hamburg:pur August 2023
Foto: Twenty Years Rights LLC FILM In ihrem umwerfenden Regiedebüt „Past Lives – In einem anderen Leben“ erzählt Celine Song basie- rend auf eigenen Erfahrun- gen von Liebe, Schicksal – und Entscheidungen gen in früheren Leben geprägt seien, erzählt sie Arthur am ersten Abend aufgekratzt und lacht es gleich wieder weg. Doch der Film nimmt den Faden auf: Zwölf Jahre später reist Hae nach New York, umNora wiederzusehen. Kleine Gesten, ein Lächeln und das gemein- same Schlendern amPier erzählen davon, dass das Leben voller „Was wäre wenn“-Momente steckt, voller Möglichkeiten und Entscheidun- gen. Aber auch darüber, dass es selbst zwi- schen Liebenden Bereiche gibt, zu denen der andere keinen Zutritt hat. Die Regisseurin Celine Song hat das selbst er- lebt und es in den schönsten Film des Som- mers verwandelt. Wie zu Beginn sieht man Nora, Hae und Arthur am Ende in einer Bar sit- zen und hört, wie andere Gäste spekulieren, wer mit wemwas hat und wie es wohl ausgeht. Und auch darauf findet diese Romanze ihre ganz eigene Antwort. Text: Sabine Danek AB 10. AUGUST USA, KOR 2023; 106 Min.; R: Celine Song; D: Greta Lee, Teo Yoo, John Magaro ★★★★★ hamburg:pur Aktion! Für die Preview von „Past Lives“ am 7.8., 20.30 Uhr in den Zeise Kinos und 21.15 Uhr im Zeise Open Air verlosen wir je 5 x 2 Karten. E-Mail mit Name, Betreff „Past Lives“ sowie dem Stichwort Indoor oder Outdoor an verlosung@szene-hamburg.com ; Einsendeschluss: 5.8. Dieser kleine leuchtende Liebesfilm war ein Favorit der diesjährigen Berlinale, konkur- rierte im Wettbewerb um einen der Bären – ging aber am Ende überraschenderweise leer aus. Dabei erzählt er auf grandios unspekta- kuläre Weise von den großen Dingen des Le- bens, von Schicksal, Sehnsucht und der Liebe – und gräbt sich dabei tief unter die Oberfläche der Bilder ein. Zwölf Jahre vergehen jeweils, in denen er zwi- schen Seoul und New York pendelt und zwi- schen Nora und Hae. Schulkinder sind die bei- den, als sie beste Freunde werden, sich necken und ständig konkurrieren, wer besser rechnen oder höher springen kann – und als sie getrennt werden, weil Nora mit ihren Eltern nach Ka nada auswandert. Zwölf Jahre später fängt sie schließlich an, nach Hae zu suchen. Bald tex- ten sie täglich, dann skypen sie, doch bevor sie sich wiedersehen, verliebt Nora (Greta Lee) sich bei einem Schreibstipendium in Upstate New York in den Schriftsteller Arthur (John Ma- garo). Im Koreanischen gäbe es die Idee des In-Yun, die besagt, dass die Gefühle zwischen zwei Menschen bereits durch ihre Verbindun- DRAMA Was wäre wenn … 22 23 Open-Air-Kino im Schanzenpark 5.August – 3.September 2023 NEU: Erstmalig auf zwei Leinwänden und mit zwei Filmen täglich zur Auswahl. Infos, Programm & Tickets unter www.schanzenkino.de Foto: stefanboekels.com Wir danken unseren Hauptsponsoren LOTTO Hamburg und Car-2-Rent Autovermietung. FILM Foto: Alamode Film ImHerzen jung Es sind Momente großer Intimität in einer denkbar unge- wöhnlichen Situation: Pierre (Melvil Poupaud), ein junger Arzt, sitzt mit der attraktiven, älteren Shauna (Fanny Ar- dant) in der Dunkelheit einer nächtlichen Klinik-Cafeteria. Der Snack- und Getränkeautomat erleuchtet die Szene. Shauna trauert um ihre sterbende Freundin, Pierre tröstet sie. Dann wird er zu einem anderen Patienten gerufen. Es vergehen 15 Jahre, bis sich der inzwischen etwa 45-jäh- rige Pierre und die knapp 70-jährige Shauna wiedertref- fen. Und Pierre? Er scheint wie vom Blitz getroffen, von einer Faszination von und Liebe zu dieser älteren Frau überwältigt. Die beiden beginnen eine Affäre, die schnell trotz vieler Widerstände zu einer Beziehung wird. Pierre verlässt seine Frau (Cécile de France), die er liebt und schätzt, samt Kindern. Er will mit Shauna den Rest seines Lebens oder vielmehr ihres Lebens verbringen. Denn Shauna leidet an Parkinson und ist sich ihrer zunehmen- den Gebrechlichkeit mehr als bewusst. Regisseurin Carine Tardieu („Eine bretonische Liebe“) er- zählt voller Empathie von dieser Liebe zwischen einem jüngeren Mann und einer sehr viel älteren Frau, einer Kon- stellation, die selbst im Frankreich noch immer, wenn nicht für Entsetzen so doch für Irritation sorgt. Ihr gelingt es, diese Liebe nicht zu skandalisieren, sie ist vielmehr alter- nativlos – vor allem für Pierre, der Shaunas fortschreitende Krankheit erkennt, ihr mit Liebe und praktischer Unter- stützung begegnet. Doch Shauna will ihm keine Last sein. All ihren Figuren begegnet Tardieu mit liebevoller Unvor- eingenommenheit: Pierres Frau (Cécile de France), die schnell begreift, auch als sie vom Alter ihrer Nebenbuh- lerin erfährt, dass es sich nicht um eine kurze Liebschaft handelt, den leidenden Pierre, die zweifelnde Shauna. Sie alle sind in ihrem Handeln, ihren Gefühlen absolut nach- vollziehbar. Tardieu erzählt von einer zerstörerischen und einer ehrlichen Liebe und der schmerzhaften Realität des Alterns. Der Original- titel dieser mutigen und sehr berühren- den Geschichte lau- tet „Les jeunes amants“, die jungen Liebenden, ein sehr viel schönerer und auch ehrlicherer Titel als der deutsche. (bs) AB 3. AUGUST F/ BEL 2021; 115 Min.; R: Carine Tardieu; D: Fanny Ardant, Melvil Poupaud, Cécile de France ★★★★★
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