hamburg:pur August 2022
Foto: Anne Bolick / Zeitgeist Filmproduktion FILM FEEL-GOOD-FILM Zuckersüße Tagträume In dem Film „Sweet Disaster“ zeigt die finnisch-deutsche Regisseu- rin Laura Lehmus viel Experimentierfreude. Friederike Kempter, bekannt aus dem „Tatort“, zeigt völlig neue, spielerische Facetten. Der Feel-Good-Film ist mitreißend, charmant, wenngleich nicht durchgehend konsistent koschwangerschaft mit Dauerbluthochdruck und Rückeroberungsversuchen wird in knall- bunten Bildern erzählt, oftmals begleitet von elektronischer, poppiger Musik. Diese unge- wöhnliche Atmosphäre steigert sich durch Fri- das Tagträume, die der Zuschauer mal als vi- suell beeindruckende Zeitlupensequenz, mal als flotte Musicaleinlage erlebt. Farben und Fantasie ziehen sich durch den Film, und so ist es kein Zufall, dass Frida – sehr hingebungs- voll – als Kunstpädagogin mit Kindern mit be- sonderen Bedürfnissen arbeitet. So wirklich ergibt „Sweet Disaster“ nicht im- mer ein konsistentes Ganzes. Manchmal fühlt man sich als Zuschauer von der Montage ab- gehängt, aber nur, um im nächsten Augenblick um so stärker mitgerissen zu werden. Der ex- perimentierfreudige Feel-Good-Filmwird viel- leicht nicht jedem gefallen, doch kann man ihm keinesfalls unterstellen, sich in die Reihe von Beweisstücken für die Einfallslosigkeit des deutschen Films einzureihen. Text: Rosa Krohn AB 11. AUGUST D 2021 93 Min.; R: Laura Lehmus; D: Friederike Kempter, Florian Lukas, Lena Urzendowsky ★★★★ ★ zu sein undmacht Schluss. So schnell gibt Frida jedoch den Vater ihres Kindes nicht auf … So ausgeschlachtet diese Prämisse romanti- scher Komödien auch ist, so unkonventionell ist in „Sweet Disaster“ der gesamte Rest, an- gefangen bei den Figuren: Frida vereint kind- liche, träumerische Züge mit bedingungslosem Mut imKörper einer 40-jährigen, schwangeren Frau. Rückhalt findet sie in ihrer 15-jährigen Nachbarin Yolanda (Lena Urzendowsky), die ihr mit selbst gebautemSpionagewerkzeug zur Seite steht. Fridas verrückte Reise einer Risi- Der etwas merkwürdige Boy-Meets-Girl- Einstieg imSpielfilmdebüt der finnisch-deut- schen Regisseurin Laura Lehmus verrät früh- zeitig, dass sie einen besonderen Blick auf die Geschichte ihrer Heldin besitzt und ein ungewohntes Tempo und Taktgefühl, sie zu erzählen. Die 40-jährige Frida (Friederike Kempter) wird nach einem halben Jahr Beziehung unerwar- tet schwanger. Kurz nachdem sie ihm die Nachricht überbringt, eröffnet Partner Felix (Florian Lukas) ihr, in jemand anderen verliebt 22 hamburg: pur Aktion! Für die Hamburg-Premiere des Films „Sweet Disaster“ mit Regisseurin Laura Lehmus und Drehbuchautorin Ruth Toma am 9.8., 19.30 Uhr in den Zeise Kinos verlosen wir 10 x 2 Karten. E-Mail mit Name sowie Betreff „pur:Sweet Disaster“ an verlosung@szene-hamburg.com Einsendeschluss: 7.8. Der perfekte Chef Wenn die eigene Geschäftsführung die Worte „Wir sind eine Fa- milie“ fallen lässt, dann sollten die Alarmglocken läuten. Die Vor- stellung, der eigene Chef könnte ein Ersatzvater beziehungsweise eine Ersatzmutter sein, ist trügerisch. Das zeigt auch der spani- sche Film „Der perfekte Chef“ von Fernando León de Aranoa („Lo- ving Pablo“). Der spanische Titel „El buen patrón“ macht diese Verbindung bereits etymologisch deutlich. Patron leitet sich vom latainischen Patronus (Pater = Vater) ab. Ein solcher Patron ist auch Julio Blanco (grandios: Javier Bardem). Kompetent. Charismatisch. Fürsorglich. Das von ihm geleitete Familienunternehmen stellt Industriewaagen her. Blanco schätzt es, wenn alles imGleichgewicht ist und reibungslos funktioniert. Seine Entscheidungen dienen stets demWohl der Firma – davon ist er überzeugt. Der Erfolg, der Respekt und die vielen Preise sind ihm Beweis genug dafür, dass er es stets am besten weiß. Doch die glanzvolle Fassade bekommt Risse: Der kürzlich entlassene Mitarbeiter José (Óscar de la Fuente) protestiert vor der Firmen- zentrale, Miralles (Manolo Solo), der Leiter der Produktion, fällt aufgrund privater Probleme in Depressionen, die neue Praktikan- tin Liliana (Almudena Amor) verdreht dem Chef den Kopf – und das alles kurz vor Vergabe des wichtigsten Unternehmerpreises. Der Boss lässt nichts unversucht, um der Lage wieder Herr zu werden – und durchbricht dabei so manche moralische Grenze. „Der perfekte Chef“ ist eine grandiose Komödie mit einer großen Portion schwarzemHumor. Oscar-Preisträger Javier Bardem („No Country for Old Men“) überzeugt mit seinem furiosen Auftritt als selbstbewusster Patriarch, der verzweifelt versucht, die Kontrolle zurückzugewinnen. Es ist seine dritte Zusammenarbeit mit Re- gisseur Fernando León de Aranoa – und was für eine! Der Film gewann fünf Goyas (unter anderemBester Film, Beste Regie, Bes- tes Drehbuch, Bester Hauptdarsteller). Er ging sogar als spani- scher Beitrag in das Oscar-Rennen. „Der perfekte Chef“ ist der Beweis, dass ernste Themen auch hochgradig unterhaltsam auf der Leinwand verhandelt werden können, ohne es an Glanz oder Tiefe missen zu lassen. (mag) AB 28. JULI SPA 2021; 120 Min.; R: Fernando León de Aranoa; D: Javier Bardem, Manolo Solo, Almudena Amor ★★★★★ FILM Foto: Alamode Film Der Geschmacksträger für Hamburg Anonym.Kritisch.Unabhängig www.genussguide-hamburg.com ESSEN+TRINKEN SPEZIALNR.35 2022/2023 |€14,80 ISBN978-3-946677-78-9 Durchhalten! Corona,Krieg, Kosten:Gastroam Scheideweg? Super Stullen WoHamburg frühstückt GutSchluck BesteBars, Brauereien undWeinläden imCheck Moin,Welt So international undvielfältig is(s)tHamburg Top Neueröffnungen undmehrals 700Restaurants imTest Genuss-Michel DerHamburger Gastropreis Titelseite.indd 1 16.06.22 13:00 genussguide-hamburg.com Auch ONLINE shop.szene-hamburg.com Jetzt am Kiosk! 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