hamburg:pur August 2022
www.ahoyradio.de Möglichmacher: Medienpartner: JETZT EINSCHALTEN Foto: Julia Steinigeweg THEATER András, ImGegensatz zu vielen anderen Fes- tivals hat das Internationale Sommerfestival auch in den letzten beiden Corona-Jahren stattgefunden. Wie nachhaltig sind die Er- fahrungen dieser Zeit? Wirken sie organisa- torisch und künstlerisch auch ins aktuelle Festival hinein? András Siebold: Unser Credo der vergangenen zwei Jahre war: Wir finden für alles eine Lösung, auch wenn erst mal alles dagegen spricht. Das war zwar eine organisatorische und logistische Herausforderung, aber zeigte vor allem auch eine Perspektive für die vielen freischaffenden Künstler:innen. Denn so ein Festival in der Pan- demie hat immer auch Signalwirkung: Schaut, geht doch. Das kommende Festival haben wir jetzt mit gelassenemOptimismus geplant, ent- sprechend umfangreich ist das Programm. Gibt es Neuerungen betreffend der inhaltli- chen Schwerpunkte oder der Struktur des Festivals? Das Festival hat wieder Vor-Pandemie-Niveau und ist eine Mischung aus internationalen Uraufführungen und Gastspielen, Konzerten, Ausstellungen, Stadtbespielungen und dem Festival-Avant-Garten, Hamburgs Perle der kostenlosen Kunstfreizeitparks. Inhaltlich gibt es Themenstränge zu Schwarzer Popkultur, Care-Praktiken oder Musicals – und viele Quer- verbindungen zwischen den Produktionen, die wir im Vorwort des Programmhefts beschrei- ben, etwa die Farbe Blau. Zur Festivaleröffnung feiert ihr dieWeltpre- miere von Oona Dohertys „Navy Blue“. Darin geht es um die (Künstler-)Krise und deren Überwindung. Nehmt ihr die gegenwärtige globale Situation als Krise wahr, und wie re- agiert ihr mit dem Festival darauf? Das Festival hat sich schon immer auf Gegen- wartsdiskurse bezogen. Oona Doherty zumBei- spiel, hat eine sehr eigene Tanz-Sprache ent- wickelt, in der zwar die Tanzgeschichte bis zum Ballett erkennbar ist, die sich aber auch mit Fragen über Identität, Geschlecht und Klasse auseinandersetzt: In ihrer letzten Arbeit, die wir 2020 gezeigt haben, verbindet sie ihren Tanz mit männlichen Selbstbehauptungsposen der Arbeiterklasse. Diese Gesten zeigt sie in ihrer ganzen Brüchigkeit liebevoll und mit vol- lem physischen Einsatz und lenkt damit den Fokus auf einen abgehängten Teil der Gesell- schaft. Und genau da setzt auch „Navy Blue“ an. Der Kampf des entrechteten Körpers ist bei Doherty fast physisch erfahrbar, verstärkt auch durch den englischen Supermusiker Ja- mie xx, der die Musik für „Navy Blue“ kompo- niert. Zwei Festival-Arbeiten beschäftigen sich mit Andy Warhol. Was fasziniert Gegenwart- künstler wie Gus Van Sant oder Raja Feather Kelly an diesem Pionier der Pop-Art? KAMPNAGEL „Für Theater- schlaf gibt es bessere Alternativen“ Theater- und Tanzperformance, Konzert und Show, Party und Puppenspiel – nach zwei schwierigen Corona-Jahren startet das Internationale Sommerfestival vom 10. bis 28. August wieder voll durch. Und das Publikum zieht mit – da ist sich der künstlerische Leiter András Siebold sicher 17
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz