September 2019
50 Frau Lohmann, Ihre Initiative möchte Ottensen ebenfalls so autofrei wie möglich machen. Ist die aktuelle Testphase die Erfüllung Ihrer Vision für den Stadtteil? Uta Lohmann: Tatsächlich haben wir ein anderes Konzept erarbeitet und auf unserer Website sowie im Verkehrsausschuss des Bezirks vor- gestellt. Wir wollen in erster Linie Ottensen vom Durchgangsverkehr befreien. Davon setzt „Ottensen macht Platz“ nichts um. Dennoch sind wir froh, dass überhaupt ein Schritt getan wird, den Verkehr in Teilen Ottensens neu zu regeln. Viele Gewerbetreibende haben trotz des möglichen Lieferverkehrs zwischen 23 Uhr und 11 Uhr Angst um ihre Existenz – zu Recht? Diese Ängste sind vor jeder Einführung neuer Verkehrskonzepte in aller Welt vorhanden und wie die Erfahrungen zeigen, sind sie unbegründet. London, Paris, Groningen – überall sind verkehrsberuhigte Zonen ein Ge- winn für Geschäftsleute. Trotzdem müssen die Ängste ernst genommen werden. Hier muss die Verwaltung Lösungen finden. Ist das Konzept „Autofrei“ vielleicht zu radikal gedacht? Richtig „autofrei“ wird es ja nicht. Wir reden hier von der testweisen Ein- führung einer Fußgängerzone, mehr nicht. Es ist ein mutiger Beschluss, zu radikal ist er aber nicht. Leider wurde er im Eiltempo gefasst, die Be- dürfnisse der Betroffenen wurden nicht richtig bedacht. Wir hatten im Vor- feld eine Bürgerbeteiligung gefordert. Jetzt muss nachgearbeitet werden. Interview: Natalia Möbius www.ottensergestalten.de Kluge Wege Wie das Start-up „25ways“ für Angestellte von Unternehmen effizientere Arbeitswege findet, erklärt Gründer Henrik Zölzer (l.) Autofreies Ottensen? Sechs Monate lang fahren auf einigen Straßen in Ottensen keine Autos. Ob das die richtige Strategie ist, erzählt Uta Lohmann (4. v. l.) von der Initiative „Ottenser Gestalten“ Henrik, wie seid ihr auf die Idee hinter 25ways gekommen? Vor zweieinhalb Jahren habe ich mich näher mit dem Thema Mobilität beschäftigt und war überrascht von der Fülle an Möglichkeiten. Ein Angebot habe ich allerdings vermisst: ein Routenplaner, der mir für meinen Weg Alternativen aufzeigt, die effizienter und im besten Fall auch nachhaltiger sind. „Effizient“ und „Nachhaltig“ heißt bei euch auch, pro Strecke mehrere Verkehrsmittel zu nutzen. Ist das aber auch immer günstiger? Richtig, unser Algorithmus kombiniert verschiedene Verkehrsmittel, soweit sinnvoll. E-Scooter, Stadtrad und andere Angebote lassen sich oft sehr gut mit der Bahn kombinieren. Das ist meistens schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und gegenüber dem Auto spart man eigentlich immer Geld. Wie genau könnt ihr Unternehmen bei einer möglichst effizienten Mobilität unterstützen? Wir können je nach Herausforderungen des Unternehmens Lösungen aufzeigen und bei der Umsetzung unterstützen. Wer zum Beispiel einen Dienstweg plant, bekommt nicht nur auf ein Auto aus der je- weiligen Unternehmensflotte Zugriff, sondern auch auf E-Bikes und andere Angebote. Wir können aber auch schon bei Stellenanzeigen ansetzen. Potenzielle Bewerber können sich schon dort ihren mög- lichen Arbeitsweg ansehen. Wir zeigen da bei der HHLA teilweise deut- lich schnellere Wege ohne Auto auf, als Google Maps und Co. Interview: Natalia Möbius www.25ways.de MOBILITÄT Hamburg steigt um Viele wünschen sich bessere Luft und weniger Verkehr. Zwei Hamburger Akteure, die Alternativen zum aktuellen Zustand suchen Foto: Ottenser Gestalten Foto: 25Ways MobilityGmbH
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