hamburg:pur August 2022

Foto: Helge Schneider MUSIK Einer der größten Entertainer des Landes kommt in den Stadtpark. Ein Kurzgespräch über Kunst in Zeiten der Corona-Pandemie Helge, in Hamburg hängen gerade überall Konzertplakate von dir, auf denen es unter anderem heißt: „Internationaler Superstar sucht Arbeit.“ Hat sich deine Arbeitssitua- tion nach mehr als zwei Jahren Pandemie ansatzweise normalisiert? Helge Schneider: (lacht) Ich sag mal: Jein. Wo­ bei … eigentlich nicht. Der Einbruch, damals imMärz 2020, ist schon enorm gewesen. Und die Vorahnung, dass es immer so weiter gehen würde, hat sich auch bestätigt. Es ist keine Normalität eingetreten. Auch, was so um einen herum passiert, was man hört und sieht, das hinterlässt schon einen Eindruck. Manchmal denke ich: Was soll das Ganze? Aber dann hatte ich zum Beispiel neulich einen Auftritt, da dachte ich vorher: Momentan ist das eine blöde Welt. Ich kriegte negative Gedanken. Und dann bin ich aufgetreten und war wie ausge­ wechselt. Ich habe alle ad acta gelegt und konnte wirklich gut arbeiten, das hat Spaß gemacht. Gibt es etwas Neues, das du seit Pandemie- beginn über das gesellschaftliche Verständ- nis von Kunst gelernt hast? Es ist so, dass ich mir als Künstler nicht so vor­ komme, als würde ich zu dem großen Getriebe gehören. Als Künstler muss ich ständig über meinen Schatten springen. Ich will ja nicht nur gute Stimmung verbreiten, sondern sie auch selbst haben, damit das alles funktioniert. Kannst du die bisherige Pandemiezeit für dich als Künstler vielleicht sogar in einem Wort oder Satz zusammenfassen? Ich fühle mich berentet – obwohl ich es nicht bin. Also in einemWort: Pension. Nun ist es so, dass du aktuell viele Konzerte nachholst. Du hast kürzlich erklärt, das wäre gar nicht so einfach … … weil man das, was ich vor zwei Jahren ge­ macht hätte, jetzt gar nicht machen könnte. Das Leben ist ja weitergegangen. Ist die Organisation, das Logistische, auch eine Schwierigkeit? Wir sind sozusagen autark, haben immer alles dabei, wenn wir mit unseren zwei, drei Lkw kommen. Wir können jederzeit irgendwo hin­ fahren, sind ständig in Bereitschaft. Die Pro­ bleme, die große Bands haben, haben wir also nicht. Wenn Rammstein irgendwo spielen, müs­ sen die erst mal sieben Tage lang aufbauen. Da kann keiner kommen und sagen: „Könnt ihr morgen da und da spielen?“ Bei uns geht das. Ich bereite mich auf Tourneen auch nur logis­ tisch vor, also nur, was das Bühnenbild angeht. 12 HELGE SCHNEIDER „Ich fühlemich berentet “ MUSIK Alles andere ergibt sich und wird weiterent­ wickelt. Und wenn mir was zu langweilig vor­ kommt, mache ich was anderes. Über dein aktuelles Programm, „Ein Mann und seine Gitarre“, hast du geschrieben: Es sei „von einem Biochemiker und einem In- genieur nebst Diagnosegeräten“ geprüft wor- den. Also ist absolute Hochleistungsunter- haltung garantiert? Auf jeden Fall. Mein junger Sohn, heute zwölf Jahre alt, war vor der Pandemie neun und hat auf der Bühne mitgespielt. Wir mussten des­ halb mehrere Genehmigungen einholen. Unter anderem musste der TÜV kommen und die Bühne prüfen. Zum Beispiel, ob da eine Stufe ist. Scheinbar ist es für ein Kind ziemlich schwierig, über eine Stufe zu gehen. Dann war da so ein Podest, und da musste ein Geländer hin … Was wurde noch inspiziert? Der TÜV-Prüfer kam auch mit einem Dezibel­ gerät. Wenn man selber am Schlagzeug sitzt, darf man nicht mehr als 82 Dezibel entwickeln. Das haben wir auch hingekriegt, mit Besen und so. Und flacher Atmung. Es ist also alles ge­ prüft. In Kürze spielen wir wo, da dürfen am Nachbarhaus nur 72 DB ankommen. Das ist Gesprächslautstärke. Ansonsten wird die Ver­ anstaltung abgebrochen. Für mich ist es des­ halb ein Ansporn, höchstens 27 DB zu entwi­ ckeln, damit man da gar nichts hört. Das finde ich schön. Dann gibt es mehr Pantomime. So ist unsere Welt: Bald gibt es nur noch Panto­ mime und TikTok. Und Rammstein. Und Ed Sheeran. Diese Prognose ist gar nicht so un­ wahrscheinlich. Noch mal zurück zu den Konzertplakaten. Da steht auch drauf, neben einem Bild von dir: „Der Rentner in braun.“ Die gefühlte Pension während der Pandemie hast du vorhin schon beschrieben. Aber grundsätzlich scheint für dich ein Leben ohne Arbeit doch noch lange nicht vorstellbar, oder? Nee, das ist für mich überhaupt nicht vorstell­ bar. Ich habe ja auch viele Kinder, die müssen ernährt werden und ihre Ausbildung machen. Und ich muss auch meine Miete bezahlen. Ich muss arbeiten, interessiere mich aber auch nicht für Ruhestand. Ich arbeite sehr gerne, das ist mein Leben. Interview: Erik Brandt-Höge 25.+26. AUGUST 19:00 UHR Stadtpark Open Air TICKETS: →  (0 40) 4 13 22 60 → KJ.DE 08.08.22 – Kent Club Q 10.08.22 – Mojo Club ONLY THE POETS 12.08.22 – Gruenspan SEASICK STEVE 15.08.22 – Mojo Club PERFUME GENIUS 15.08.22 – Knust DIIV 23.08.22 – Gruenspan ARIES 24.08.22 – Uebel & Gefährlich MONO 24.08.22 – Gruenspan NOAH CYRUS 02.09.22 – headCRASH SOUL GLO 05.09.22 – Mojo Club PALACE 05.09.22 – Nochtspeicher SUPERORGANISM 06.09.22 – Laeiszhalle JON HOPKINS 06.09.22 – Nochtspeicher GREEN CARNATION 07.09.22 – Bahnhof Pauli SON LITTLE 08.09.22 – Laeiszhalle, kl. Saal MOONCHILD 09.09.22 – Laeiszhalle URIAH HEEP 13.09.22 – Häkken JUBËL 14.09.22 – Kent Club AMBER MARK 15.09.22 – Mojo Club PHILIPP DITTBERNER 17.09.22 – Mojo Club DURAND JONES & THE INDICATIONS 18.09.22 – Laeiszhalle, kl. Saal GANES 18.09.22 – Häkken LOLA KIRKE 20.09.22 – Fabrik KASALLA 20.09.22 – Uebel & Gefährlich DANCE GAVIN DANCE 22.09.22– edel-optics.de Arena THREE DAYS GRACE 25.09.22 – Hafenklang WILL AND THE PEOPLE 25.09.22 – Knust DER WEG EINER FREIHEIT 26.09.22 – Laeiszhalle PETER BENCE 26.09.22 – Laeiszhalle, kl. Saal TORD GUSTAVSEN TRIO 26.09.22 – Gruenspan WELSHLY ARMS 27.09.22 – Laeiszhalle MARSHALL & ALEXANDER 27.09.22 – Mojo Club ALEXA FESER 29.09.22 – Markthalle DEAN LEWIS 29.09.22 – Waagenbau ZARTMANN 01.10.22 – Markthalle ÁSGEIR 01.10.22 – Kent Club JADA 02.10.22 – Kent Club WRABEL 02.10.22 – headCRASH LOATHE 03.10.22 – Häkken PRATEEK KUHAD 05.10.22 – Molotow FATHERSON 06.10.22 – Fabrik ILKA BESSIN 06.10.22 – Markthalle OSCAR AND THE WOLF 06.10.22 – Hafenklang PANOPTICON 06.10.22 – Sporthalle ALAN WALKER 06.10.22 – Barclays Arena BILLY IDOL 07.10.22 – Markthalle DONAVON FRANKENREITER 07.10.22 – Mojo Club LETTUCE 08.10.22 – Elbphilharmonie, kl. Saal REBEKKA BAKKEN SOLO 10.10.22 – Gruenspan GLUECIFER 10.10.22 – Kampnagel / K6 JOSÉ GONZÁLEZ 11.10.22 – Laeiszhalle KLAUS HOFFMANN 11.10.22 – Barclays Arena THE BLACK CROWES 13.10.22 – edel-optics.de Arena BLIND GUARDIAN 14.10.22 – Fabrik JAZZKANTINE 14.10.22 – Laeiszhalle ANASTACIA 16.10.22 – Barclays Arena THE CURE 13