September 2018

4 Ciara George-Lynch sucht die Bands für das Ree- perbahn Festival aus, das diesen Monat wieder rund um die Reeperbahn stattfindet. Ein Gespräch übers Füllen von Konzerthallen TAG & NACHT REEPERBAHN FESTIVAL Schlager und Fantasy Metal verboten Ciara, was muss man können, um das Musikpro- gramm des Reeperbahn Festivals betreuen zu dürfen? Ciara George-Lynch: Idealerweise sollte man eine ausgeprägte Leidenschaft für Musik aller denkbaren Genres mitbringen. Ausnahmen: Schlager und Fan- tasymetal. Bei rund 35 Spielstätten und über 400 auftretenden Künstlern sind auch Genauigkeit und Umsicht zumindest keine verkehrten Eigenschaften. Dann mal von Anfang an: Womit startet ihr die Ar- beit am Programm? Für uns gilt tatsächlich: Nach dem Festival ist vor dem Festival. Im Herbst beginnen wir bereits mit dem Booking des Programms in der Elbphilhar- monie für das kommende Jahr, da diese Künstler schon Anfang 2019 veröffentlich werden. Parallel beginnen wir mit dem regulären Booking sowie der Planung und Umsetzung einiger Sonderprojekte, wie unserem Export-Programm „Wunderkinder – German Music Talent“, das den Fokus auf die viel- versprechendsten Deutschen Talente mit internati- onalem Potential richtet. Darüber hinaus realisieren wir seit 2016 sogenannte Werkuraufführungen, bei denen ausgewählte Künstler neue Werke erarbeiten und dann erstmalig und als Premiere bei uns auf die Bühne bringen. In diesem Jahr sind das Bear’s Den, Get Well Soon und David August. Habt ihr so etwas wie eine oberste Programm- philosophie – mal abgesehen von „vielfältig muss es sein“? Eine gesunde Mischung aus persönlichem Ge- schmack in feinem Zusammenspiel mit der Rele- vanz und geschätztem Potential der Künstler. Wir bekommen inzwischen tausende Bewerbungen toller und spannender Acts, die zudem auf einem ähnlichen Entwicklungsstand sind, da fällt die fi- nale Auswahl oft nicht leicht. Und was ist die größte Herausforderung bei der Planungsumsetzung? Zu den kleinen, charmanten Venues wie dem Mo- lotow Karatekeller oder Angie’s Nightclub kom- men auch die großen Häuser wie das Uebel & Ge- fährlich, Docks, die Große Freiheit und der Michel, die gefüllt werden wollen. Hier haben wir immer auch Bedarf an großen Namen, die neben den New- comern, die es noch zu entdecken gilt, für unser Publikum attraktiv sind. Die sicherlich größte He- rausforderung ist die finale Programmierung der Künstler, also die Frage nach der idealen Venue für jeden einzelnen Act. Am Ende stehen 600 Konzerte an 90 Standorten. Was ist während des Festivals für die Programm- macher noch zu tun? Wenn wir viel Glück haben und gut vorbereitet sind, dann sind wir „nur“ noch trouble shooter während des Festivals und kompensieren mögliche Absa- gen, sind für einen tagesaktuellen Timetable ver- antwortlich und helfen an allen Stellen, die mit dem Musikprogramm zusammenhängen. Interview: Erik Brandt-Höge 19.–22. SEPTEMBER www.reeperbahnfestival.com

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