September 2019
MUSIK MUSIK Das stimmt. Mein Zimmer ist der Ort in Hamburg, an den ich mich immer zurückziehen und meine musikalischen Sachen machen kann. Ich habe ein 11-Quadratmeter-Zimmer in einer WG in Eimsbüt- tel mit Bett, Schreibtisch, Kleiderschrank, Salzkris- talllampe, Hängepflanze und Diffuser, aus dem Lavendelölduft kommt. An der Wand hängt eine handgeschriebene Setlist von Bleached aus dem Molotow und drei Polaroids von meinen Freunden. Einen Balkon habe ich auch noch. Aus diesem Mikrokosmos kommt also deine Kunst, die du über dein eigenes Label veröf- fentlichst. Dabei gab es sicher auch Angebote anderer Labels, oder? Es gab schon ein paar Labels, die sich für mich interessiert haben, aber es kam nie zu einem Mee- ting oder einem Vertrag. Ich wollte dann einfach etwas Eigenes und habe mit meinem Manager Power Nap Records gegründet. Finde ich eine coole Sache. Und wer weiß: Vielleicht bin ich in zehn Jahren in der Lage, auch andere Bands auf das Label zu holen. Interview: Erik Brandt-Höge Mikrokosmos Foto: Ingo Pertramer Angefangen hat deine Karriere auch mit der Auszeichnung beim Krach + Getöse-Preis 2017. Wie wichtig war das für deinen weiteren Weg? Vom Preisgeld habe ich mir eine Gitarre gekauft. Und ich habe Kat Frankie kennengelernt, die zu der Zeit in der Jury saß. Allgemein war der Preis auch gut, um Kontakte zu knüpfen und Gigs außer- halb Deutschlands zu bekommen, ich habe zum Beispiel in Dänemark und England gespielt und weiß nicht, ob ich ohne Krach + Getöse so schnell diese Möglichkeiten bekommen hätte. Und wie wichtig war Hamburg für dich und dei- ne Musik? Sehr wichtig. Ich kam für ein Praktikum bei einer Filmproduktionsfirma nach Hamburg, kannte vor- her nur das Kleinstadtleben in Baden-Württem- berg. Ich hatte die Hoffnung, dass mich in Hamburg mehr Menschen verstehen und ich mich kreativ freier entfalten könnte. Ziemlich schnell habe ich dann meine heutige Band kennengelernt. Das war nicht schwer, in Hamburg hat ja gefühlt jeder fünf Bands und veröffentlicht ständig etwas. „Power Nap“ ist nun der Titel deines ersten Albums. Es heißt, es wäre größtenteils in dei- nem Schlafzimmer entstanden. Ilgen-Nur, findest du ein Wort, um die vergange- nen zwei Jahre zu beschreiben? Ilgen-Nur: Also „chillig“ war es schon mal nicht (lacht). Ich würde sagen: „aufregend“. In demWort steckt ja auch irgendwie drin, dass es alles viel war. Wie wäre es ansonsten mit „Hype“? Ich sehe mich gar nicht so sehr als Hype. Ich weiß, dass ich Musik veröffentliche und Leute sie hören wollen. Auch, dass Leute mich interviewen wollen. Über all das freue ich mich, aber Hype – ich weiß nicht. Als Hype verstehe ich etwas, das neu ist, über das alle reden, und das entweder geliebt oder voll scheiße gefunden wird. Was mir widerfährt, würde ich eher als Aufmerksamkeit sehen. ILGEN-NUR 19 Musik aus dem Ilgen-Nur kam einst aus Baden- Württemberg nach Hamburg und etablierte hier ihren Slacker- mäßigen Indie-Pop. In den vergangenen Jahren wurde sie dafür mit Kritikerlob überhäuft – und das noch bevor am 30. August ihr erstes Album „Power Nap“ erscheint
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