September 2017

16 Van Holzen Meckern geht immer, vor allem in der Musik. Dass es in Deutschland kaum junge Rockbands gibt, die sich textlich und allgemein klangäs- thetisch nicht beim Radio anbiedern, sondern sich trauen, Eigenheiten zu entwickeln, wird seit Jahren jedoch völlig zurecht kritisiert. Eine der wenigen Ausnahmen beim oft eintönigen Nachwuchs: Van Holzen aus Ulm. Blutjung, wild, geradezu ausbruchsartig, spielt diese Band Gitar- rensongs wie Feuerwerke, in denen es auch lyrisch hoch hergeht, weil ein schlau besprochenes gesellschaftliches Thema die nächste gute Geschichte jagt. (ebh) 1. OKTOBER 20:00 Uhr; Prinzenbar Starkes Stück! Dachte einer, die Beatsteaks aus Berlin würden sich von Album zu Album Richtung Küchenradio spielen, irrt er für den Moment sehr. „Yours“ ist das Gegenteil von Mainstream-Anbiederung, vielmehr ein verspielter Versuch, sich noch mal an Neuem auszupro- bieren, von Intro-Samples bis überraschenden Gastsängern à la Ja- mie T, Deichkind und Farin Urlaub. Die Beatsteaks’sche Punk-Peitsche und der ebenso Band-typische poppige Refrain ist den meisten Songs natürlich auch gegeben worden. (ebh) ★★★★★ Platte des Monats Beatsteaks Yours (warner) cds Liza & Kay Ziemliche Wandlung, die Bassist Kay Petersen da durchgemacht hat. Jahrelang hatte er in der Ska-Punk-Band Rantanplan gespielt, bis er ganz andere Töne anschlug. Zusammen mit Liza Ohm steht er heute als Liza & Kay auf der Bühne, macht sanfte, leicht aufnehmbare Pop-Musik. Kennengelernt hat sich das Duo bei der Ausbildung zum Profi-Musiker im Bereich Popularmusik in Hamburg. Mit „Wie zum Donnerwetter klingt dein Donnerwetter?“ liefern Liza & Kay mit hauchzarter Stimme, schlich- ten Wortspielen und Arrangements ohne viel Gedöns einen Soundtrack zum Entspannen. (jb) 29. SEPTEMBER 21:00 Uhr; Knust Rap Casper Lang lebe der Tod (Columbia/Sony Music) Das Bliblablub um das neue Cas- per-Album: geschenkt. Alle Be- richte über den Druck nach zwei Spitzenpositionen in den Charts (2011 und 2013), alle Erwar- tungen von Fans und Kritikern und alles Gerangel an seiner Person hat der Rapper anschei- nend easypeasy weggesteckt, sind seine Tracks jetzt doch voller Wumms und spürbar sprudelndem Herzblut, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Texte über Liebe und Leid, Dämonen und Kampf, auch über eine Art Anti-Zeitgeist-Attitüde haben unmessbare Tiefen. Zusammen mit dem nicht weniger wild als gewohnt gewordenen Casper-Sound sprengt das alles, was es vor der Veröffentlichung von „Lang lebe der Tod“ an Spekulationen, Schlag- zeilen und sonstigem Quatsch gab. (ebh) ★★★★ ★ Pop-Rock Foo Fighters Concrete And Gold (Sony) Dave Grohl kann es einfach nicht lassen. Eigentlich wollte er ein Jahr pausieren, nachdem er die letzte Tour seiner Band Foo Fighters mit Gipsbein ab- solviert hatte, doch sechs Mo- nate später feilte er bereits an neuen Songs. Das Ergebnis ist „Concrete and Gold“: Voll mit harten Riffs, aber auch ganz viel Pop-Appeal und Harmoniegesang, erinnert das neunte Album der Gruppe an die Beatles, Queen und Pink Floyd. Zweifellos die bisher epischste Foo-Fighters-Platte, in- klusive Gastauftritten von Paul McCartney bis zu Shawn Stockman von Boyz II Men. (nw) ★★★★ ★

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