hamburg:pur August 2022

Foto: Lluís Tudela/Piffl Medien Foto: missingFILMs Alcarràs – Die letzte Ernte Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass der Goldene Bär der Berlinale dieses Jahr an einen spanischen Film geht, der das länd- liche Leben porträtiert. Doch dieser Film ist eben viel mehr als das. „Alcarràs – Die letzte Ernte“ zeigt die Familie Solé, die seit 80 Jah- ren im katalanischen Dorf Alcarràs Pfirsiche anbaut. Doch nun droht das Ende: Einst hat der Großgrundbesitzer Pinyol der Fa- milie als Dank für seine Rettung im Spanischen Bürgerkrieg das Land überlassen. Doch von dieser Abmachung will dessen Enkel nichts mehr wissen. Er will das Land zurück, um eine Fotovoltaik- Anlage darauf zu errichten. Schon bald rücken die ersten Bagger an und stürzen die Familie Solé in Ungewissheit. Vater Quimet (Jordi Pujol Dolcet) stürzt sich in die Erntearbeit. Mutter Dolors (Anna Otín) versucht Haus und Familie mit fröhlicher Geduld zu- sammenzuhalten. Was wird vom Landleben bleiben? Regisseurin Carla Simón („Fridas Sommer“) gelingt es geschickt, einem das Leben auf dem Lande nahezubringen. Als Zuschauer ist man mittendrin – beimPflücken, beimStreiten, im Leben. Das liegt nicht nur an der dokumentarischen Kameraarbeit (Daniela Cajías) mit ihren Nah- und Naturaufnahmen. Es liegt auch an den authentischen Darstellungen der einzelnen Familienmitglieder und ihrem Mit- und Durcheinander – vom verschlossenen und doch herzlich wirkenden Großvater Rogelio (Josep Abad) bis zu den verspielten Kleinkindern. Diese sind allesamt mit Laiendar- Mit 20 wirst du sterben Aus Lehm errichtete Kirchtürme inmitten schier endloser Wüste, nur durchschnitten vom mächtigen Strom des Nil – es ist eine fremdartige, magisch aufgeladene Welt, in die uns Regisseur Am- jad Abu Alala in seinem Spielfilm-Erstling entführt. Muzamil, der tragische Held des Films, lebt in einemDorf im südlichen Sudan. Ihm wird schon im Säuglingsalter ein grausiger Fluch auferlegt: Ein Geistlicher sagt seiner jungen Mutter bei einer religiösen Ze- remonie im Beisein des gesamten Dorfes voraus, dass ihr Sohn im zarten Alter von 20 sterben wird. Klar, dass dieses Stigma schwer auf Muzamil lastet und eine unbeschwerte Jugend un- möglich macht. Mutter Sakina trägt vom Tag der Prophezeiung an Schwarz und betrauert einen (noch) Lebenden. Trifft er auf Altersgenossen, FILM stellern besetzt. Das sieht und fühlt man im positiven Sinne. Simón stammt selbst aus dem tiefsten Katalonien. Ihre Familie baute eben- falls Pfirsiche an. Die Erinnerung an ihren vor einigen Jahren verstor- benen Großvater brachte sie dazu, dieses Leben filmisch einfangen zu wollen. Das ist gelungen. „Alcarràs“ ist ausbalanciert, voller Farben, Kontraste und Leben – und deshalb absolut sehenswert. (mag) AB 11. AUGUST SPA/IT 2022; 120 Min.; R: Carla Simón; D: Jordi Pujol Dolcet, Anna Otín, Josep Abad ★★★★★ hänseln sie ihn als „Sohn des Todes“ und schrecken nicht davor zurück, ihr Opfer in einen Sarg zu sperren. Muzamils Vater hält dem sozialen Druck nicht stand und verlässt das Dorf, um andernorts seinen Frieden zu fin- den. Einige Jahre ziehen ins staubige Land, aus Muzamil ist ein junger Mann geworden. Der schicksalhafte Geburtstag ist bedrohlich nah. Der Imam hat ihn überzeugt, seine knapp bemessene Zeit auf Erden demStu- dium von Koranversen zu widmen. Ansonsten jobbt der „lebende Tote“ als Aushilfe im örtlichen Lebensmittelladen. Eines Tages liefert er einem Mann, der etwas abseits des Dorfes wohnt, alkoholische Getränke. Su- leiman, der Muzamils Vater sein könnte, macht als Freigeist sein eigenes Ding. Er hat ein Faible fürs Kino, bereiste Afrika und Europa und öffnet Muzamils Gedanken für ganz neue Welten, die es zu entdecken gilt … auch jenseits des zwanzigsten Geburtstags. Der erste Oscar-Beitrag des krisenge- schüttelten Sudan kritisiert blinde Er- gebenheit gegenüber religiöser Autori- tät, stellt aber auch philosophische Fra- gen: Wie nutzen wir die Zeit, die uns zur Verfügung steht? Leben wir in vollen Zügen oder warten wir nur auf den Tod? Die Widmung „to the victims of the su- danese revolution“ verleiht der Story um den todgeweihten Teenager eine zusätzlich beklemmende Note. ( cc) AB 25. AUGUST SUDAN 2019; 105 Min.; R: Amjad Abu Alala; D: Mustafa Shehata, IslamMubarak, Mahmoud Elsaraj ★★★ ★★ 26 27 Foto: stefanboekels.com FILM FILM-NEWS Schanzenkino OPENAIR Im Schanzenpark findet auch in diesem Jahr vom 30. Juli bis zum 4. September das Open-Air-Schanzenkino statt. Seit knapp 22 Jahren zeichnet es sich durch großes Kino auf großer Leinwand aus und verwandelt den Schanzen- park allabendlich zu einem sommerlichen Freilichtkino unterm Sternenhimmel. Gezeigt werden auf der 128 Qua- dratmeter großen Leinwand Blockbuster wie „Monsieur Claude und sein großes Fest“ (30.7., 21.30 Uhr), „House of Gucci“ (5.8., 21.30 Uhr), „Phantastische Tierwesen: Dum- bledores Geheimnisse“ (13.8., 21.15 Uhr) sowie „James Bond – Keine Zeit zu sterben“ (3.9., 20.30 Uhr). Stühle wer- den bereitgestellt, können aber auch mitgebracht werden. Für den kleinen Hunger sind die Smiley’s-Pizza-Profis auch wieder am Start. Schanzenbewohner mit der Postleitzahl 20357 erhalten 50 Prozent Ermäßigung. Am frühen Nach- mittag gibt es ein Programm für Kids. Kinotickets sind on- line erhältlich. (mag) 30.7.–4.9. schanzenkino.de 4 STATIONEN, 3 STUNDEN BLANKENESE 4 5 STATIONEN, 3 STD. HARBURG 4 5 STATIONEN, 3 STUNDEN SPEICHERSTADT HAFENCITY 5 STATIONEN, 3 STUNDEN SCHANZENVIERTEL 5 6 STATIONEN, 3 STUNDEN ST. 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