sind vor Ort, nehmen Bodenproben und schauen uns die Plantage und das soziale Umfeld an. Dann gehen wir in die Preisverhandlung. Damit umgehen wir die Kaffeebörse und der Bauer bekommt mehr Geld und wir imGegenzug ein sehr gutes Produkt sowie ein gutes Gefühl. In Uganda arbeiten wir zumBeispiel mit Viva con Agua zusammen. In Peru haben wir Solarzel- len gebaut, da die Menschen dort kein Licht auf der Plantage hatten, lediglich Petroleum- lampen. Um die Arbeitsbedingungen dort zu vereinfachen, starten wir solche Projekte. Das kann dir kein Logo oder Siegel geben. Das pas- siert vor Ort durch den Austausch mit den Bauern. Für uns ist das der beste und fairste Weg, um den Kaffee an den Mann oder die Frau zu bringen. Welches Land hat die spannendste Kaffee- kultur? Die spannendste Kaffeekultur haben tatsäch- lich Äthiopien und Jemen. Warum? Da liegt der Ursprung des Kaffees. Dort wird Kaffee auch noch sehr ursprünglich zubereitet. Die Frauen arbeiten und kümmern sich um Dorf und Ge- meinschaft. Der Kaffee wird dort im Mörser, nicht in der Mühle, gemahlen. Vorher werden die Bohnen in einer gusseisernen Pfanne auf Holzkohle geröstet. Das schmeckt wahnsinnig gut! Dein schönster Kaffeemoment? Mein schönster Kaffeemoment war in Dubai. Da war ich in der Wüste und die Menschen dort bereiten den Kaffee in einem türkischen Gefäß zu. Nur hatten sie kein Feuer. Also haben sie das im heißen Sand gemacht! Der Sand dort war so heiß, dass das Wasser im Gefäß tat- sächlich angefangen hat, zu köcheln. Dabei ging die Sonne unter, die Stimmung war toll. Wirklich beeindruckend. Interview: Karoline Gebhardt Auf dem Sande 1 (HafenCity); kaffeebrewda.com Kaffee am Morgen, schwarz, mit Milch oder Zucker – rund 500 Millionen Tassen Kaffee trinken die Deutschen pro Jahr. Erik Brockholz ist zweifacher Vizeröstmeister und teilt sein Wissen mit Witz und Charme in Kaffeesemi- naren. Auf der Suche nach dem besten Kaffee bereist er verschiedene Länder und macht da- bei allerhand spannende Erfahrungen. Im Inter- view spricht er über Fairness imBusiness und wie man in der Wüste Kaffee kocht. 4 Foto: Dahlina-Sophie Kock ESSEN+TRINKEN Hafenluft schnuppern Bei der Genuss-Tour Speicherstadt und HafenCity lässt man sich in die einmalige Atmosphäre der historischen Speicherstadt entführen. Die Tour startet in der urig- berühmten, mittelalterlichen Deichstraße. Sie führt wei- ter durch die wunderschönen Straßen des Weltkultur- erbes, um dann in der spektakulären Architektur der HafenCity, mit Blick auf Hafen und Elbphilharmonie, wunderschöne Sichten zu erleben. Teilnehmerinnen und Teilnehmer genießen internationale wie auch einheimi- sche Schlemmereien und entdecken neue gastrono- mische Perlen. Die Genuss-Tour durch Speicherstadt und HafenCity bietet Abwechslung pur für Gaumen, Geist und Augen. Wie lange? Drei Stunden Wie viele Personen? Maximal 16 Essen? Vier Kostproben bei verschiedenen Restaurants, Bistros und kleinen Läden Strecke: Etwa drei Kilometer zu Fuß Die Tour findet ganzjährig und bei jedem Wetter statt, auch für Vegetarier geeignet. DAS GIBT ES ZU ESSEN: • Leckeres aus dem Ofen einer Markthalle • Traditionelles mit Fisch • Kuchen- und Tortenträume wie bei Oma • Süße Verführungen aus einer kleinen Boutique genusstouren-hamburg.de Der Geschmacksträger für Hamburg Anonym.Kritisch.Unabhängig www.genussguide-hamburg.com ESSEN+TRINKEN SPEZIALNR.35 2022/2023 |€14,80 ISBN978-3-946677-78-9 Durchhalten! Corona,Krieg, Kosten:Gastroam Scheideweg? Super Stullen WoHamburg frühstückt GutSchluck BesteBars, Brauereien undWeinläden imCheck Moin,Welt So international undvielfältig is(s)tHamburg Top Neueröffnungen undmehrals 700Restaurants imTest Genuss-Michel DerHamburger Gastropreis Titelseite.indd 1 16.06.22 13:00 genussguide-hamburg.com Auch ONLINE shop.szene-hamburg.com Jetzt am Kiosk! 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