hamburg:pur August 2024

Foto: G2 Baraniak TAG+NACHT HEAVEN CAN WAIT CHOR „Eine einzige Freude “ Sie sind 70 Jahre und älter, singen Lieder von Künstlern, zu deren Fans vor allem ihre Enkel zählen: die Mitglieder des Heaven Can Wait Chor. Ein Gespräch über dessen Erfolgsgeschichte mit Chorleiter Jan-Christof Scheibe „Super zu sehen, dass das Konzept aufgeht“: Heaven Can Wait Chor um Leiter Jan-Christof Scheibe (in blau) Jan-Christof, der Heaven CanWait Chor singt Songs von unter anderemDeichkind, Jan De- lay und Sarah Connor. Welche Auswahlkri- terien gibt es bei den Stücken? Ist grund- sätzlich erst mal jede – in Anführungszeichen – junge Musik erlaubt? Jan-Christof Scheibe: Jung ist tatsächlich erst mal Definitionssache. Wenn ich meine zwölf- jährige Tochter frage, würde sie sagen: „Sarah Connor? Alter Hut! Jan Delay? Opa!“ Von daher schaffen wir es sicher nicht ständig, am Zahn der Zeit zu sein und die erfolgreichsten zehn Songs des jeweiligen Jahres parat zu haben. Was uns wichtig ist, ist dass wir Hits singen. Es gibt viele Eintagsfliegen. Ob eine Nummer wirklich ein Hit ist, erweist sich erst über den Verlauf von einigen Jahren. Und dann ist es entscheidend, ob die Hits auch live funktionie- ren. Plus: Kriegen meine Senioren die Songs auch über die Rampe? Entsteht ein Mehrwert dadurch, dass sie die Songs singen? Kommen von den Chormitgliedern Song-Vor- schläge? Wir haben es mittlerweile geschafft, dass die Mitglieder die Musik, die sie singen, auch wirk- lich toll finden. Aber es ist nicht so, dass das ihren generellen Musikgeschmack ändert und sie plötzlich N-Joy-Radio hören. Ab und zu be- komme ich Sachen vorgeschlagen, dann aller- dings eher ruhige Songs, zumBeispiel von Max Giesinger, die live den Fisch nicht so richtig vom Teller ziehen – ohne sagen zu wollen, dass Max Giesinger live nicht gut ist. Wir brauchen aber Songs, die entweder total abgehen oder sofort stark emotionalisieren. Apropos Mitglieder: „Wir suchen Verstär- kung“, heißt es aktuell auf eurer Homepage. Neu-Mitglieder sollen mindestens 70-Jäh- rige mit Affinität für die angesprochene „junge Musik“ und einem gewissen Maß an eigener Musikalität sein. Zudem, heißt es auf der Seite, sollten sie eine soziale Stütze sein können für ältere Mitglieder. Das ist sicher- lich nicht bloß körperlich gemeint. Nein, nicht nur. Ein Chor ist ein soziales Ge­ bilde auch dahingehend, dass es zwischen- menschlich passen muss. Jeder hat seine Auf- gabe, ein bisschen wie imBienenschwarm. Das reicht vomOrganisieren der Hotels bis zur Hilfe beim Anziehen derer, die das vielleicht nicht mehr so gut hinbekommen wie früher. Und wenn es um körperliche Hilfe geht, muss man natürlich erst mal auf der zwischenmensch- lichen Ebene gemerkt haben, dass jemand an- deres Unterstützung braucht. Generationenübergreifendes Arbeiten hat sich auf vielen Ebenen bewehrt. Generatio- nenübergreifendes Spaßhaben wie bei euch ist logischerweise genauso positiv zu bewer- ten. Was ist für dich das Schönste daran? Der ganze Apparat ist eine einzige Freude. Die- ser Chor widerlegt sämtliche Klischees, die älteren Menschen angehaftet werden, zum Beispiel, dass sie viel meckern, rückwärts­ gewandt sind, nicht selten übellaunig. Das gilt für unsere Mitglieder nämlich überhaupt nicht. Jedes einzelne Mitglied möchte man sofort als Omi beziehungsweise Opi adoptieren. Und dann ist es natürlich super zu sehen, dass das Konzept aufgeht: Lieder werden lebendiger, wenn sie Leute singen, die älter sind. Das Pu­ blikum kennt die Songs, aber hat sie so, wie der Chor sie singt, eben noch nie gehört. Unsere Sängerinnen und Sänger zeigen Emotionen und lösen dadurch welche im Publikum aus. Man muss ja auch sagen: Junge Menschen sind heutzutage oft schon durchtherapiert, haben keine Probleme damit, über Gefühle, ja eigent- lich über alles zu sprechen. Bei älteren Men- schen ist das anders. Wenn unsere Mitglieder sich beimSingen öffnen und merken, dass das etwas beim Publikum bewirkt, dann bewirkt das bei ihnen auch einiges. Es gibt bereits einen Kinodokumentarfilm über den Chor: „Heaven CanWait –Wir leben jetzt!“ Darin sagt eine Chorsängerin, sie wäre als 17-Jährige einsamer gewesen als heute. Eines der größten Komplimente auch für dich als Leiter? Es war schon schön, das zu hören. Die Mitglie- der haben eine wirklich eingeschworene Ge- meinschaft gebildet. Wenn ich mit ihnen unter- wegs bin, dann ist das wie auf Klassenfahrt gehen. Hinter dem Chor steht ein Verein, dessen Hauptaufgabe es ist, Spenden zu sammeln, damit der Chor Bestand hat … …was gar nicht so einfach ist. Die staatlichen Institutionen sind meist eher darauf aus, Kin- der und Jugendliche zu fördern, was ja auch richtig ist. Aber wir haben in unserer Gesell- schaft immer mehr ältere Menschen. Und be- vor diese sich mit Themen wie Pflegeheimen beschäftigen, haben sie noch Projekte, die auch unterstützt werden sollten. Dass das so ist, ist leider noch nicht überall angekommen. Interview: Erik Brandt-Höge 5. SEPTEMBER 19:30 UHR; Stadtpark Open Air 6 Auch Markus Krebs kommt mit den Besten Comedians Deutschlands nach Hamburg Foto: Estrel Foto: Matthias Kimpel TAG+NACHT Elvis ist zurück Der König des Rock ’n’ Roll lebt (weiter)! Zu- mindest auf der Bühne. Denn mit „Elvis – Das Musical“ von Produ- zent Bernhard Kurz meldet sich die belieb- te zweistündige Live- Show über das musika- lische Leben von „The King“ in Hamburg zu- rück. VomGospel über den Blues bis hin zum hemmungslosen Rock ’n’ Roll – der gebür- tige Ire Grahame Patrick Doyle bringt als Elvis-Presley-Darsteller die verschiedenen Schaffensphasen seines Idols ins St. Pauli Theater. Sowohl stimmlich als auch optisch und bei der Perfor- mance ist die Ähnlichkeit verblüffend. Neben Doyle brilliert das The Stamps Quartet. Die Gospel-Gruppe rund umOriginalmitglied Ed Enoch begleitete den King bei über 1000 Konzerten und sang zudem bei seiner Beerdigung imAugust 1977. Ziel ist es aber, den Kult um Elvis Presley und seine Musik am Leben zu erhalten, viel- leicht sogar neu aufleben zu lassen. Spätestens beimHöhepunkt der Show, demKonzert aus dem Jahr 1973 auf Hawaii, sollte eine ganze Generation wieder in süßen Erinnerungen an ihre Jugend schwelgen. (sis) 3. AUGUST BIS 8. SEPTEMBER; st-pauli-theater.de Lachenmit den Besten Deutschland hat Humor, das beweisen die Besten Comedians des Landes auf ihrer Deutschlandtour auch in Hamburg Wer Namen wie Michael Mittermeier, Mirja Regensburg und Ingmar Stadelmann hört, denkt automatisch an Comedy. Kein Wunder, schließlich gilt Mittermeier als einer der Begründer des Stand-ups in Deutschland, Regensburg füllt die größten Hallen des Landes und Stadelmann hat mit seiner spitzen und satiri- schen Comedy schon etliche Preise gewonnen. 2023 lud sich der Fernsehsender Sat.1 Kaliber wie Mittermeier und Regensburg ein und vermarktete sie unter dem Titel „Die besten Comedians Deutschlands“. Die Fernsehshow war so erfolgreich, dass die Comedians jetzt auf Deutschlandtournee gehen. Am 2. Septem- ber 2024 gibt es einige der lustigsten Come- dians des Landes in der Hamburger Barclays Arena zu sehen. Mit da- bei sind neben Mitter- meier, Regensburg und Stadelmann auch Mar- kus Krebs, Maria Clara Groppler und der Ham- burger Chris Tall. (fw) 2. SEPTEMBER 20:00 UHR; Barclays Arena THEATERNACHT HAMBURG © G2 Baraniak 7

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