hamburg:pur August 2022

Foto: Maike im Hafen Foto: Felix MS STUBNITZ Liegeplatz gesucht Seit 2013 liegt die Stubnitz in Hamburg. Eigentlich sollte es nach dem Lockdown wieder richtig losgehen, doch die Zukunft des Kultur- und Clubschiffs ist ungewiss. Wie die heranrückende Bebau- ung an den Liegeplatz in der HafenCity umfangreiches Programm unmöglich macht, ob die Stadt reagiert und welche Alternativen möglich wären, berichten die Crewmitglieder Hannah und Stefan zu machen, Live-Musikkultur in all seinen Fa- cetten einen Experimentierort zu bieten und ein soziokultureller Ort als seetaugliches In- dustriedenkmal zu sein. Mit welchen Einschnitten müsst ihr zurzeit leben? Stefan: Aktuell können wir das Achterdeck und die Außenbar nicht mehr bespielen. Wir werden häufig aufgefordert, den Bass herunterzudre- hen, wobei das nur in begrenztemMaß möglich ist. Gerade in einer Großstadt gehen Menschen ja aus, um laute Musik zu hören und sich zu treffen – was im Wohnblock in der Bude ja so nicht geht. Das zu bieten ist unsere Arbeits- grundlage. Letztendlich ist das größte Problem die Lärmemission des Publikums in der früh- abendlich zur Ruhe kommenden HafenCity, wo sich Elbratte und Brückenspinne gute Nacht sagen. Richtig problematisch ist das bei Fir- menfeiern und Club-Events mit mehreren Hun- dert Besucher:innen, hier haben wir große Sor- ge vor Rufschädigung, dass man bei uns nur noch im Flüsterton feiern kann. Ohne diese Ver- anstaltungen gelingt uns aber die Finanzierung des Gesamtprojektes Stubnitz nicht mehr. Wäre ein anderer Liegeplatz die Lösung? Hannah: Auf jeden Fall kann ein Liegeplatz- wechsel die Probleme lösen, die durch die un- mittelbare Nähe am Wohngebiet entstehen. Die Stubnitz hat den Vorteil, dass sie auch in Zukunft mit der Stadtentwicklung mitgehen und eben dort hingesetzt werden kann, wo es am besten passt. Wer kann das sonst schon außer Eiswägen? Wir wären ready für Fisch- PARTY Hannah und Stefan, wie konnte die Stubnitz die Zeit des Lockdowns überstehen? Stefan: Finanziell glücklicherweise wie viele andere Spielstätten mit dem Clubrettungs- schirm der Kulturbehörde und den Überbrü- ckungshilfen. Dazu kamen bewilligte Förder- anträge über Neustart Kultur. Ideell haben wir die Zeit mit unseremOnline-Format „Platten- froster Television“ überstanden, was uns für den eigenen Crew-Zusammenhalt und für die Vernetzung nach außen wahnsinnig geholfen hat. Personell geht es uns wie allen; viele Leute sind weggebrochen. Wie setzt sie sich die Crew heute zusammen? Hannah: Wir sind ein gemeinnütziger Verein, die organisatorische Arbeit basiert weitest- gehend auf Ehrenamt. Dadurch ist naturgemäß mehr Bewegung als bei einemBetrieb mit An- gestellten. Unsere Leute haben mal mehr, mal weniger Zeit, weil sie sich auf ihre Lohnarbeit fokussieren müssen. Es gibt sehr wenige geringfügig angestellte Menschen – durch unsere finanziell angespannte Situation aber stets zu wenige. Leider fallen deshalb einzel- ne Verantwortlichkeiten und Gewerke immer wieder in sich zusammen. Aber wir sind seit Neuestem anerkannte Stelle für den Bundes- freiwilligendienst (Bufdi), eine erste Stelle konnte auf August besetzt werden, weitere sollen folgen, yeah! Und wir arbeiten aktuell an unserer Willkommenskultur, um es interes- sierten Menschen einfacher zu machen, ins Projekt einzusteigen. Denn neue Gesichter, die Lust haben mitzugestalten und zu frickeln, sind herzlich willkommen! Kurz vor der Pandemie musste die Stubnitz ins Trockendock. Ist das Schiff jetzt fit für die nächsten Jahre? Stefan: Wir haben die Lockdownphasen ge- nutzt und 2019 bis 2021 die umfassendsten Instandhaltungsmaßnahmen seit Beginn des zweiten Lebens der Stubnitz als Kulturschiff durchgeführt. Hier wurde vieles ersetzt und ausgebessert, durch genaues Draufschauen aber auch neue Probleme entdeckt. Wenn wir es schaffen, hier in den kommenden Jahren anzuknüpfen und den Reparaturrückstau voll- ends aufzuarbeiten, wäre das Schiff länger- fristig technisch nachhaltig in Schuss und be- reit für weitere Abenteuer. Wer sich ein biss- chen reinnerden will: Auf unserem YouTube- Kanal sind unter dem Namen „Rust never sleeps“ spannende Clips zu finden und einen ausführlichen Bericht auf unserer Homepage gibt’s auch. Vor dem Lockdown konntet ihr dort weitest- gehend ungestört Veranstaltungen durch- führen. Was hat sich daran jetzt geändert? Hannah: Der Bezug der Neubauten in der Baa- kenallee gegenüber der Stubnitz hat kurz vor dem ersten Lockdown begonnen. Dadurch ist ein absehbarer Interessenskonflikt entstan- den, das wird besonders seit Wiederaufnahme des Live-Kulturprogrammes dieses Jahr deut- lich. Es gibt nur wenige Nachbar:innen, die ihre Wünsche nach mehr Ruhe an uns, die Stadt und die HafenCity GmbH deutlich herantragen. Eine Lösung dieses Konflikts ist aber auch sehr in unseremSinne. Es geht uns nicht darum, zu provozieren, es geht uns darum, Kulturarbeit 10 markt, Landungsbrücken, Baakenhöft oder Nordseite Elbbrücken bei der S-Bahn-Station. Die Wurfleine dafür haben wir schon in Richtung Stadt und HPA geworfen. Hat sich das Programm bereits verändert? Stefan: Lange Club-Veranstaltungen oder sol- che mit viel Publikumwerden problematischer, aber das sind natürlich die, von denen wir leben. Auf die können wir nicht verzichten. Kulturpro- gramm auf dem Außendeck ist leider gar nicht mehr möglich. Generell kann man bei vielen Stellschrauben darüber reden, an ihnen zu dre- hen – das kulturelle Programm ist aus unserer Sicht die falsche. Wie reagiert die Stadt? Hannah: Wir sind an die Stadt herangetreten, um eine Verbesserung der Situation für alle Be- teiligten zu erwirken. Dazu befinden wir uns wie gesagt in Gesprächen mit der Kulturbehörde und der HafenCity GmbH. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Stadtentwicklungstypisch ist hier leider kein Schnellschuss zu erwarten. Was müssten die Verantwortlichen eurer Meinung nach tun? Stefan: Was wir uns wünschen ist ein klares Si- gnal der Stadt, dass die Stubnitz als Kulturort und gelistetes Industriedenkmal in Hamburg gewollt ist. Verbalen Zuspruch, insbesondere von der HafenCity, erleben wir schon jetzt. Aber wir glauben, dass es darüber hinausgehen und handfest werden muss. Hamburg hat die Chan- ce einem seit 30 Jahren bestehenden, seefähi- gen Zentrum für Live-Musik, Musikkultur und besondere Veranstaltungen eine Perspektive zu bieten. Aus unserer Sicht sollte das sehr im Interesse der Stadt Hamburg als Hafenstadt und Musikmetropole sein, denn die Stubnitz hat als Experimentierort und Kunstprojekt für Kultur- arbeit noch viel ungenutztes Potenzial. Hannah: An der Stelle muss man vielleicht mal sagen, dass wir uns freuen, mit Senator Brosda in Hamburg einen Kulturverantwortlichen zu ha- ben, dem Musikclubs am Herzen liegen, denn wir unterstützen die Initiative „Clubs are Cul- ture“ im Kampf dafür, dass Clubs endlich als vollwertiger Teil der Kultur anerkannt werden, genau so selbstverständlich wie es bei Opern, Theatern und Konzerthäusern schon lange der Fall ist. Welche Konsequenzen hätte die aktuelle Si- tuation für die Zukunft, wenn nichts passiert? Hannah: Dann könnten wir nicht mehr so ver- anstalten, dass wir wirtschaftlich überlebens- fähig sind. Das liegt amNachbarschaftskonflikt und an unserem Liegeplatz, der zu weit ab vom Schuss für die Ausgehgewohnheiten vieler Ham- burger:innen ist. Es ist also allen Beteiligten klar, dass etwas passieren muss. Interview: Ole Masch stubnitz.com PARTY KONZERTE DJ SETS WORKSHOPS KINDERPROGRAMM STRASSENTHEATER KUNST LESUNGEN SLAMS FI LM ARTISTIK KULINARIK AKTIVITÄTEN www.norden-festival.com /nordenfestival GEFÖRDERTVON: Das ist Skandinavien TAGESTICKETS ab 12 EUR 5 EUR Rabatt mit NAH.SH Ticket* *Nachweis muss vorgezeigt werden, IC, EC, ICE ausgenommen KARSTEN JAHNKE KONZERTDIREKTION GMBH GEFÖRDERTVON VERANSTALTER MEDIENPARTNER . . HERBIE HANCOCK&BAND . . OMD . . FATFREDDYS DROP . . BESTOF STAND UP SLAM . . BESTOF POETRYSLAM . . JOSS STONE . . . HELGE SCHNEIDER . . RUSS . . HUBERTVON GOISERN . . JAHRE DEINE FREUNDE . . STEFAN GWILDIS . . . AUSVERKAUFT STADTPARK OPENAIR DIGGING FOR NUTS SINCE  TICKETS: \ KJ.DE \ TICKETS KJ.DE STADTPARKOPENAIR.DE #stadtparkopenair 11

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