Hamburg Pur - August 2021

Foto: Paper Plane Records International/Sarah Storch MUSIK ALICE MERTON Hin zur Härte Alice Merton arbeitet momentan an einem neuen Album, das dunkler und aggressiver klingen soll, als der bekannte Sound der 27-Jährigen. Kurz vor ihrem Stadtpark-Konzert erzählt sie, wie es zum Klangwechsel kam Alice Merton, kürzlich hast du auf Instagram ein Foto gepostet, auf dem du mit Impfpflaster zu sehen bist. Darunter hieß es: „We have to put an end to this, so just do it.“ Was waren denn in den vergangenen Monaten die größten Herausfor- derungen für dich? Alice Merton: Die größte Schwierigkeit war für mich, dass mein Job einfach nicht funktioniert. Was ich nicht verstehen konnte: Dass zum Beispiel viele Menschen in Flugzeugen fliegen und Fußballspiele stattfinden dürfen – aber etwa Theatervorstellun- gen vor Publikum mit jeweils einem freien Stuhl zwischen den Gästen nicht. Das fand ich ein biss- chen fragwürdig. Feststeht, dass die Gesundheit der Menschen immer an erster Stelle stehen soll- te, und ich akzeptiere die Entscheidungen, die auf politischer Ebene getroffen werden. Aber wir dür- fen die Kultur nicht vergessen. Ich hatte in den vergangenen Monaten leider das Gefühl, dass die Kultur in den Hintergrund gerückt ist. Du hast während der Pandemie an einem neuen Album gearbeitet. Hat dich die Musik, vor allem das Schreiben von neuen Songs, in schwierigen Phasen aufgefangen? Auf jeden Fall! Es war ja das Einzige, was ich machen konnte: Ins Studio gehen und Musik zu machen. Es war schon eine Art Rettung, dass ich zumindest das noch durfte. Wenn ich auch nicht 12 13 MUSIK wusste, wann es wieder losgehen und ich mit den neuen Songs auftreten würde. Im Frühjahr 2021 hast du mal gesagt, dass die Songs, die du 2020 geschrieben hast, dunkler geworden wären als alles, was man bisher von dir kannte. Lag das ausschließ- lich an der Pandemie? Es lag unter anderem an der Pandemie. Aber „Vertigo“ (ak- tuelle, bereits erschienene Single; Anm. d. Red.) ist auch ein dunkler Song, und den habe ich schon vor der Pandemie ge- schrieben. Man macht ja im Leben verschiedene Phasen durch, und die letzten zwei Jahre waren für mich eine eher schwierige Phase. Die wollte ich in meiner Musik widerspie- geln. Ursprung der textlichen „Vertigo“-Geschichte war ein Abend in Berlin, ein Geburtstag von einem Freund von dir, der für dich mit einer Panik vor einem Club und eben mit Schwindel endete … … genau. Drei Wochen später bin ich nach Kanada geflogen und habe zum ersten Mal mit demProduzenten K gearbeitet. Ich habe ihm die Geschichte erzählt und gesagt: Der Song dazu darf ruhig ein bisschen härter sein. Er handelt vomWeg raus aus der Unsicherheit und zurück zumSelbstvertrauen „Why can’t I just let it go?“, fragst du darin. Hast du eine Antwort darauf gefunden? Ja. Durch die Pandemie und die Zeit konnte ich mich selbst ein bisschen besser kennenlernen und lernen, mich einzu- schätzen. Was kam dabei heraus? Dass ich ein Mensch bin, der sehr kontrolliert ist. Ich mag zum Beispiel kleine Räume mit vielen Menschen nicht. Ich mag auch düstere Orte nicht. Und Fliegen auch nicht, auch wenn ich das für meinen Beruf machen muss. Aber für den Fall, dass ich in solchen Situationen bin, habe ich Mechanis- men entwickelt, um locker zu lassen. Deine Live-Shows wirken immer sehr energetisch, sehr selbstbewusst. Vielleicht ist es auch das Adrenalin, das dir auf der Bühne Sicherheit gibt? Seitdem ich fünf bin, habe ich mit Lampenfieber zu kämpfen. Und ich habe auch jetzt noch vor jedemAuftritt damit zu tun. Aber je öfter ich die angesprochenen Mechanismen anwen- de, umso besser wird es. Angst kann ich inzwischen verste- cken und in Energie umwandeln. Wenn ich fertig bin mit einer Show, bin ich allerdings echt kaputt. Viele Musiker erzählen von mehr Sicherheit auf der Bühne, je größer und unübersichtlicher das Publikum wird, weil die Situation dann abstrakt wirkt und man nicht jede Re- aktion der Leute direkt mitbekommt, wie in einem kleinen Club. Wie ist das bei dir? In einem kleineren Raum fühle ich aufgrund der Enge manch- mal unwohl. Aber vor einem großen Publikum denke ich: Da schauen Tausende von Menschen zu – die haben auch Tau- sende von Meinungen über mich. Und ich muss alle dazu bringen, den Abend zu genießen. Es sind einfach zwei ver- schiedene Kategorien. Aber trotzdemmag ich auch beides. Würdest du denn eine Open-Air-Show im Stadtpark, mit- ten imGrünen, einer kleinen verschwitzten Club-Show vor- ziehen? Wahrscheinlich schon (lacht) . Und wird es vom kommenden Album im Stadtpark auch schon etwas zu hören geben? Auf jeden Fall! Natürlich nicht zu viel, aber einen Teil davon. Interview: Erik Brandt-Höge 4.8. STADTPARK OPEN AIR, 20 Uhr STADTPARK OPENAIR TICKETS: \ KJ.DE \ TICKETS KJ.DE NEWS/INFOS VERLEGTE KONZERTE → : STADTPARKOPENAIR.DE DIGGING FOR NUTS SINCE  GEFÖRDERTVON VERANSTALTER MEDIENPARTNER MIT ABSTAND HAMBURGS SCHÖNSTE BÜHNE! . . ALICE MERTON . . CAMPINO . . ELEMENT OF CRIME . . FURY INTHE . . WiebuschBosseUhlmann . . KURT KRÖMER . . PAUL VAN DYK . . REA GARVEY . . BEST OF POETRY SLAM . . LOTTO KING KARL . . PHILIPP POISEL . . JOSÉ GONZÁLEZ . . SOPHIE HUNGER . . GIANT ROOKS . . . OLLI SCHULZ . . DEINE FREUNDE THE YELLOW JACKET SUMMER SESSIONS HOPE STREET. »Wie ich einmal englischerMeister wurde« SLAUGHTERHOUSE & DIE ˜ RICHTIGEN

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