hamburg:pur August 2025

Pre-apokalyptischer Film als radikal- spirituelle Grenzerfahrung Foto: Pyramide Distribution FILM SIRÂT Roadmovie dies, gibt dem Oeuvre seinen Titel. Der spanische Regisseur Óliver Laxe („Fire Will Come“) versetzt sein Publikum in eine Welt unwiderruflicher Auflösung: Natur, Länder, Grenzen, Überzeugungen, aber auch die Handlung selbst. Der Druck auf die Beteiligten wächst, ihre Vergangenheit liegt im Dunklen. War es bewusste Flucht vor westlicher Trägheit und Igno- ranz? Es mehren sich die Momente von überwältigen- der, fast gnadenloser Authentizität, nichtsdestotrotz bleiben sie konstruktiv in ihrer Selbstreflexion – ge- rade gegenüber dem Tod. Nur das Überleben lässt sich nicht in diesemmetaphysischen Endzeitepos er- zwingen. „Sirât“ sperrt sich ästhetisch wie inhaltlich gegen jeder Art der Vorhersehbarkeit. Ein wenig er- innert es vielleicht an Millers „Mad Max“-Reihe oder Antonionis „Zabriskie Point“. Der stark metaphorisch durchsetzte Film (in Cannes mit dem Jury-Preis aus- gezeichnet) hebt gegen Schluss immer mehr ab: Ge- danken und Übersinnliches entladen sich in Schüben, während Kangding Rays zunehmend minimalistischer Soundtrack mit den grobkörnigen 16mm-Bildern der Schauplätze zur einer puristisch-hypnotischen Klang- landschaft fusioniert. Text: Anna Grillet Regie: Óliver Laxe. Mit: Sergi López, Bruno Núñez, Stefania Gadda, Joshua L. Henderson, Tonin Janvier, Jade Oukid. 120 Min. Ab 14.8. ★★★★★ hamburg:pur Aktion! Für die Vorstellung von „Sirât“ am 11.8., 20 Uhr in den Zeise Kinos verlosen wir 10 x 2 Karten. E-Mail mit Name und Betreff „Sirât“ an verlosung@szene-hamburg.com ; Einsendeschluss: 7.8. Ein illegaler Rave in der marokkanischen Wüste unter- halb gewaltiger Bergmassive: Aus aufeinandergetürm- ten Verstärkern schallt rauer Techno, die Körper der Tanzenden bewegen sich in Trance wie losgelöst von der Realität. Dazwischen taucht immer wieder ein älterer grauhaariger Mann (Sergi López) mit einem Stapel Fotos in der Hand auf, die er herumzeigt. Sein Name ist Luis, er fährt in Begleitung seines zwölfjäh- rigen Sohns Esteban von Rave zu Rave, sucht seine Tochter Mar, die vor fünf Monaten nach einer dieser nie enden wollenden nächtlichen Partys spurlos ver- schwand. Dann rückt plötzlich Militär an, EU-Bürger werden festgenommen. Radionachrichten berichten vom Kriegsausbruch. Luis schließt sich einigen Ra- vern an, die mit ihren zerbeulten Geländewagen aus dem Pulk ausbrechen in die Berge. Es entsteht eine Gemeinschaft der Verstümmelten und Verletzen, ent- schlossen zumÜberleben – wenn auch noch mit ver- schiedenen Zielen. Jeder Meter des steinigen Wegs hinauf kann den Tod bedeuten, drohen doch die unförmigen Fahrzeuge in die Tiefe zu stürzen. Sirāt, jener haardünne Übergang zwischen Hölle und Para- 8 Foto: Mustafah Abdulaziz FILM Rave on Nach einem rauschhaften Trip sieht dieses Grau des tristen Ge- werbebaus nicht aus. Auch die versprengte Partygemeinde, die sich von dem bulligen Türsteher aufreiht, versprüht nicht gerade Ekstase. Ebenso wenig wie der daherschlurfende Kosmo (Aaron Altaras) in seiner ausgebeulten Sweatshirt-Jacke und demStoff- beutel über der Schulter. Der Türsteher erkennt ihn zwar als den einst vielversprechenden Techno-DJ und -Produzent, reinlassen will er ihn aber erst mal nicht. Zu schlecht sind die Erinnerungen an Kosmo, der vor Jahren nicht nur sich und seinem besten Freund Klaus die Karriere ruiniert hat, sondern sich damit auch zumBad Guy der Szene degradiert hat. Dann schafft es Kosmo doch. In dem Club will Kosmo seinen gescheiterten Traum retten und dem legendären Techno-Pionier Troy Porter seine aktuelle Platte überreichen. Es folgt eine halluzinatorische Nacht voller Drogen, fetter Beats (Soundtrack: Ed Davenport), seltsamer Be- gegnungen. Da sind Realität, Erinnerungen und Imagination kaum noch zu unterscheiden. Die Bilder verzerren, das Bassgewitter durchfährt den eigenen Körper, dem zunehmend wirrer werden- den Techno-Trance ist kaum noch zu entrinnen. Großartig gibt Aaron Altaras, der spätestens seit den Erfolgsserien „Unortho- dox“ und „Die Zweiflers“ einem größeren Publikum bekannt ist, diese verlorene Seele, die umAnerkennung ringt und ihren Platz in der Welt sucht. Ihm zur Seite stellt das Regieduo Nikias Chrys- sos und Viktor Jakovleski Clemens Schick, Kosmos einstigen Freund und Partner Klaus. Er taucht immer wieder neben Kosmo auf und nie lässt sich ausmachen, ob er tatsächlich dort ist oder lediglich in Kosmos Kopf – als Mahner, Kritiker und jener, der sich ein Leben aufgebaut hat. Ständig spielen die beiden Regisseure mit surrealen Verzerrungen und Bildern von halluzinierten Innen- welten, brechen Realitätsebenen. So entwickelt diese filmische Trance einen Sog, demman sich gern hingibt, um dann an einem grauen Morgen wieder in die Tristesse der Außenwelt zu treten. Text: Britta Schmeis Regie: Nikias Chryssos und Viktor Jakovleski. Mit: Aaron Altaras, Clemens Schick, Ruby Commey, Hieroglyphic Being, Lucia Lu. 80 Min. Ab 31.7. ★★★★★ Tickets: Stufe 1 129 Euro limitiertes Ticket-Kontingent Stufe2 139 Euro limitiertes Ticket-Kontingent Stufe 3 159 Euro AUSVERKAUFT DINE AROUND – EINMALIGE GERICHTE, DRINKS & DJ MODERATION: ANKE HARNACK ILLUSTRATIONEN: ADOBESTOCK.COM Wir danken unseren Partnern 13.9. 2025 FABRIK, Oensen ab 17 Uhr JUAN SIN MIEDO JING JING CASA DI ROMA GRILL ROYAL HAMBURG CARDAMOM NAYA DER PLAYER LA MAISON D’AVIGNON ALTE RADER SCHULE GOLDSCHÄTZCHEN TSF_93x128_2025.indd 1 25.07.25 16:34 Open-Air-Kino im Schanzenpark 19. Juli–31.August 2025 Foto: stefanboekels.com Mit freundlicher Unterstützung von: Täglich wechselndes Filmprogramm auf zwei Leinwänden. Tickets, Programm & Infos unter www.schanzenkino.de 9

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