September 2018
36 FILM wache und benachbarte Schiffe scheinen die Menschen politischen oder wirtschaftlichen Interessen zu opfern. Einen Jungen rettet sie, der wie viele andere vom Wrack gefallen oder gesprungen war. Mit ihm kann sie Stunde um Stunde nur hilflos zusehen, wie es auf dem ha- varierten Boot immer stiller wird. „Das kannst du nicht tun!“, schreit Kingsley sie an, als sie sich weigert, den Flüchtlingen näher zu kom- men. Kann sie? Muss sie? Soll sie? Der Zuschauer erlebt Rikes Gefühlsachter- bahn unmittelbar mit, Ex-Thalia-Schauspie- lerin Susanne Wolff ist die Rolle wie auf den Leib geschrieben. Sie hat einen Segelschein, vor allem aber beherrscht sie ihre Mimik und Körpersprache perfekt – in Hamburg wird man sich noch erinnern, mit welcher Intensität sie ihre Figuren spielt. Ihr ist es zu verdanken, dass Wolfgang Fischers See-Drama solch ei- nen Sog entwickelt. Unter anderem. Dass der Film so authentisch wirkt, liegt auch daran, dass er es ist: Gedreht wurde zum größten Teil wirklich auf der Yacht auf See, vor Malta, während tatsächlich Orkane tobten. Die unter diesen erschwerten Bedingungen und in langen Einstellungen fotografierten Bilder sind fesselnd. Der Originalton – das Si- rren der Wanten im Sturm, das Knattern der Segel, das dumpfe Grollen von Wind und Wel- len – sind haarsträubend. Ein meisterliches Kammerspiel auf See, das nicht nur auf be- eindruckende Weise einen zermürbenden in- neren wie äußeren Kampf zeigt, sondern auch ein deutliches politisches Statement setzt. Steffi Horst AB 13.SEPTEMBER Regie: Wolfgang Fischer. Mit Susanne Wolff, Gedion Oduor Wekesa, Alexander Beyer ★★★★★ Wenn der Ozean zum Gewässer des Todes wird: Einhandseglerin Rike trifft in „Styx“ mitten auf dem Atlantik auf ein havariertes, überladenes Flüchtlings- boot. Ex-Thalia-Schauspielerin Susanne Wolff in einem dramatischen Kammerstück auf See Tödlicher Törn Foto: Benedict Neuenfels hamburg: pur Aktion! hamburg:pur Aktion! Für die Hamburger Premiere mit Susanne Wolff und Wolfgang Fischer am 12.9. im Aba- ton-Kino, 20 Uhr, verlosen wir 20x2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „pur:styx“ an pur-verlosung@vkfmi.de . EInsendeschluss: 10.9. (Gewässer des Todes) verrät, dass der Törn eine unschöne Wendung erfahren wird. Aber es ist nicht der schwere Sturm, den sie zwar völlig erschöpft, aber souverän übersteht. Es ist das Boot, das am nächsten Morgen in Sichtweite neben ihrer Yacht treibt. Offenbar manövrier- unfähig und völlig überladen mit winkenden, schreienden Menschen. Flüchtlingen. Ein Hor- ror-Szenario für jeden Segler. Rike ist klar: Wenn sie, alleine, mit ihrer ver- gleichbar kleinen Zwölf-Meter-Yacht näher- kommt, wird das ein Desaster geben, auch ihr eigenes Leben wäre in Gefahr. Sie funkt um Hilfe, doch die lässt auf sich warten – Küsten- Man muss schon taff sein, um alleine über die Ozeane zu segeln. Schon körperlich: kaum Schlaf, die schweren Segel, die bedient werden müssen. Vor allem aber muss man es ertragen, völlig auf sich gestellt zu sein. Die Einsamkeit. Rike (Susanne Wolff) erträgt es nicht nur, sie genießt es. Die Kölner Notärztin verbringt ih- ren Urlaub damit, von Gibraltar zur Ascensi- on Island segeln. Die Sicherheitsleine fest in der Hand krault sie hinter der Yacht her, hält glücklich das Gesicht in die Sonne, blättert nachts verträumt im Schein einer Stirnlampe durch einen prächtig illustrierten Fotoband der Insel. Doch schon der Name des Films “Styx” STYX
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