hamburg:pur August 2023

Foto: Stephanie Branchu/Why Not Productions Foto: TOBIS Film GmbH FILM Jeanne du Barry – Die Favoritin des Königs Frankreich, Mitte des 18. Jahrhunderts. Jeanne Vaubernier (Maïwenn), uneheliche Tochter einer Näherin, verzaubert schon als Kind durch Schönheit und ihren Charme Künstler und Ad- lige. Sie steht Modell, den väterlichen Gönnern folgen die we- niger fürsorglichen Liebhaber. Männer umschwärmen sie, su- chen ihre Nähe, spekulieren auf gesellschaftlichen Aufstieg an ihrer Seite. Ein perfides System der Ausbeutung, aber Jeanne kennt die Mechanismen, weiß sie für sich zu nutzen, stilisiert sich zum betörenden Engel der Sinnlichkeit. Die Hei- rat mit Comte du Barry eröffnet ihr den Zugang am Hofe von Louis XV. (Johnny Depp). Direkter Blickkontakt mit dem Monarchen ist in Versailles strengstens untersagt, könnte es doch als Einladung zur Fri- volität aufgefasst werden. Jeanne bricht bewusst die Etikette, wenn sie vor versammeltem Hofstaat den alternden König strahlend anlächelt. Der spürt die Ironie, bewundert ihren Mut. Louis XV. erwacht aus seiner Erstarrung, verteidigt die irrwit- zige Amour fou gegen alle Anfeindungen. Die beiden genießen es, gemeinsam die rigiden höfischen Regeln zu brechen. Jeanne revolutioniert die Mode, trägt Männerkleidung. Ihre Unberechenbarkeit, ihr unvergleichliches Lachen prägt das vielschichtige Historien-Epos – eine Traumrolle für Maïwenn. Die 47-jährige französische Autorenfilmerin erkennt sich in der Protagonistin wieder. Früh als Kinderstar vermarktet, be- gann sie mit 15 Jahren eine Beziehung zu Regisseur Luc Bes- son. Plötzlich war sie Mittelpunkt des öffentlichen Interesses und fühlte sich doch seltsam machtlos. Maïwenn versteht sich auf Bilder, die unter die Haut gehen – ob in dem scho- nungslosen Sozialdrama „Poliezei“ oder in „Mein ein, mein alles“, der Chronik einer selbstzerstörerischen Beziehung. Für diesen eher wortkargen Film verändert die Regisseurin ihren Erzählrhythmus radikal, erklärt die Kamera, das Licht, zum eigentlichen Star. Die Szenen ähneln Gemälden des 18. Jahr- hunderts: opulent, von exquisiter Ausstattung und atembe- raubender klassischer Schönheit, ganz in der Tradition von Kubricks „Barry Lyndon“. (ag) AB 24. AUGUST F 2023; 117 Min.; R: Maïwenn; D: Maïwenn, Johnny Depp, Benjamin Lavernhe ★★★★★ Catch the Killer Ausgelassen feiern die Bewohner der US-Hafenstadt Balti- more den Jahreswechsel, als zwischen den Hochhäusern plötzlich Schüsse ertönen. 29 Menschen werden offenbar wahllos von einem versierten Heckenschützen getötet. Mit- tendrin im losbrechenden Chaos: die junge Streifenpolizistin Eleanor (auch als Produzentin involviert: Shailene Woodley), die dem vom FBI entsandten Chefermittler Lammark (gewohnt präsent: Ben Mendelsohn) rasch ins Auge sticht und zu einer seiner engsten Bezugspersonen wird. Gemeinsam arbeiten sie fieberhaft daran, ein Profil des unbekannten Täters zu er- stellen und ihn aufzuspüren. Ein weiteres Blutbad können sie allerdings nicht verhindern … Neun Jahre nach dem internationalen Erfolg seines oscarno- minierten Episodenfilms „Wild Tales – Jeder dreht mal durch!“ kehrt der argentinische Regisseur und Drehbuchautor Damián Szifron mit einem englischsprachigen Crimethriller auf die großen Leinwände zurück. Spürbar beeinflusst von Jonathan Demmes Serienkiller-Meilenstein „Das Schweigen der Läm- mer“, entspinnt sich eine Mörderhatz, die etwas unentschlos- sen zwischen abgegriffenen Klischees und interessanten Sei- tenblicken hin- und herpendelt. Das wachsende Vertrauens- verhältnis der psychisch angekratzten Protagonistin zu ihrem erfahrenen Mentor wird überzeugend nachgezeichnet, und das die Ermittlungen massiv erschwerende Kompetenzge- rangel geht über bloßes Hintergrundrauschen hinaus. Was ebenfalls positiv in Erinnerung bleibt: der weitgehende Ver- zicht auf die imGenre eigentlich so üblichen reißerischen Ef- fekte. Dass Szifron und Co-Autor Jonathan Wakeham immer wieder versuchen, die Missstände innerhalb der US-Gesell- schaft, etwa Waffengewalt, zu beleuchten, ist ambitioniert. Unter dem Strich nehmen sie sich damit aber zu viel vor. Ei- nige plumpe Striche in der Figurenbeschreibung und ein sich stark an Konventionen festklammerndes, künstlich in die Länge gezogenes Schlussdrittel rauben dem schick bebilder- ten Film leider ein Stück seiner Ausdruckskraft. (cd) AB 24. AUGUST USA 2023; 119 Min.; R: Damián Szifron; D: Shailene Woodley, Ben Mendelsohn, Jovan Adepo ★★★★★ 24 DAS TOR ZU HAMBURGS GASTRONOMIE italiener in o ensen HAMBURGS FOODSZENE ENTDECKEN Mit demGenuss-Guide+ hast du Zugri auf: + rund 850 Restaurant-Kritiken + Hamburgs Bars im Test und die besten Cafés + spannende Hintergrundgeschichten über Hamburgs Gastro- und Foodszene + genussguide-hamburg.com Melde dich jetzt für das Genuss-Guide+ Abo an! Genuss-Guide+ für ein Jahr: 24€

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