August 2020

18 FILM Regisseur Marco Bellocchio widmet sich in seinem Film den gewaltvollen Auseinandersetzungen der Cosa Nostra und bringt über die Figur des Kronzeugen Tommaso Buscetta die Frage von Schuld und Verrat vors Gericht und Kinopublikum Foto: Pandora Filmverleih Man stirbt und basta IL TRADITORE – ALS KRONZEUGE GEGEN DIE COSA NOSTRA Es gehört schon Finesse dazu, einen Film über den wohl bedeutendsten Kronzeugen gegen die italienische Mafia zu drehen und den Film „Il Tra- ditore“ („Der Verräter“) zu nennen. Denn wer hier eigentlich der Verräter ist, ist letztlich eine Frage der Perspektive. Der Film des erfahrenen Regis- seurs Marco Bellocchio, 81, dreht sich genau um diese Frage. Erzählt wird die Geschichte von Tommaso Bus- cetta (Pierfrancesco Favino), einem charisma- tischen und einflussreichen Mafioso aus Palermo, der sich mit seiner dritten Ehefrau Cristina (Ma- ria Fernanda Candido) und den gemeinsamen Kindern nach Brasilien absetzt und seither als „Boss der zwei Welten“ gilt – also diesseits und jenseits des Atlantiks. Innerhalb der sizilianischen Cosa Nostra gibt es zu dieser Zeit einen Zwist, der blutig ausgetragen wird. Totò Riina (Nicola Calì) und sein Clan, die Cor- leonese, liquidieren erbarmungslos rivalisierende Clans. Buscetta verliert 14 Verwandte, darunter auch seine beiden Söhne, seinen Bruder, seinen Schwiegersohn, seine Neffen und Vettern. Er wird in Brasilien verhaftet und nach Italien überführt, wo er die Entscheidung trifft mit dem legendä- ren Richter Giovanni Falcone (Fausto Russo Ale- si) zu kooperieren und in einem groß angelegten Gerichtsprozess (Maxi-Prozess) gegen die Cosa Nostra auszusagen. Er bricht damit das eherne Schweigegelübde (omertá) – nicht ohne Folgen.

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