Septermber 2020
40 KRITIKEN Foto: Femme Films Foto: DCM Love Sarah – Liebe ist die wichtigste Zutat Eine eigene Konditorei im Londoner Edelstadtteil Notting Hill – das ist der Traum von Sarah (Candice Brown), doch kurz vor der Eröffnung stirbt sie überraschend bei einem tragischen Fahrradunfall. Ihre Tochter Cla- rissa (Shannon Tarbet) entschließt sich, nach Trennung von ihrem Freund, den Traum ihrer Mutter zu realisieren und die Konditorei zu eröffnen. Sie überredet ihre exzentrische Großmutter Mimi (Celia Imrie) und Sarahs beste Freundin und Geschäftspartnerin Isabella (Shelley Conn) dazu, mitzumachen. Als dann auch noch Matthew (Rupert Penry-Jones), der charmante Jugendfreund der verstorbenen Sarah und Backprofi an Bord ist, erwecken die vier die Konditorei zum Leben. Liebe und Hoffnung, Humor und Herz – das sind die Zutaten dieses Films der Hamburger Regisseurin Eliza Schroeder. Ihr Debütfilm spielt in ihrer Wahlheimat London. Der Zuschauer spürt die Verliebtheit, die Schroe- der dieser Stadt, aber auch der Backkunst gegenüber empfindet. Creme- törtchen, Himbeer-Eclairs und Schokoladenkuchen werden liebevoll in Szene gesetzt. Die kulinarischen Köstlichkeiten wurden eigens vom Spit- zenkoch YotamOttolenghi kreiert und werden auf der Leinwand gebüh- rend zelebriert. „Liebe ist die wichtigste Zutat“ heißt der Zusatz im Filmtitel, doch genau das wird dem Film ein Stück weit zum Verhängnis. Die Liebe zur Stadt, zu den Leckereien und zum Filmemachen reicht nicht, um darüber hin- wegzusehen, dass es den Charakteren an Tiefe fehlt. So ist von der Trauer des Verlustes seitens der Sarah nahegestandenen Protagonisten kaum etwas zu spüren. Über Sarah selbst erfährt man nichts. Rückblenden gibt es keine. Zudem vermag die zentrale Lovestory nicht genug Zauber zu Pelikanblut – Aus Liebe zumeiner Tochter Der Horror schleicht sich aus dem Nichts an. Plötzlich steht Raya (Kate- rina Lipovska), die fünfjährige Adoptivtochter, die Wiebke aus einem bulgarischen Kinderheim geholt hat, nachts vor ihrem Bett. Schaut sie an, mit kaltem, leerem Blick. Und rennt wieder hinaus. Das süße blonde Mädchen, auf das sich Wiebke und ihre neunjährige Adoptivtochter Nikolina (Adelia-Constance Giovanni Ocleppo) so sehr versprühen. Der Story fehlt es an überraschenden Wendungen oder Ein- fällen. „Love Sarah“ ist unzweifelhaft ein schöner, leichter, ansehnlicher Film. Für ein Debütfilm reicht das allemal – und vielleicht ist es auch ge- nau das Richtige für diese Zeit. So herrlich und schmackhaft wie eine Schokotorte. (mag) AB 10. SEPTEMBER GB, D 2020; 98 Min.; R: Eliza Schroeder. D: Celia Imrie, Shannon Tarbet, Shelley Conn ★★★ ★★ gefreut haben, entpuppt sich als stark traumatisiert. Für Wiebke – sehr beeindruckend dargestellt von Nina Hoss – entwickelt sich der Versuch, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen, zumwortwörtlichen Spiel mit dem Feuer. Eine augenscheinlich tödliche Bedrohung geht von dem Kind aus, doch Wiebke, die auf ihrer Ranch Polizeipferde ausbildet und traumatisierte Tiere behandelt, ist davon überzeugt, dass sie das Mäd- chen retten kann. Um Raya zu helfen, ist ihr kein Preis zu hoch ... In Bildern, die über den Rand der Leinwand hinweg die ganze Welt zu bergen scheinen (fantastische Kamera: Moritz Schultheiß), entfaltet die Hamburger Regisseurin und Drehbuchautorin Katrin Gebbe („Tore tanzt“) ein Drama, das vielerlei Raum für Interpretation und Denkan- sätze bietet. Gewiss wird der Plot viele Zuschauer ratlos zu- rücklassen – zu krass, zu unge- wöhnlich und auch zu schmerz- haft anzusehen ist die Entwick- lung, die die Geschichte nimmt. Entspannte Unterhaltung ist dieses mit Horrorelementen gespickte Psychodrama nicht. Sondern ein sehr mutiges, außergewöhnliches filmisches Kunstwerk. Nicht schön, aber nachhaltig beeindruckend. (mas) AB 24. SEPTEMBER D, Bulgarien 2019; 121 Min.; R: Katrin Gebbe. D: Nina Hoss, Katerina Lipovska, Adelia-Constance Giovanni Ocleppo, Murathan Muslu ★★★★ ★
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