Septermber 2020
An die Freude Seine Ode „An die Freude“ ist dank musikalischer (Nach-)Bearbei- tung durch Beethoven als Hymne in aller Munde. Viel häufiger aber propagierte Friedrich Schiller in seinen Texten die Freiheit, den Kampf des Einzelnen um Selbstbehauptung im Räderwerk eines gesellschaftlichen Getriebes. Da liegt es nahe, dem Dichter eine „Ode an die Freiheit“ zu widmen – so das Theaterstück, für das Thalia-Hausregisseur Antú Romero Nunes Motive aus drei Schil- ler-Dramen zu einem Abend verwebt: In „Kabale und Liebe“ ist weder die Bürgerliche noch der Adelige so frei, ihren aufrichtigen Gefühlen folgen zu dürfen, stattdessen treibt Standesdünkel sie in den Tod. Die Titelfigur „Maria Stuart“ ist im gleichnamigen Drama durch jahrelange Haft ähnlich unfrei wie die Rivalin Elisabeth in ihrer Funktion als Königin von England. Und Freiheitsheld „Wilhelm Tell“ setzt mit seinen Bogenschüssen das Signal zur Befreiung von einem sadistischen Tyrannen. Ungerechtigkeit und Willkür hatte Schiller im eigenen Leben schmerzlich erfahren müssen. Mitunter lässt er in seinen Dramen einen Ausweg aus dem Dilemma zu. (def) 30. AUGUST Thalia Theater GrindMe Wir seien „oversexed & underfucked“, so lautete eine kritische Diagnose schon vor rund zehn Jahren. Heute gehören „nackte“ Selfies und der Austausch von selbst erstelltem pornografischem Material zum alltäglichen Digital-Verkehr – Übersexualisierung durch die Möglichkeiten der Medien kontra direkten sinnlichen Kontakt. Eine Entwicklung, die einen Begriff wie „Intimität“ neu definiert, findet der argentinische Tänzer und Choreograf Marcelo Doño. Wem und wie jemand den eigenen nackten Körper als Foto oder Film präsentiert, bleibt nicht ohne Folgen für eben diesen Körper, dessen Bewegungen werden sich auch jenseits von Sex gründlich verändern. In seiner Solo-Performance lädt Doño das Publikum ein, die dunklen Bereiche dieser sexuellen Kommunikationsform zu be- trachten, aber auch zu hinterfragen: Wo liegen die Grenzen zwi- schen schnell konsumierbarer Erotik und der eigenen Auslieferung als Objekt? Seinen mit Video und Musik bereicherten Tanz nennt er „Grind Me“ – bedeutet konkret „schleif mich“, aber vielleicht eher: zermürbe mich. (def) AB 18. SEPTEMBER Lichthof Theater VORSCHAU Foto: Martin Prinoth Top Neueröffnungen und mehr als 700 Restaurants im Test ESSEN+TRINKEN SPEZIAL NR 2020/2021 | ISBN978-3-946 Anonym. Kritisch. Unabhängig. Der wichtigste Gastro-Guide für Hamburg Im Handel oder über szene-hamburg.com
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